Jesus und die Suche nach den verlorenen Schafen Israels in England

  • von Roland M. Horn

“Diese zwölf Jünger sandte Jesus aus und befahl ihnen: Geht nicht auf einen Weg der Nationen, und geht nicht in eine Stadt der Samariter, geht aber vielmehr zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!” (Matth. 10:5-6)

“Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel!” (Matth. 15:24)

Jesus ist nur gekommen für “die verlorenen Schafe des Hauses Israel”? Diese Aussage muss für manche Christen wie ein Schlag ins Gesicht wirken.

(…)

Wir haben bereits glaubhafte Argumente dafür gehört, dass die
Zehn Stämme Israels sich auf der britischen Insel ansiedelten, und tatsächlich gibt es Hinweise darauf, dass sich Jesus vor seiner Tätigkeit in Judäa dort aufhielt.

E. Raymond Capt, Master bei der Society of Antiquaries of Scotland, geht in seinem Buch The Traditions of Glastonbury ausführlich auf Josef von Arimathäa ein, der nach der Kreuzigung den Leib Jesu in einem Grab auf seinem privaten Besitz bestattete. Die Bibel legt nahe, dass er reich, ein guter Mann und gerecht war. Er war ein Jünger Jesu und ein Mann von hohem Ansehen und ein “Ratsherr”.1Vgl. Luk 23:50-56.

Josef kam – wie sein Name schon sagt – aus Arimathäa, was Capt zufolge mit dem heutigen Ramallah ortsgleich ist. Da er ein Mitglied des Sanhedrin, des Hohen Rates, der lange Zeit die oberste jüdische religiöse Instanz sowie das oberste Gericht war, kann angenommen werden, dass er auch einen Wohnsitz in Jerusalem hatte.

Aus alten Überlieferungen der Russisch-Orthodoxen Kirche geht hervor, dass Josef ein Großonkel von Jesus war. Capt stellt weiter fest, dass dem jüdischen Talmud zufolge Josef der jüngere Bruder des Vaters der Maria war, was zum gleichen Schluss führt. Auch die Harleian Collection, eine Sammlung von Handschriften, die von dem britischen Staatsmann Robert Harley, 1. Earl of Oxford und Earl Mortimer und seinem Sohn Edward im 17. und 18. Jahrhundert zusammengetragen wurden und im Britischen Museum aufbewahrt werden, sagen aus, dass Josef von Arimathäa ein Onkel der heiligen Maria war. Er fügt hinzu, dass er eine Tochter namens Anna hatte, die eine Cousine Marias sei. Andere historische Manuskripte bezeichnen Josef als “Joseph de Marmore”, und “Mar” ist ein östlicher Begriff für “Herr”, während “more” oder “mawe” “groß” bedeutet.Das würde, wie Capt feststellt, “Der große Herr Josef von Arimathäa” heißen, ein Titel im Sinne von “ein Prinz aus dem Hause Davids”.

Für Capt ist es offensichtlich, dass Marias Ehemann Josef starb, als Jesus noch jung war, und tatsächlich wird er nach der Geburtsgeschichte Jesu praktisch kaum mehr erwähnt. Sowohl nach dem Römischen als auch dem Jüdischen Gesetz wurde der nächste männliche Verwandte automatisch gesetzlicher Vormund der Familie, und das war in diesem Fall Josef von Arimathäa.

Das ist auch der Grund dafür, warum Josef nach der Kreuzigung den Leib Jesu ausgehändigt bekam, denn ein hingerichteter Verbrecher wurde sowohl nach jüdischem als auch nach römischem Recht in ein Massengrab geworfen, es sei denn, die nächsten Angehörigen beanspruchten die Leiche. Und das tat eben Josef von Arimathäa, der Großonkel Jesu.

Es ist bekannt, dass bereits lange vor der Geburt Christi in Britannien ein blühenden Metallhandel betrieben wurde, schreibt Capt, und weiter weist er daraufhin, dass bereits 1.500 v. Chr. phönizische und hebräische Händler ihre Schiffe in britischen Häfen anlegten. Das deckt sich grob mit Collins’ Aussagen, dass König Salomon bereits Überseehandel betrieb. Capt spielt hier insbesondere auf den Zinnhandel an, denn bereits Herodot erwähnte im 5. Jahrhundert n. Chr. Metallhandel mit den “Inseln des Westens”, die er die “Kassideriden” oder “Zinn-Inseln” nannte.

