Buchbesprechung: „Die Juden im Koran – Ein Zerrbild mit fatalen Folgen“ von Abdel-Hakim Ourghi

* von Albrecht Künstle

Quelle Beitragsbild oben: Logo von Albrecht Künstles Blog „Die andere Sicht“

  • KA-Stiftung kann sich Verschwörungstheorie nicht erklären

Die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gab eine Studie in Auftrag, um „Verschwörungstheorien“ ins Reich der Märchen zu verfrachten. Dabei sind schon einige von ihnen eingetreten. Anlass der Studie war „Corona“, weil viele glaubten, die Impfkampagnen nützten insbesondere der Pharmaindustrie. Mit den Titeln Das ist alles bewiesen und „Ergebnisse aus repräsentativen und qualitativen Umfragen zu Verschwörungstheorien in Deutschland“ sollte aber das Gegenteil aufgezeigt werden: Dass alles, was nicht dem vorherrschenden Glauben entspricht, Verschwörungstheorie sei. In einem Interview mit dem Deutschlandfunk am 10. August konnte sich die Autorin Viola Neu folgendes Ergebnis nicht erklären:

Die Sozialstruktur spielt zwar neben kleinen Bildungseffekten für die Ausbildung von Verschwörungstheorien eine geringe Rolle, doch gibt es davon zwei Ausnahmen: Befragte muslimischen Glaubens sind zu 59 Prozent der Ansicht, dass es sicher (24 Prozent) oder wahrscheinlich (35 Prozent) geheime Mächte gibt, die die Welt steuern. Auch Befragte mit Migrationshintergrund (1. Generation 42 Prozent; 2. Generation 24 Prozent) vermuten überdurchschnittlich häufig, dass es geheime Mächte gibt. …“, so die Studie. Für weniger Blauäugige liegt es jedoch auf der Hand, dass diese zwei Ausnahmen nur mit dem Glauben an eine jüdischen Weltverschwörung erklärt werden kann. Die Studienverantwortliche Frau Neu sollte sich folgendes Buch vornehmen.

„Die Juden im Koran – Ein Zerrbild mit fatalen Folgen“ lautet der Titel des neuen Buches von Abdel-Hakim Ourghi. Er stammt aus Algerien, studierte dort und in Freiburg Philosophie und Islamwissenschaft. Seit 2011 leitet er hier den Fachbereich islamische Theologie und Religionspädagogik und ist Initiator der „Freiburger Deklaration“ für einen reformierten, säkularen Islam. Dieses, und zwei weitere Bücher „Reform des Islam – 40 Thesen“ und „Ihr müsst kein Kopftuch tragen“, hatten den Widerstand von strenggläubigen Islamverbänden zur Folge.

Der streitbare Autor, selbst gebürtiger Muslim, war ein indoktrinierter Antisemit. Juden galten auch für den jungen Ourghi als Täter, die Muslime als Opfer. Das lernte er von Kindesbeinen an, später eingebläut in Moscheen, arabischen Schulen und der Hochschule. Das Bittgebet „Möge Allah die verfluchten Juden erniedrigen und zerstören“ wird nicht nur in arabischen Moscheen gen Mekka geschleudert. Zu uns kommende Muslime legen dieses Credo nicht mit dem Grenzübertritt ab. Grenzübertritte der Toleranz gegenüber uns Andersgläubigen gibt es bei uns täglich. Aber es gibt rühmliche Ausnahmen:

Ourghi ist eine prominente Stimme der liberalen Muslime in Deutschland und setzt sich seit Jahren für eine Reform des Islam ein …“, würdigte die ZEIT den Autor. Im Klappentext des islamgrünen Buches zitiert er sich selbst so:

Fest steht, dass nicht alle Muslime Antisemiten sind. Fest steht jedoch auch, dass viele Muslime Antisemiten sind … und dass Islam und Judenfeindlichkeit nichts miteinander zu tun haben sollen, ist unwahr.“ Und weiter, „Das Buch ist allen Jüdinnen und Juden gewidmet, die im Laufe der Geschichte unter muslimischer Herrschaft diskriminiert und aus ihrer Heimat vertrieben und verfolgt wurden oder der islamischen Judenfeindschaft und dem Antisemitismus zum Opfer fielen.“

