von Jeff Jacoby, 21. August 2024 (The Boston Globe)
(zum Beitragsbild oben: Israelische Demonstranten halten Schilder und Poster mit der Forderung, dass eine Vereinbarung arrangiert wird die Geiseln aus dem Gazastreifen nach Hause zu bringen)
Im Februar 1862 griffen vom General Ulysses S. Grant befehligte Gruppen Fort Donelson an, eine wichtige Position der Konföderierten. Als der kommandierende Offizier des Forts erkannte, dass er keine Chance hatte, schickte er eine Nachricht an Grant und bot Gespräche über eine Kapitulation an. Zu seinem Erstaunen lehnte Grant Verhandlungen ab.
„Keine Bedingungen außer der bedingungslosen und sofortigen Kapitulation können akzeptiert werden“, antwortete Grant. „Ich schlage vor, dass Sie sofort mit ihren Arbeiten beginnen.“
Diese prägnante Antwort auf dem Schlachtfeld machte Grant zum Nationalhelden und sie ließ den Ausgang des Krieges erahnen, als General Robert E. Lee mit seiner Armee am Appomattox Court House in Virginia vor Grant kapitulierte,
Im Zweiten Weltkrieg übernahmen die Alliierten Grants Haltung. Auf der Konferenz von Casablanca erklärten Präsident Franklin D. Roosevelt und der britische Premierminister Winston Churchill 1943, dass der Krieg nur mit der „bedingungslosen Kapitulation“ der Achsenmächte enden könne.
Manche Konflikte enden durch Verhandlungen. Aber bei einigen Feinden ist die einzig akzeptable Niederlage die bedingungslose. Der Sklaven haltende amerikanische Süden war ein solcher Feind. Genauso Nazi-Deutschland und das Kaiserreich Japan. Und so ist es auch mit der Hamas, dem völkermörderischen Terror-Regime im Gazastreifen, das am 7. Oktober diese Brutalität entfesselte.
Es sind mehr als 10 Monate vergangen, seit Wellen an von der Hamas organisierten Mördern eine nicht provozierte Invasion des südlichen Israel begannen, fast 1.200 Israelis abschlachteten und 251 Geiseln verschleppten. Im Krieg, der an diesem Tag ausbrach, hat Israel regelmäßig bekräftigt, dass das Ziel der totale Sieg über die Hamas ist.
Doch während der Krieg weitergeht, befindet sich Israel in Verhandlungen mit der Hamas um die Freilassung der Geiseln, von denen sich noch 109 in Gefangenschaft befinden. Am Sonntag übte US-Außenminister Antony Blinken, der sich zum 9. Mal seit dem 7. Oktober in der Region aufhält, Israels Führung dazu zu nutzen, was er „die vielleicht letzte Gelegenheit“ nannte eine Waffenstillstand und die Freilassung der Geiseln auszuhandeln. Am Montag akzeptierte der israelische Premierminister Benjamin Netanyahu den jüngsten amerikanischen Vorschlag. Aber die Hamas hat ihn bereits abgelehnt, was bedeutet, dass Druck auf Israels Führung immer weiter gehende Zugeständnisse zu machen um die Geiseln zurückzubekommen, weitergehen wird.
Ein Großteil dieses Drucks ist interner Natur: Fast zwei Drittel der Israelis sind für einen Geisel-Deal der diskutierten Art. Das bedeutet, dass sie die Freilassung von bis zu 1.000 palästinensischen Häftlingen unterstützen, die wegen Terroraktivitäten und anderen Sicherheitsvergehen verurteilt sind. Mindestens 100 dieser Häftlinge sind Mörder, die lebenslange Haftstrafen absitzen. Jeder in Israel kennt den Preis, der für diesen Schritt gefordert wird. Aber das nationale Sehnen die Geiseln nach Hause zu bringen ist derart verzehrend und das Mitgefühl für das Leiden ihrer Familien so intensiv, dass die meisten Israelis bereit sind sogar so maßlose Bedingungen zu akzeptieren, um den Schmerz zu beenden.
Aber der Geisel-Deal wird den Schmerz nicht lange beenden. Er wird nur mehr davon garantieren.
Im Verlauf der Jahrzehnte hat Jerusalem wiederholt zugestimmt jede Menge, hunderte, sogar tausende Terror- und Jihad-Häftlinge freizulassen, um die Freiheit einer Handvoll israelische Gefangene zugestimmt – oder in vielen Fällen der Rückkehr ihrer Leichen. Bis heute ist das Muster derart gut etabliert, dass Israels Feinde sie für selbstverständlich halten. „Was wir in unseren Händen haben“, freute sich ein Hamas-Vertreter hämisch gegenüber Al-Jazira am 7. Oktober, „wird all unsere Gefangenen freilassen.“ Letzten November stimmte Israel einem vorübergehenden Waffenstillstand und der Freilassung von 240 palästinensischen Terroristen zu, um 105 Geiseln nach Hause zu bringen. Jetzt fordert die Hamas, dass als Preis für die Freilassung der verbliebenen israelischen Gefangenen weitere 1.000 Militante laufen gelassen werden.
Israel ist eine Demokratie. Wenn eine Mehrheit seiner Bürger bereit ist, solch schiefe Vereinbarungen zu unterstützen, dann ist es so gut wie sicher, dass die israelische Regierung sich dem fügen wird.
Doch es ist so gut wie sicher, dass das Ergebnis in weiteren bei zukünftigen Gräueltaten getöteten, verletzten und entführten unschuldigen Israelis bestehen wird – Gräueltaten, die von einigen genau der Terroristen verübt werden, die Israel freilässt. Das ist das Ergebnis eines jeden solchen Deals gewesen, dem Israel in der Vergangenheit zugestimmt hat.
1985 z.B. ließ der jüdische Staat 1.150 palästinensische Sicherheitshäftlinge im Tausch für drei israelische Gefangene frei. Dutzende der freigelassenen Gefangenen kehrten zu Terroraktivitäten zurück. Darunter war ein Aktivist der Muslimbruderschaft namens Ahmed Yassin, der ein paar Monate später die Hamas gründete, eine nicht vorstellbare Reihen an Gemetzel und Barbarei startete.
2011 ließ Israel, um einen entführten Soldaten namens Gilad Schalit zu befreien, 1.027 inhaftierte Terroristen frei. Zu ihnen gehörten zwei prominente palästinensische Mörder, Yahya Sinwar und Rawhi Moschtaha. Heute ist Sinwar der Oberkommandierende der Hamas und Muschtaha gehörte (bis er letzten Monat getötet wurde) zu seinen engsten Vertrauten. Mit anderen Worten: Der Albtraum vom 7. Oktober wurde von Terroristen geplant, die im Schalit-Deal freigelassen wurden. Israel war überglücklich, als Schalit freigelassen wurde, aber der Pries für diese Freiheit ist unbeschreiblich: tausende ermordete, vergewaltigte und verschleppte Israelis, ganz zu schweigen von zehntausenden palästinensischen leben, die bei den aktuellen Kämpfen das Leben verloren.
Israel wird nie Frieden haben, solange es solche Vereinbarungen aushandelt. Die einzigen Bedingungen, die der Hamas angeboten werden sollte, ist die bedingungslose Kapitulation. Wie Israel und seine Verbündeten inzwischen wissen sollten, wird alles andere mehr Horror und Blutvergießen bedeuten, für Juden wie für Araber.