Fast ein Monat ist vergangen, seit der Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas in Kraft trat und die Hamas nutzt die Kampfpause aus, um sich durch Wiederbewaffnung, die Rekrutierung neuer Kämpfer und die Festigung ihres Zugriffs auf Bereich unter ihrer Kontrolle einzugraben.

Für die Hamas ist der Anfang Oktober verkündete Friedensplan von US-Präsident Donald J. Trump offensichtlich nichts anderes als ein vorübergehender Waffenstillstand (Hudna), der dazu genutzt werden soll, mit Unterstützung von Qatar und der Türkei die politische und militärische Kontrolle über den Gazastreifen auszuweiten. Genau das hat die Hamas in den letzten zwei Jahrzehnten getan. Nach jedem Waffenstillstand nach den Kämpfen mit Israel nutzte die Terrororganisation die Ruhephase, um ihre militärischen Kapazitäten wieder aufzustocken und wiederherzustellen, was ihr schließlich den Angriff auf die südlichen Ortschaften Israels am 7. Oktober 2023 ermöglichte.

Die Hamas hat trotz wiederholter Zusagen, die Vereinbarungen des Waffenstillstands einzuhalten, noch immer nicht alle Geiseln Israels freigegeben. Diese Weigerung verstößt selbstverständlich gegen Trumps Plan, der Folgendes vorsieht:

„Innerhalb von 72 Stunden nach der öffentlichen Annahme dieses Abkommens durch Israel werden alle Geiseln, lebend und tot, freigegeben.“

Schlimmer noch: Die Terrororganisation wurde dabei ertappt, wie sie in Gaza-Stadt die Entdeckung der sterblichen Überreste des israelischen Geisels Ofir Tzarfati vortäuschte, bevor sie diese dem Roten Kreuz übergab. Drohnenaufnahmen der israelischen Streitkräfte (IDF) zeigen, wie Hamas-Terroristen am 27. Oktober 2025 um 16:07 Uhr einen weißen Leichensack aus einem Gebäude im Viertel Shajjaiyeh in Gaza-Stadt brachten, ihn in eine zuvor ausgehobene Grube legten und mit Sand bedeckten. Sechs Minuten später trafen Mitarbeiter des Roten Kreuzes vor Ort ein. Die Terroristen gruben den Sack daraufhin mit einem Bulldozer aus und gaben vor, ihn vor den Vertretern des Roten Kreuzes zum ersten Mal zu „finden“.

Am 1. November ergaben DNA-Tests des israelischen Nationalen Instituts für Rechtsmedizin, dass die drei sterblichen Überreste, die die Hamas einen Tag zuvor an Israel zurückgegeben hatte, nicht zu den ermordeten israelischen Geiseln gehörten. Am 3. November hielt die Hamas weiterhin acht Leichen israelischer Geiseln fest und verstieß damit direkt gegen das Abkommen mit Trump.

Die Hamas weiß zweifelsohne, wo sich alle Leichen befinden, doch die Terrororganisation zögert sie an Israel zu übergeben. Sie gibt vor, Schwierigkeiten bei der Suche nach den Leichen unter den Trümmern zu haben. Die Terrorgruppe hatte jedoch keinerlei Probleme, Palästinenser aufzuspüren, die der „Kollaboration“ mit Israel verdächtigt werden oder die es wagten, die Hamas während des Krieges zu kritisieren. Die Hamas zögert zudem, weil sie ein ernstes Problem mit der zweiten Phase des Trump-Plans hat, die die Niederlegung und Entwaffnung der Terrorgruppe vorsieht.

Was wir hier erleben, ist eine kalkulierte Verzögerung, die darauf abzielt, Zeit zu gewinnen und die US-Regierung zu zermürben, bis Trump die zahlreichen Ultimaten, die er der Terrorgruppe gestellt hat, aufgibt. Dieses Zögern soll der Hamas ermöglichen, die Kontrolle über den Gazastreifen wiederzuerlangen.