Das Buch von 232 Seiten ist gegliedert in neun Kapitel mit zusätzlich 58 Seiten Literatur- und 401 Quellenangaben. Ein wissenschaftliches Werk, das aber nicht zulasten der Leserlichkeit geht. Das Kapitel „III. Die doppelte Schuld. Das Verdrängen und die Umkodierung der Geschichte des Islam“ sollten sich insbesondere Lehrkräfte zu Gemüte führen. Vertieft wird das im Kapitel „VI. Der Heilige Krieg des Propheten gegen die Juden in Medina“ und im Kapitel „VIII. Der Pakt des Kalifen Umar und die endgültige Vertreibung der Juden.“ Für Unkundige interessant ist auch das Kapitel „IX. Der gelbe Flicken als islamische Vorgeschichte des Judensterns.“ Hitler, der sich mit dem Islam recht gut verstand, hatte sich dessen gelbe Farbe nicht ausgedacht. Weiter erfährt man beim Lesen auch, dass Christen die blaue Erkennungsfarbe zu tragen hatten, um sie besser als „Affen“ (Juden) und „Schweine“ schmähen zu können.

Der besondere Verdienst des Buches ist aber, dass die oft unrühmliche Geschichte und Gegenwart des Islam, das Denken strenggläubiger Muslime, mit den jeweiligen Koransuren unterlegt ist. Muslime saugen ihre Kultur nicht mit der Muttermilch ein, erst eine streng-koranische Erziehung zu Hause, in den Moscheen und Koranschulen macht viele zu dem, was sie sind. Das Einzige, was meines Erachtens in dem Buch zu bemängeln ist, dass man teilweise erst nach der Hälfte des Kapitels zum Kern des Schwerpunktes kommt. Im Kapitel „II. Der Mythos des toleranten Andalusiens“ liest man erst nach sieben Seiten, dass es die „friedliche Koexistenz“ zwischen den Juden und Muslimen, die „goldene Zeit“, ebenso wenig gab wie mit den Christen in El Andaluz (ich selbst schrieb schon dazu).

Eine Buchvorstellung in der Badischen Zeitung meinte dagegen, „Um zu verstehen, woher die Ressentiments und Feindseligkeiten mancher Muslime gegenüber Juden kommen, reicht Ourghis Analyse nicht aus“ – Note: nicht ausreichend. Wirklich nicht? Und nur „mancher“ Muslim? Nein, es sind viele „manche“: Denn eine weitere Studie der KAS zum Antisemitismus in Deutschland stellte fest, dass 12 Prozent von ihnen Juden als „hinterhältig“ ansehen, 26 Prozent sie für „die Herrscher der Welt“ halten und …

7 Prozent von ihnen akzeptieren sogar Gewalt gegen Juden! Sind das wirklich nur „manche“ Muslime? Bei 5,6 Mio. Muslime in Deutschland wären das (ohne Kinder) 500.000 bis 1 Mio. muslimische Antisemiten, darunter 300.000 potenziell Gewaltbereite oder solche, die bei Übergriffen durch ihre Strenggläubigen klammheimliche Freude hegen. Der BZ-Rezitator Michael Saurer scheint ein laxes Verhältnis zur deutschen Sprache zu haben, wenn er solch erschreckende Zahlen mit „manche“ Muslime abtut. Ob wenigstens Bundespräsident Steinmeier diese Gefahr für unsere Demokratie in seiner Rede zu 75 Jahre Verfassungskonvent im Kopf hatte?

Ich halte dagegen, dass „manche“ Leser diese Zeitung für seriös halten, aber alle das Buch von Abdel-Hakim Ourghi gelesen haben sollten. Es ist im Buchhandel erhältlich, ISBN 978-3-532-62888-1. Es kostet zwar 26 Euro, aber der Erkenntnisgewinn geht über 10 Cent pro Seite hinaus.

 

Dieser Artikel wurde ohne „KI“ nur mit Künstle-Intelligenz erstellt und erscheint auch auf der Webseite des Autors, der es (abgewandelt) mit Martin Walser hält: „Ich kann nichts dafür … dass sich in mir etwas gegen diese Dauerpräsentation unserer Medienmacht wehrt.“

 

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