• von Albrecht Künstle
  • Giuseppe Gracia gab sein siebtes Buch heraus
  • Mit einem Vorwort von Henryk M. Broder

Der Schweizer Schriftsteller Giuseppe Gracia, Sohn eines sizilianischen Italieners und einer Spanierin, gab sein siebtes Buch heraus. Es trägt einen zunächst dramatisch anmutenden Titel: „ Wenn Israel fällt, fällt auch der Westen: Warum der Antisemitismus uns alle bedroht “. Doch nach einer kurzen Denkpause stellt sich in der Tat die Frage, ob im damaligen Krieg gegen die Taliban am Hindukusch, im noch ferneren Afghanistan, wirklich eine noch größere Bedrohung unserer Freiheit abgewehrt wurde, als dies im Verteidigungskrieg Israels gegen die ebenso menschenverachtende Hamas und Hisbollah geschieht. Womit wir schon halbwegs im Thema des Büchleins sind. Dessen Bedeutung lässt sich schon daran ermessen, dass kein Geringerer als Henryk M. Broder das Vorwort von immerhin 11 Seiten Länge (!) verfasste – quasi als Vorspann eines säkularen Juden für einen bekennenden Katholiken. Genau besehen ist das keine Besonderheit; denn Broder hat begriffen, dass in einem „Palästina“ vom Jordan bis zum Mittelmeer auch den säkularen Juden kein milderes Schicksal drohen würde als gläubigen Juden und Christen.

Aus diesem lesenswerten Vorwort seien hier einige Thesen herausgegriffen. Broder stellt die Absurdität heraus, dass der rhetorische und gewalttätige Antisemitismus im gleichen Moment freien Lauf nahm, als der Angriff aus dem Gazastreifen auf Israel mit 1.200 Toten erfolgte. Es sollte der Auftakt des Versuchs sein, ganz Palästina endlich judenfrei zu machen, wie es im Gazastreifen bereits der Fall war; vor 80 Jahren war das Unterfangen in Europa kurz vor der „Endlösung“ gescheitert. Doch die gegenwärtige linke “Polit-Schickeria” gedenkt mit Inbrunst „den ermordeten Juden, fremdelt aber mit den lebenden“, wundert sich Broder. Und darüber, dass Juden immer zum Feindbild taugen, „egal ob Kapitalist oder Kommunist, ob arm oder reich, klug oder dumm“: Antisemiten fänden immer einen Grund für ihre Judenfeindlichkeit, unabhängig vom Bildungsstand.

Kein Existenzrecht für Israel?

Was passiert, wenn Israel fällt“, rundet Broder sein Vorwort ab – und dies sei keine abstruse Kopfgeburt: Die Härte der IDF gegen seine militanten Feinde sei damit zu erklären, „dass Israel es sich nicht leisten kann, einen Krieg zu verlieren … es wäre ein existenzieller Supergau, der letzte aller Kriege, das physische Ende …“ Ich erlaube mir, an dieser Stelle ein Nachwort zum Vorwort einzufügen: Deutschland hätte im Fall des Sieges über Israel allen Grund, von den 7,2 Millionen Juden der dortigen Bevölkerung von insgesamt zehn Millionen ebenso viele aufzunehmen, wie es vor 80 Jahren umbrachte – rund 6 Millionen. Dann allerdings würden in unserem Land in etwa gleich viele Millionen Muslime den Juden gegenüberstehen und würden diesen hier vermutlich das Leben zur Hölle machen. Dann würde aus dem Nahostkrieg ein ebensolcher Krieg hier mitten in Europa. Nach Israel würde als nächstes Deutschland fallen.

Nun aber zu Giuseppe Gracias Buch selbst. Dieses gliedert sich in zwei Hauptteile: „Warum der Judenhass uns alle bedroht“ und „Fakten und Hintergründe zu Israel“. Diese Teile sind in kurze Kapitel mit aussagekräftigen Titeln gegliedert, die sich gut zum nachträglichen Rekapitulieren eignen. Gleich unter dem ersten Titel wird auf die umstrittene Staatsgründung Israels eingegangen. „Die moralische Sauberkeit der Entstehung eines Staates zum Kriterium für seine Legitimität zu machen würde bedeuten, praktisch alle heute existierenden Staaten infrage zu stellen. Wer dies explizit nur bei Israel tut, zeigt damit die typische Methode des Antisemitismus.“ Leider fehlen dazu – aufgrund des etwas kurz gehaltenen Buchumfangs – beispielhaft die Staatsgründungen in Nahost: 1922 Ägypten, 1923 Türkei, 1943 Libanon, 1946 Syrien und Jordanien, und schließlich 1948 die Gründung Israels. In Europa 1944 (in London) Polen, 1945 Jugoslawien und aus diesen nach dem Balkankrieg die bekannten Staatsgründungen, insbesondere der neue Kosovo. In der Neuzeit dann 1991 die Ukraine und andere Ex-Staaten der Sowjetunion. Aber Israel sollte kein Existenzrecht erhalten?

