Israelische Zugeständnisse sind vergeblich

Obwohl es viele Gründe gibt, warum Israels Feinde niemals eine Waffenstillstandsvereinbarung mit Israel für den Gazastreifen anerkennen würden, ist ein Grund grundlegend, übergeordnet und unveränderbar. Weil Israel ein jüdischer Staat ist, würden jegliche Verpflichtungen Jerusalems aus Zugeständnissen von diesen Feinden automatisch als ungültig erachtet werden. Für Israel bestünde ipso facto die einzige „Abhilfe“ gegen diese vorbestimmte Orientierung des Feindes darin zu verschwinden.

Philosophisch ist das nicht kompliziert. Im Wesentlichen erfordern diese bitteren Schlüsse keine vielschichtigen Einblicke und Expertise von maßgeblichen Jura-Wissenschaftlern. Für den Iran und seine Handlanger darf Israel niemals mehr der einzelne Jude als Ganzes sein.

Von dem Standpunkt der Wechselseitigkeit aus betrachtet spielt es für den Iran, die Hamas, den Islamischen Jihad, die Hisbollah usw. überhaupt keine Rolle, wenn Israel humanitären Unterbrechungen der Kampftätigkeiten oder den Konflikt beendenden Pakten zustimmt.

Für solche inhärent renitente Feinde sind die Muslime verpflichtet „den Juden zu bekämpfen und ihn zu töten…“1 Für diese selbsternannten Gegner des Völkerrechts stellt der jüdische Staat im Dar al-Islam (der Welt des Islam) eine nicht hinnehmbare Abscheulichkeit dar. Für diese Täuscher sind israelische Akte des guten Willens, egal, wie gut gemeint, immer bedeutungslos.

Zumindest im Prinzip sind die schmerzlich rechtlosen Haltungen des Feindes festgeschrieben und zeitlos. Bei solchen glaubensbasierten Haltungen ist Antizionismus nie mehr als eine transparente Form der Judenfeindlichkeit gewesen. Bevor Israel eine spürbare Linderung des jihadistischen Kriegs und Terrors erwarten kann, muss es zuerst diese kraftsteigernden Quellen feindlichen Hasses eingestehen.

Diese Quellen haben prima facie nichts damit zu tun, dass Israel ein „Aggressor“ oder „Besatzer“ ist. Israels Unterschrift auf Waffenstillstands-Dokumenten oder „Nachfolge“-Vereinbarungen zu palästinensischer Eigenstaatlichkeit würde Jerusalems jihadistischen Gegnern per Definition nichts bedeuten, egal ob schiitisch oder sunnitisch. Absolut nichts.

Es gibt verschiedene relevante Details. Im islamischen Nahen Osten sind dogmatische Antisemiten ihren lüsternen Hassformen unerschütterlich treu geblieben. Der Grund ist, dass der Antisemit individuell wie kollektiv auf keinerlei echte Qualitäten „des Juden“ oder des jüdischen Staats reagiert. Her reagiert einzig auf seine persönlichen Ängste und Sorgen.

Allgemeiner, erklärt Jean-Paul Sartre in „Antisemit und Jude“ (1948): „Wenn es den Juden nicht gäbe, würde der Antisemit ihn erfinden.“ Und weiter: „Der Antisemit ist ein Mann, der Angst hat, allerdings nicht vor den Juden, sondern vor sich selbst, vor seinem Bewusstsein, vor seiner Freiheit, vor seinen Instinkten, vor seinen Verantwortlichkeiten, vor Einsamkeit, vor Veränderung, vor der Gesellschaft und vor der Welt – vor allem außer den Juden.“

Bei Israelis sollte das tiefe Verständnis des französischen Philosophen nicht auf taube Ohren fallen dürfen. Was die ständigen Denunzierungen der israelischen Verteidigungspolitik angeht, von unübersehbaren Feinden wie von selbsterklärten Neutralen, so kann die Wahrheit nicht einfach zugunsten der behaupteten Zweckmäßigkeit beiseite geschoben werden. Sicher, Israels Terrorbekämpfungs-Operationen haben im Gazastreifen beträchtliche zivile Opfer gefordert, aber diese Schäden sind immer ungewollt gewesen. Vom Recht her sind sie das unvermeidbare Ergebnis dessen, dass der Feind auf „Perfidität“ und „menschliche Schutzschilde“ zurückgreift.

In krassem Gegensatz dazu ist der zerstörerische Schaden, der unschuldigen israelischen Bürgern, besonders den brutal behandelten und vergewaltigten Geiseln des 7. Oktobers, das gewollte Ergebnis von Jihad-Kriminalität. Solche „offenkundige Absicht wird mens rea genannt.

Vom Iran gestützte Terror-Verbrechen haben nichts mit palästinensischer Souveränität oder Eigenstaatlichkeit zu tun. Was viele dieser Übeltäter tatsächlich mit solchen Verbrechen erstrebten, sind mörderische Ekstasen menschlichen Barbarentums.

Am 7. Oktober 2023 wurden männliche wie weibliche Israelis, Säuglinge und kleine Kinder wie Erwachsene von Hamas-Terroristen gruppenvergewaltigt. Wie allerlei Videos dokumentierten, waren die Täter von konkretem Hass erregt, besonders von der Tatsache, dass ihre Verbrechen, denen sie selbst applaudierten, ohne die üblichen zivilisatorischen Hemmungen verübt werden konnten. Und vor allem hatten die Killer, als „Märtyrer“, erwartet, dass ihre entsetzlichen Verbrechen ihnen „Macht über den Tod verleihen würden.