Auch der römische Geschichtsschreiber Diodorus Siculus erwähnt im 1. Jahrhundert v. Chr. diesen Metallhandel und beschreibt, wie phönizische Schiffe durch die Meerenge von Gibraltar (Säulen des Herakles) in den Ozean fuhren. Während des siebten und sechsten Jahrhunderts v. Chr. fuhren die Phönizischen “Hippos”– Tiefsee-Langstreckenboote, die länger als ein Jahr gefahren werden konnten. Wie Capt schreibt, gibt es dafür archäologische Beweise, denn im Palast von König Sargon II. in Assyrien wurden Reliefs gefunden, die diese Schiffe darstellten.

Capt spricht Zinn-Minen aus dem 1. Jahrhundert in Cornwall in Südwest-England an. Die Überlieferungen von Glastonbury, einer Kleinstadt in Sommerset, England, die ein Stück weiter ostwärts in Südengland liegt, beschreiben, dass Josef von Arimathäa tatsächlich Zinnhandel betrieb. Fragmente von Reimen oder Minnegesängen lauten beispielsweise “Josef war ein Zinn-Mann, Josef war im Zinnhandel”. Es gäbe kaum einen Ort in Cornwall, in dem Zinn abgebaut wurde, dem nicht heute noch hebräische Namen anhaften würden. Die alten Schmelzplätze dort wurden seit frühester Zeit als “Haus der Juden” bezeichnet, und Josef von Arimathäa war ja Jude, stammte vom Stammvater Juda ab.

Capt bringt sogar Beweise dafür vor, dass der Stamm Asser in Verbindung mit dem Zinnhandel in Cornwall stand. Er zitiert den englischen Antiquar und Pionier auf dem Gebiet “Historische Methode” William Camden2Vgl. https://www.britannica.com/biography/William-Camden, der 1808 schrieb:

“Die Händler von Asser arbeiteten in den Zinnminen von Cornwall, nicht als Sklaven, sondern als Herren und Exporteure.”3Camden, William: Britannia. First Volume, 1803; zit. u. übers. nach Capt [The Traditions of Glastonbury. Muskogee 1987/2005], S. 28

Hatte Josef von Arimathäa Kontakt mit Israeliten der Zehn Stämme, und somit Jesus, den er auf seine Reisen dorthin mitnahm, ebenfalls? Dass Jesus seit seinem imposanten Auftritt im Tempel, als er als Zwölfjähriger eifrig mit den Schriftgelehrten sprach4Vgl. Luk 2. 41-52, bis zu seinem Auftreten mit etwa 30 Jahren, nicht mehr erwähnt wird, gibt schon zu denken.

Collins5Collins, Steven M. [Parthia: The Forgotten Ancient Superpower And Its Role in Biblical History. Royal Oak] 2004 hält es für kaum denkbar, dass Jesus in den 18 fehlenden Jahren sich zurückzog und Nägel für seinen Vater Josef, der Zimmermann war, in irgendwelches Holz klopfte, zumal es in Matth. 13:54-56 heißt:

“Und er kam in seine Vaterstadt und lehrte sie in ihrer Synagoge, so dass sie sehr erstaunten und sprachen: Woher hat er diese Weisheit und die Wunderwerke? Ist er nicht der Sohn des Zimmermanns? Heißt nicht seine Mutter Maria und seine Brüder Jakobus und Josef und Simon und Judas? Und seine Schwestern, sind sie nicht alle bei uns? Woher hat er nun dies alles?” (ELB)

Collins schreibt dazu:

“Dies legt nahe, dass die Zugehörigen der Synagoge in seinem Heimatort sich bemüht haben, zu erkennen oder sich zu erinnern, wer er war.”6Collins 2004, S. 156 .

Obwohl Jesus 18 Jahre lang in seinem Heimatort gelebt haben soll, konnte sich niemand mehr richtig erinnern, als er erstmals in der Synagoge sprach? War er in dieser Zeit außerhalb der Nähe seines Heimatortes? Aber wo? Oder war er gar tatsächlich mit seinem Großonkel Josef von Arimathäa in England bei den “Verlorenen Schafen des Hauses Israels”, für die er ja eigentlich gesandt war?

Etliche Legenden aus Cornwall jedenfalls verbinden Josef von Arimathäa (und auch Jesus!) mit dem Zinn-Abbau in Cornwall, wie Capt schreibt. In einer Story geht es um einen Besuch der Minen durch Josef von Arimathäa und Jesus. Jesus unterrichtete dieser Story zufolge die Minenarbeiter, wie sie Zinn gewinnen und säubern konnten. Eine andere Geschichte erzählt, wie Jesus und Josef öfter ihr Schiff im natürlichen Hafen in der Mündung des Camel Rivers verankerten, um Wasser für das Schiff zu sammeln. Ein antiker Brunnen trägt den Namen “Jesus Well” (Jesus-Brunnen).

