Sind Namen Schall und Rauch? Die Herkunft von Judäa, Philistäa, Palästina und Israel

Griffin Judd, HonestReporting, 16. Juli 2019

Übernommen von Medien BackSpin – Falsches zu Nahost richtig gestellt

Das Land zwischen dem Jordan und dem Mittelmeer ist Jahrtausende lang bewohnt worden, so viel ist unbestritten. Jericho, Jerusalem, Jenin und Jaffa gehören alle zu den ältesten Städten der Welt und sind seit der Zeit vor dem Jahr 2000 v.Chr. kontinuierlich besiedelt gewesen.

Aber wie so ziemlich alles andere zu diesem Land kontinuierlich ist, so ist das auch mit dem Namen der Fall. Palästinensische Historiker wie Nur Masalha und Schlüsselmitglieder der Palästinenserführung bis hinauf zu Mahmud Abbas haben behauptet, dass die Palästinenser die Nachkommen antiker Völker wie der Kanaaniter und Philister sind und dass der Name „Palästina“ dieser Verbindung entstammt.

Behält man im Kopf, dass Nationalismus, wie wir ihn verstehen, an und für sich ein Phänomen des 19. Jahrhunderts ist, lohnt es sich zu fragen, ob die palästinensischen Behauptungen wahr sind.

Kommt der Name Palästina von dem Volk oder entnahm da Volk seinen Namen dem Ort?

Die Herkunft des Namens „Palästina“

Die antiken Königreiche Israel, Judah und Philistäa

Es gibt zwei Hauptquellen für die Region, die heute unter wechselnden Bezeichnungen wie Israel, Palästina, die Levante und Kanaan bekannt ist: die Archäologie und die Bibel. Es gibt zwar Unterschiede zwischen den beiden, aber Archäologen und Historiker stimmen überein, dass das allgemeine Narrativ der Bibel stimmt: Kanaaniter herrschten in der Levante, bevor sie von den antiken Hebräern verdrängt wurden, die dann mit den Philistern kämpften, bis eindringende Imperien beide Stämme vertrieben.

Der Name „Palästina“ taucht erstmals in den Historien von Herodot im 5. Jahrhundert v.Chr. auf, um den Küstenbereich der Levante zu beschreiben, wo die Philister lebten, bevor die Römer ihn nach der Unterdrückung des Bar Kochba-Aufstands von 132 n.Chr. auf die gesamte Gegend anwandten. Danach galt das Wort Palästina für das ganze Land und folgende Herrscher bezeichneten es so.

Herkunft des palästinensischen Volks

Die osmanische Provinz Syrien

Es ist wichtig sich daran zu erinnern, dass das Land zwar im Jahr 134 n.Chr. Palästina genannt wurde, der Islam aber erst weitere 500 Jahre später in der Region ankam.

634 begannen die Führer des ersten muslimischen Kalifats eine Reihe von Invasionen, die die Eroberung der ehemals oströmischen Provinzen der Levante zur Folge hatte, einschließlich der Gegend, die damals als Palästina bekannt war. Der Eroberung folgte die Massenkonversion der Bevölkerung zum Islam und die gleichzeitige Migration arabischer Menschen aus ihrer heimischen Halbinsel in ihre neu eroberten Territorien, wo sie sich rasch in Gesellschaften integrierten und mit den Einwohnern vermischten; sie schufen ausgeprägt eigene Gruppen, die eng mit der arabischen Kultur übereinstimmte.

Die Levante wurde nach der islamischen Eroberung von einer Reihe von Reichen und Kalifaten beherrscht, zuerst von den Raschidun-, den Omajjaden-, den Abassiden- und Fatimiden-Kalifaten, dann vom Königreich Jerusalem (gegründet von den Kreuzrittern), denen die ajubidischen und Mameluken-Sultanate folgen, bevor sie schließlich von den Osmanen erobert wurden, die die Levante von 1516 bis 1917 beherrschten. Obwohl sie von den Türken beherrscht wurden, waren die Osmanen sehr erfolgreich darin die Araber zu integrieren. Erst 1908 begannen die Araber über den politischen Arabismus für mehr Rechte und Unabhängigkeit zu agitieren.

Die Große Arabische Revolte von 1916, gestützt vom britischen Empire, beendete die osmanische Kontrolle über das Gebiet. Die Revolte war ein Produkt arabischen Nationalismus, den Nachfolger des politischen Arabismus und die arabische Antwort auf türkischen Nationalismus.

Aber nicht alle Araber glaubten an die Bewegung und es gab keinen weit verbreiteten Aufstand in den Gebieten Palästinas. Trotzdem wurde nach dem Ende des Ersten Weltkriegs die Region Palästina Teil des Arabisch Königreichs Syrien, als dieses ausgerufen wurde; dazu gehörten das gesamte moderne Syrien, der Libanon und Teile von Jordanien. Erst als das Königrich 1920 auseinanderfiel, begann in Reaktion auf den Zionismus und die steigenden Pegel jüdischer Immigration in das, was jetzt das britischen Mandat für Palästina war, eine Art einer eigener palästinensischer nationaler Identität aufzukommen.