Ursachen des islamischen Judenhasses

Problematisiert wird in diesem Zusammenhang der „Judenhass im Islam“. Korrekt begründet handelt es sich dabei nämlich nicht um eine bestimmten Völkern (Arabern, Türken, Persern…), sondern dem Islam immanente Wesenseigenschaft. Und wie auch ich es in meinen Beiträgen immer tat, hebt Autor Gracia auf den Koran und die Hadithen als Ursache des islamischen Judenhasses ab und zitiert dazu einige Suren (dass ihm dafür nicht der Prozess gemacht wird wie mir, dürfte daran liegen, dass er in der Schweiz in Sicherheit ist). Die Raketen, mit denen Israel beschossen wurde, trugen Namen von jüdischen Oasen, die von Muhammad erobert wurden. Und die am 7. Oktober 2023 von der Hamas geplünderten Einrichtungs- und Haushaltsgegenstände aus den überfallenen Kibbuzim wurden mit dem koranischen „Ghanima“ beschriftet: “Kriegsbeute”. So wie auf den Beutezügen Muhammads, denen im Koran eine ganze Sure gewidmet ist.

Im Kapitel „Israel-Palästina“ wird auf die behauptete Landfrage eingegangen. „Das Erklärungsmuster verleitet zur Annahme, der Nahost-Konflikt sei ein Territorialkonflikt und lasse sich entsprechend lösen durch eine ‚gerechte‘ Umverteilung des Landes…“ Das sei aber ein Irrtum. Selbst wenn Israel nur noch Badestrände am Mittelmeer verblieben, würden diese von den militärischen Flügeln der Regierungen des Gazastreifens und der PLO des Westjordanlandes bekämpft. Sie bestreiten das Existenzrecht Israels grundsätzlich – unabhängig von dessen Größe. Was in dem Buch leider nicht als Beweis herangezogen wird, spiegelt sich aber in den Flaggen. Nicht nur in denen der Hamas und Hisbollah, sondern auch in der von Europa hofierten PA mit seinem Präsidenten Mahmut Abbas und seiner Fatah (näheres zu den Palästinenserflaggen siehe hier; darauf jeweils oben zu sehen ist das rein islam-grüne judenfreie Palästina vom Jordan bis zum Mittelmeer) dürften keinerlei Mittel mehr aus Europa und den islamischen Staaten zufließen – dann wäre die Gefahr bald gebannt. Vertieft wird dieses Problem in Gracias Buchkapitel „Israel seit dem 19. Jahrhundert“.

Wer garantiert das bessere Leben in Nahost?

Auch einen eher philosophischen Abschnitt enthält das Büchlein – im Kapitel „Tod dem Gott der Bibel“. Darin stellt sich der Autor die Frage: „Könnte der Hass auf Juden darauf hinweisen, wie der Antisemit zu Gott steht?“. Zur Beantwortung greift er auf Papst auf Benedikt XVI. zurück: „Im Tiefsten wollen jene Gewalttäter mit dem Austilgung dieses Volkes den Gott töten, der Abraham berufen, der am Sinai gesprochen und dort die bleibend gültigen Maße des Menschseins aufgerichtet hat…“ (also die Zehn Gebote). Im heutigen Westeuropa scheine das Establishment die Bedeutung der Religion nicht zu verstehen, wird in einem weiteren Kapitel postuliert, auch nicht weltlich – von Engels bis Marx: „Der Antisemitismus ist das Merkzeichen einer zurückgebliebenen Kultur.“ Der (islamische) Antisemitismus sei eine doppelte Warnung – an alle Frauen und Männer, die selbstbestimmt leben wollen. Und vor einer Gesellschaft beziehungsweise Diktatur, die glaubt, auf die jüdische und christliche Kultur verzichten zu können.

Der letzte Teil von Garcias Buch, „Fakten und Hintergründe zu Israel“, ist eine Art Nachschlagewerk zur Entstehungsgeschichte des Landes und seinen aktuellen Problemen. Die Herrschaftsverhältnisse wechselten dort oft, und wer zu welcher Zeit die stärkeren Rechte reklamieren konnte, war immer eine Glaubens- und Machtfrage. Aber niemand stellt sich die pragmatische Frage, wer heutzutage eigentlich eher in der Lage ist, für die zehn Millionen Menschen (einschließlich der über zwei Millionen Araber in Israel) ein gutes Leben zu gewährleisten – der moderne Staat Israel und seine demokratisch wechselnden Regierungen (und seien sie noch so umstritten) – oder die islamistischen Machtcliquen und Herrscher in der arabischen Nachbarschaft? Die Antwort darauf geben wohl jene Araber selbst, die ihr Leben in Israel dem in jedem einzelnen seiner Nachbarland vorziehen. Dieser Artikel erschien zuerst bei ANSAGE hier https://ansage.org/wenn-israel-faellt-faellt-auch-der-westen/

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