Berichten zufolge hat die Hamas bis zu 7.000 neue Kämpfer rekrutiert, um die Kontrolle über die Gebiete zurückzuerlangen, aus denen sich die israelischen Streitkräfte gemäß dem Waffenstillstandsabkommen zurückgezogen haben. Ein Hamas-Vertreter erklärte gegenüber der BBC, seine Gruppe wolle verhindern, dass der Gazastreifen unter die Kontrolle lokaler Milizen oder, wie die Hamas es nennt, „Kollaborateure“ Israels gerate. Im Zuge dieser Bemühungen hat die Hamas ein massives Vorgehen gegen ihre Kritiker, politische Rivalen sowie mutmaßliche Bandenmitglieder und „Kollaborateure“ eingeleitet. Seit Beginn dieser Repressionen hat die Hamas Dutzende Palästinenser getötet, oft durch öffentliche, außergerichtliche Hinrichtungen.

Das Vorgehen der Hamas und die Interviews ihrer Vertreter in den Medien seit Beginn der Waffenruhe zeigen, dass die Terrororganisation keinerlei Absicht hat sich zu entwaffnen oder die Sicherheitskontrolle über den Gazastreifen aufzugeben. Mohammed Nazzal, ein hochrangiger Hamas-Vertreter, erklärte am 17. Oktober gegenüber Reuters, seine Gruppe beabsichtige, die Sicherheitskontrolle im Gazastreifen während einer Übergangszeit aufrechtzuerhalten. Auf die Frage, ob die Hamas ihre Waffen gemäß dem Trump-Plan abgeben würde, sagte Nazzal:

„Ich kann das nicht mit Ja oder Nein beantworten. Ehrlich gesagt, hängt es von der Art des Projekts ab. Was genau bedeutet dieses Abrüstungsprojekt? An wen sollen die Waffen übergeben werden?“

Nazzals Äußerungen stellen auch einen Verstoß gegen den Trump-Plan dar, der Folgendes besagt:

„Sämtliche militärische, terroristische und offensive Infrastruktur, einschließlich Tunnel und Waffenproduktionsstätten, wird zerstört und nicht wieder aufgebaut. Es wird einen Prozess der Entmilitarisierung des Gazastreifens unter der Aufsicht unabhängiger Beobachter geben, der die dauerhafte Außerbetriebnahme von Waffen durch ein vereinbartes Entwaffnungsverfahren umfasst…“

Seit Inkrafttreten des Waffenstillstands wurden drei israelische Soldaten bei zwei separaten Angriffen der Hamas getötet. Selbst der Premierminister von Qatar, dem Hauptunterstützer der Hamas, erklärte, die Hamas habe den von den USA vermittelten Waffenstillstand gebrochen, als sie israelische Soldaten angriff. „Was gestern (28. Oktober) geschah, war ein Verstoß“, sagte Premierminister Mohammed bin Abdulrahman al-Thani und bezog sich dabei auf einen Vorfall, bei dem Stabsfeldwebel (d.Res.) Yona Efraim Feldbaum getötet wurde, als Hamas-Terroristen im südlichen Gazastreifen mehrere Panzerabwehrraketen auf israelische Soldaten feuerten.

Weitere Beweise für die völlige Missachtung des Trump-Plans durch die Hamas und ihre fortgesetzten Bemühungen, die Kontrolle über den Gazastreifen zurückzuerlangen, lieferte das US-Zentralkommando (CENTCOM) am 1. November:

Am 31. Oktober beobachtete das von den USA geführte Zentrum für zivil-militärische Koordinierung (CMCC), wie mutmaßliche Hamas-Kämpfer einen Hilfslastwagen plünderten, der Teil eines humanitären Konvois war und dringend benötigte Hilfsgüter internationaler Partner für die Bevölkerung im Gazastreifen im nördlichen Khan Younis transportierte.
Das Koordinierungszentrum wurde durch Videoaufnahmen einer US-amerikanischen MQ-9-Drohne alarmiert, die zur Überwachung der Einhaltung der Waffenruhe zwischen Hamas und Israel über dem Gebiet kreiste.
Die Kämpfer griffen den Fahrer an und stahlen die Hilfsgüter und den Lastwagen, nachdem sie den Fahrer auf den Mittelstreifen gedrängt hatten. Der aktuelle Zustand des Fahrers ist unbekannt.