Die Hamas und mit ihr verbundene Jihadisten-Gruppen streben an „Dem Juden“ und dem „jüdischen Staat“ den Tod zu bringen, weil sie obsessiv „die Schrecken des Grabes“ fürchten. Es überrascht nicht, dass im manipulativen Verhalten von Terrorführern wie Yahya Sinwar unvergleichbare Feigheit zu erkennen ist: Sie klammern sich verzweifelt an die Schändung irdischen Lebens und ermutigen gleichzeitig einfache palästinensische Araber zu „Märtyrertum“.

Für Sinwar ist es einfach. Der Tod und das Leiden der Gaza-Zivilisten stellen „notwendige Opfer“ dar. Ironischerweise führt, Israelis Bomben werfen zu lassen, um „Märtyrer“ zu schaffen, dazu, dass „der Jude“ verunglimpft wird und die manipulierten Araber dankbar sind. Für Yahya Sinwar ist es ein Geniestreich, ein perverses Verhalten, das doppelte Belohnung bringt.

Was soll Israel tun? Soll es alle Vernunft ausblenden und die haltlosen „Waffenstillstands“-Versprechen des Feindes akzeptieren? Zumindest muss Israel endlich begreifen, dass die Vergangenheit ein Prolog ist und dass hochtrabenden Beteuerung der Gegner bloß die jüngsten islamistischen Begleiterscheinungen sorgfältig geplanter Vernichtungsaktionen sind. In diesen Plänen, zu denen praktisch einseitige Waffenstillstände gehören, sind Krieg und Terror die Unterstützungstaktiken eines schrittweisen Völkermords. In Reaktion hat Israel nur eine Grundpflicht: Gegen seine störrischen (staatlichen wie substaatlichen) Feinde mit umsichtigem Engagement für die nationale Macht vorzugehen. Dieses Engagement sollte im Gegenzug auf Geschichte, Intellekt und Vernunft gegründet sein.

Als Perikles seine Grabrede mit aufwändigem Lob der Athener Zivilisation hielt, machte er das weitgehend aus militärischer Sicht.  Sie wurde von Thucydides aufgezeichnet, einem Historiker, dessen Hauptinteresse darin bestand die Zunahme und den Einsatz von Macht für militärische Zwecke zu studieren; die Rede von Perikles drückte Zuversicht auf einen letztlichen Sieg Athens aus, aber auch Sorge wegen selbst zugefügter Rückschläge auf dem Weg dahin:

„Was ich mehr fürchte als die Strategien unserer Feinde“, sagt Perikles, „sind unsere eigenen Fehler.“. Obwohl Perikles die Trennung der Feindstrategien und der Athener Fehler übertrieb (in Wirklichkeit hingen sie zusammen), gibt es eine wichtige Lektion für das heutige Israel: Vergiss bei der Beobachtung der Kriegsvorbereitungen des Feindes nicht, dass die Effektivität dieser Vorbereitungen immer von Israels erkennbaren Reaktionen abhängt.

In aller Weltpolitik, aber besonders im Nahen Osten, sind wir bei der allmählichen Enthüllung eines Geheimnisses dabei, eines, in dem der Kern der Wahrheit dessen, was stattfindet, ungesagt bleibt.

In der unmittelbaren Zukunft wird der Iran seine Vorbereitungen für einen chemischen/biologischen/atomaren Krieg gegen den jüdischen Staat beschleunigen. Unbeeinflusst von irgendwelchen parallelen öffentlichen Bekenntnissen zu „Waffenstillständen“, werden diese Vorbereitungen (zu denen auch EMPs oder Waffen für elektromagnetische Impulse gehören könnten) ihren eigenen Weg gegen und, wenn ihnen keine Hindernisse in den Weg gelegt werden, in existenziellen Aggressionen gegen ein Land gipfeln, das weniger als halb so groß wie der Michigansee in Amerika ist.

Darüber hinaus sollte Israel niemals die Augen gegenüber den potenziell synergetischen Gefahren palästinensischer Eigenstaatlichkeit und einem Krieg mit dem Iran schließen. Nur zur Erinnerung: Wenn eine strategische militärische Interaktion „synergetisch“ ist, ist das schädliche „Ganze“ größer als die Summe seiner „Teile“. Bei diesen Interaktionen sollten die „Geometrie“ immer der „Physik“ Vorgang geben.

In der Endanalyse sollte Israel eingestehen, dass ein großer und in die Länge gezogener Krieg mit dem Iran alles andere als unvermeidlich ist und dass dieser Konflikt geführt werden muss, solange der Iran „präatomar“ ist. Bezüglich künftiger Waffenstillstände, in der Gegenwart oder der Zukunft, wird die größte Einzelgefahr für Israel im kumulativen, überwältigenden Schaden liegen, der helfen könnte einen atomaren Iran zu „gebären“.

Paradoxerweise liegt die ultimative Überlebensaufgabe für Israel nicht darin einen Krieg mit dem Iran an sich zu vermeiden, sondern sicherzustellen, dass jede solche Auseinandersetzung unternommen wird, bevor der Hauptfeind atomar handlungsfähig wird. Das gilt unabhängig davon, ob man annimmt, dass der Iran ein rationaler Feind ist oder nicht.


  1. „Die Stunde des Gerichts wird nicht kommen, bis die Muslime die Juden bekämpfen und sie töten.“ S. Sahih Muslim, Buch 41, zitiert in der Charta der Hamas (Die Islamische Widerstandsbewegung), 1988. ↩︎

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