Die Herkunft des Namens „Judäa“

Die Hasmonäer-Dynastie

Der Name „Judäa“ kommt vom Königreich Juda, einem der Nachfolgestaaten der biblischen vereinten Monarchie, die das gesamte antike Israel beherrschte. 934 v.Chr. gegründet, herrschte das Königreich über das Land von Jerusalem bis Beer Sheva, bis es 586 v.Chr. von den Neo-Babyloniern erobert wurde.

Obwohl das Königreich zerstört wurde, überlebte der Name mit dem jüdischen Volk und als ein unabhängiges Königreich im Jahr 140 v.Chr. wieder unabhängig wurde, wurde das Land als Judäa bezeichnet. Dieser Name überlebte sogar die römische Eroberung des Königreichs und die römische Provinz, die aus einem großen Teil des ehemaligen Königreichs beschaffen wurde, trug den Namen Judea (in seiner lateinischen Form Iudaea).

Die Menschen in Judäa begrüßten die römische Herrschaft jedoch nicht und die jüdischen Einwohner rebellierten mehrfach, was die Stationierung riesiger Armeen notwendig machte. Nach dem dritten und letzten davon (der bereits erwähnte Bar Kochba-Aufstand) änderten die Römer den Namen dieser Provinz als Teil ihrer Bemühungen den jüdischen Nationalismus zu unterdrücken und danach blieb der Name Palästina hängen.

Herkunft des Namens „Israel“

Israel ist ein Name, der noch älter ist als Judäa; er ist in der Bibel zu finden (Genesis/1. Mose 32,29):

Da sprach der Mann: Nicht mehr Jakob wird man dich nennen, sondern Israel (Gottesstreiter); denn mit Gott und Menschen hast du gestritten und hast gewonnen.

Der Name Israel wurde danach mit den Stämmen und dem Königreich Israel identifiziert, das Jakobs Nachfahren gründeten und wurde zum Synonym mit Juda, bevor er diesen schließlich ersetzte.

Das erste Beispiel für weit verbreitete Verwendung des Namens in der modernen Zeit findet sich während des britischen Mandats: Während der offizielle Name in Englisch „Mandate for Palestine“ (Mandat Palästina) lautete, enthielten auf Hebräisch geschriebene offizielle Dokumente die Initialen für Eretz Yisrael.

Britisches Mandat Palästina

Das zusammen mit der Tatsache, dass der Name Juda mit Landstrichen assoziiert wurde, die zumeist im Teilungsplan von 1947 inbegriffen waren, hatten den Namen des neuen jüdischen Staates zum Ergebnis: Medinat Yisrael, der Staat Israel.

Warum ist das wichtig?

In einer anderen Situation wäre das lediglich eine Debatte über Semantik: Levante, Kanaan, Judäa, Philistäa, Palästina, Israel – das wären alles unterschiedliche Namen für denselben Landstrich.

Leider ist ein Schlüsselmerkmal des palästinensischen Nationalismus das Auslöschen jüdischer Geschichte und deshalb spielt es sehr wohl eine Rolle, wie das Land genannt wird. Die palästinensische Autonomiebehörde verurteilt regelmäßig archäologische Funde in der Stadt Jerusalem als Fälschung oder illegitim (siehe hier, hier und hier). Es ist heutzutage üblich Behauptungen zu hören wie „Jesus war Palästinenser“, aber das ist irreführend: Jesus wurde höchstwahrscheinlich in Bethlehem geboren, das heute innerhalb der Westbank liegt, aber er war Jude und zur Zeit seiner Geburt war Bethlehem Teil der herodianischen Tetrarchie, eines jüdischen Satellitenstaats Roms. Darüber hinaus ist die Behauptung Jesus sei Palästinenser gewesen (oder Israeli oder Araber oder Nahostler usw.) inhärent falsch, denn keiner dieser Begriffe existierte damals. Jesus hätte sich gewiss nicht als Palästinenser bezeichnet, denn dieses Konzept existierte damals nur als Ortsbezeichnung [zur Zeit Jesu nicht einmal das – d.Ü.] und war nicht einmal in weit verbreitetem Gebrauch.

Selbstverständlich lautet die zu ziehende Schlussfolgerung nicht, dass palästinensische Araber keine nationale Geschichte oder Erbe haben, denn die haben sie ganz gewiss. Das palästinensische Narrativ ihrer Abstammung aus Kanaan, die kontinuierlich bis heute verläuft, ist jedoch bestenfalls unredlich und schlimmstenfalls falsch, denn sie impliziert, dass die Vorstellung Palästinas als Nation genauso lange bestanden hat und das ist nachweislich falsch.

Zusammengefasst hatte der Name Palästina ursprünglich nichts mit dem palästinensischen Volk zu tun, aber stattdessen wurde es mit den Philistern verknüpft und dann mit der Gegend, in der sie gelebt hatten, während das palästinensische Volk eine Mischung aus indigener und arabischer Bevölkerungen ist, die das Etikett des Beispiels des britischen Mandats angenommen hat.

Im Gegensatz dazu ist das jüdische Volk historisch mit den Namen Judäa/Juda und Israel verbunden. Das macht den palästinensischen Anspruch auf Volkstum keineswegs ungültig, aber es ist wichtig anzuerkennen, wie die Wahrheit aussieht und wie nicht.

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