In der vergangenen Woche haben internationale Partner täglich mehr als 600 Lastwagen mit Handelswaren und Hilfsgütern in den Gazastreifen geliefert. Dieser Vorfall untergräbt diese Bemühungen.“

Seit Kriegsbeginn am 7. Oktober 2023 gab es zahlreiche Berichte darüber, dass die Hamas humanitäre Hilfe stiehlt und auf dem Schwarzmarkt an Bewohner des Gazastreifens verkauft. Das Geld fließt natürlich in den Wiederaufbau der militärischen Kapazitäten der Hamas und in die Bezahlung ihrer Mitglieder. Statt die Verantwortung zu übernehmen und zu versprechen, die Plünderungen zu beenden, reagierte die Hamas auf die Erklärung von CENTCOM mit dem Vorwurf der Lüge gegen die Amerikaner:

„Wir bestätigen, dass dieser Vorwurf von Anfang an völlig falsch und erfunden ist und Teil einer gezielten Desinformationskampagne der Medien darstellt, die darauf abzielt, die palästinensischen [Hamas-]Polizeikräfte zu diffamieren, die ihrer nationalen und humanitären Pflicht nachkommen, Hilfsgüter zu sichern und Hilfskonvois zu schützen.“

Ahmed Alkhatib, ein ehemaliger Gaza-Bewohner und angesehener politischer Analyst, merkte dazu an:

„Den Gazastreifen mit Hilfsgütern vollzustopfen, nur damit Hamas-Terroristen diese stehlen, verkaufen oder besteuern, um Geld zu verdienen und weiterhin eine relevante Kampftruppe zu bleiben, wird langfristig als Strategie nicht funktionieren. Es geht nicht um einen Mangel an Hilfe, sondern darum, wer Zugang zu dieser Hilfe erhält. Dauerhafte Stabilität und Frieden gibt es erst, wenn die Hamas aus dem Gazastreifen vertrieben ist – ein Schritt, der den Einsatz von Gewalt gegen diese faschistische Miliz erfordert.“

Selbst wenn wir die zweite Phase des Trump-Plans erreichen, wird die Hamas zweifellos versuchen, alle, einschließlich der Administration Trump, zu täuschen. Die Hamas könnte beispielsweise einige ihrer Sturmgewehre an Dritte abgeben, aber den Großteil ihrer Tunnel und ihres Waffenarsenals samt Raketen und Sprengkörpern behalten. Es ist auch möglich, dass die Hamas versucht, ihre Mitglieder in eine neue Sicherheitstruppe zu integrieren, die im Gazastreifen eingesetzt werden soll, unter dem Vorwand, sie seien nicht mit der Terrorgruppe verbunden.

Darüber hinaus gibt es Anzeichen dafür, dass die Hamas bereits versucht, die geplante technokratische Regierung im Gazastreifen indirekt zu kontrollieren, indem sie eigene Kandidaten nominiert. Jeder von der Hamas nominierte Kandidat sollte nicht als „unabhängig“ betrachtet werden, da er die Interessen der Terrororganisation über alle anderen stellen wird. Es ist zudem unvorstellbar, dass die Hamas nach dem Leid und der Zerstörung, die sie in den letzten zwei Jahren über Israelis und Palästinenser gebracht hat, ein Mitspracherecht bei der Zukunft des Gazastreifens erhalten sollte.

Es ist an der Zeit, dass die Administration Trump und die internationale Gemeinschaft erkennen, dass wir derzeit Zeugen eines Versuchs sind die Hamas neu zu positionieren und zu reproduzieren, um ihre fortgesetzte Kontrolle über den Gazastreifen zu sichern. Die Hamas muss nicht nur von der Macht, sondern aus dem gesamten politischen, wirtschaftlichen, sozialen und militärischen Bereich entfernt werden.

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