Capt verweist weiter auf die “Place Manor Church” im Dorf St. Anthony-in-Roseland in Cornwall. Im Südtor dieser Kirche fände man 1000 Jahre alte Piktogramme, die einen Anker und ein “Lamm und Kreuz-Abzeichen” darstellten, was wohl auf den Begriff “Lamm Gottes” anspielt, der im Neuen Testament Verwendung findet. Dazu existiert eine Geschichte, nach der Jesus und sein Onkel hierher kamen, um Zinn unterzubringen. Ihr Boot kam jedoch während eines Sturms in Schwierigkeiten und wurde in die Landzunge gespült, an einen Ort, an dem heute ein Leuchtturm steht. Lokale Einwohner hätten dann Josefs beschädigtes Boot repariert, und bevor Josef und Jesus mit dem reparierten Boot wieder in See stachen, errichteten sie einen kleinen Schrein mit einem Bericht über ihren Besuch.

Die Piktogramme (oder Reliefs) wurden Camt zufolge von einem Archäologen, dessen Name leider nicht genannt wird, als verwandt mit ägyptischen und phönizischen Symbolen erkannt. Dieser ungenannte Archäologe habe ausgesagt, dass er ähnliche Symbole in einer Tür in Dendera, Unterägypten, gesehen hätte. Dieser Archäologe will auch die Geburt Jesu und dessen Todestag herausgelesen haben. Ein Teil dieser Interpretation lautet “Das Lamm und das Kreuz stehen vor der aufgehenden Sonne”, was bedeuten soll, dass Jesus in den frühen Jahren seines Lebens hier war und die Zukunft noch vor ihm lag. Aus dem Umstand, dass Jesus links von der Mittellinie abgebildet ist, schließt der Interpret, dass Jesus im Dezember vor Ort war – etwas viel Interpretation für meinen Geschmack. Capt beruft sich hier auf das Buch The Story of Place von Edward Harte. Ob Edward Harte selbst dieser Archäologe war, oder ob er nur die Aussagen einer anderen Person weitergibt, sagt uns Capt jedoch nicht.

Weiter soll aus einer Schrift auf einer Tafel der “Spry Memorial Chapel” am “Place” (der 1840 vor der Kirche gebaut wurde) ein “Fischzeichen” abgebildet sein. Die frühen Christen verstanden das Wort Ichtys, das für “Fisch” steht, als “Jesus-Christus- Gott-Sohn-Erlöser”. In St. Just in Cornwall gibt es wiederum Legenden über Jesu Anwesenheit dort. In der Gegend befinden sich nach Jesus benannte Objekte wie “Christening Well, “Corpus Christi” und “Wheel of Jesus”. In Gedichten ist wie selbstverständlich von der Anwesenheit Jesu dort die Rede.

Ein interessanter Punkt ist weiter die von Capt erwähnte “Hardyng’s Chronicle”, die im 15. Jahrhundert geschrieben wurde, aber auf frühere Quellen beruht. In dieser Schrift wird erwähnt, dass Josef von Arimathäa den britischen König Arviragus, der im 1. Jahrhundert n. Chr. regierte, zur christlichen Religion bekehrte. Von diesem König wird gesagt, dass er Josef und seinen Nachfolgern zwölf Anteile Land steuerfrei überließ. Diese königliche Charta ist auch tatsächlich im offiziellen Grundbuch Domesday Book of Britain festgehalten. Dort heißt es:

“Der Domus Dei7“Domus Dei” ist lateinisch für “Das Haus Gottes “ im großen Kloster von Glastonbury genannt, das Geheimnis des Herrn. Diese Glastonbury-Kirche besitzt in ihrer eigenen Villa XII Einheiten von Land, für die nie Steuern gezahlt wurden.”8174Zit. u. übers. nach Capt 1987, S. 39-41; Capt n. Domesday Survey, S. 249 b, vgl. Collins 2004

12 Einheiten – ein Hinweis auf die 12 Stämme Israels?

Interessant ist auch die die Erwähnung einer Dreieinigkeit, die als “Beli” bekannt sei, dem Schöpfer, der die Vergangenheit betrifft; “Taran”, der die Vorsehung der Gegenwart kontrolliert
und “Yesu”, der kommende Erlöser in der Zukunft. Ein Hinweis auf Jesus, bzw. Yeshua, wie er auf Hebräisch heißt?Collins9Collins 2004 beruft sich auf den anglikanischen Kleriker Rev. C. C. Dobson, der in seinem Buch Did Our Lord Visit Britain: As they say in Cornwall and Sommerset? aus dem Jahr 1936, sagte, dass die Verbindung zwischen dem Jünger Johannes und Jesus nahelege, dass Jesus in den besagten 18 Jahren sich außerhalb des Heiligen Landes aufhielt10Warum diese Verbindung dies nahelegt, geht aus Collins’ Zitat leider nicht hervor. Er meinte, dass ein Zwischenfall dies stark impliziere. Er beruft sich auf Matth. 17:24, als der gerade mit Jesus in Kapernaum angekommene Petrus von Steuereintreibern gefragt wurde, ob Jesus denn keine Steuern bezahle und der mit “Doch” antwortete. Jesus sagte aber: “Was meinst Du, Simon? Von wem erheben die Könige der Erde Zoll oder Steuer, von ihren Söhnen oder von den Fremden?” (ELB) Nachdem Simon Petrus mit “Von den Fremden” gesagt hatte, sagte Jesus: “Demnach sind wir frei.” Wie Dobson meint, impliziert die an Petrus gerichtete Frage eine Unsicherheit darüber, ob die Steuer überhaupt fällig war. Von Jesus sei sie nicht verlangt worden. Er schreibt:

“Die Frage scheint darauf hinzudeuten, dass die Steuereintreiber wussten, dass unser Herr aus der Stadt stammte, dass aber seine Abwesenheit über einen längeren Zeitraum hinweg als der Grund für seine Steuerpflicht angesehen werden konnte.”

Und weiter:

“Die Worte unseres Herrn an St. Petrus können umschrieben werden: ‘Nur Fremde müssen diese Steuer bezahlen, Einwohner der Stadt sind davon befreit. Da ich jedoch seit einigen Jahren abwesend bin, gibt es Gründe, mich als Fremden zu betrachten. Um einen Verstoß zu vermeiden, werde ich dafür bezahlen.'”

Dobson schließt enthusiastisch:

“Wir können daher aus diesem Vorfall schließen, dass unser Herr vor seinem Dienst in Palästina abwesend war.”11Dobson 1936, S. 22-23 (alle drei Zitate); zit. u. übers. n. Collins 2004, S. 160

Über die Stichhaltigkeit dieses Arguments kann man sicher streiten. Dobson ist weiter überzeugt davon, dass Maria zu Jesu’ Jugendzeiten verwitwete und die Familie von Nazareth nach Kapernaum umzog. Auch er weist auf die römischen und jüdischen Gesetze hin, nachdem ein Kind, dessen Vater gestorben ist, einem Erziehungsberechtigten aus dem Verwandtenkreis unterstellt wurde, und kommt zum gleichen Schluss wie Capt, nämlich, dass Josef von Arimathäa zum Erziehungsberechtigten Jesu wurde und den Jungen auf seinen Reisen nach Britannien mitnahm.

Dobson untermauerte diese Behauptung mit dem Bericht des britischen Historikers Gildas12Gildas lebte von 516 bis 570 n. Chr., der ein Ereignis schildert, das sich während der Regierungszeit des Kaisers Tiberius abspielte:

“Christus … gab dieser Insel während des Höhepunkts oder dem letzten Regierungsjahr von Tiberius Cäsar sein Licht, die Kenntnis seiner Gebote”.13Dobson 1936, S. 26; zit. u. übers. nach Collins 2004, S. 164

Dobson schreibt, dass Gildas’ Aussage gemeinhin in Verbindung mit dem Kommen und Predigen von Josef von Arimathäa und seinen Begleitern nach der Auferstehung verstanden wird, doch der bezieht sich eindeutig auf die Regierungszeit von Kaiser Tiberius, der 27 n. Chr. zurücktrat. Und das war nach allen Informationen, die wir vorliegen haben, vor dem öffentlichen Auftreten Jesu in Judäa. Demnach bezieht sich Gildas’ Bericht auf diese Zeit und nicht auf eine spätere.

Dobson zeigt sich ebenfalls überzeugt davon, dass Jesus in Glastonbury lebte und darüber hinaus, dass seine Lehren das Interesse der Druiden auf sich zogen. Dobson schreibt:

“Glastonbury war ein führendes Druidenzentrum, und er [Jesus] traf diese Druiden und erzählteihnen von den Prinzipien seiner eigenen jüdischen Religion. Er verglich die beiden und wies darauf hin, dass sich beide auf den kommenden Retter unter demselben Namen freuten, Hesus, die Druidenform, und Jesus, die jüdische. Er wies auf die bemerkenswerte Ähnlichkeit zwischen der Kleidung des Erzdruiden und des jüdischen Hohepriesters hin … Der Druidismus hat sich dem Christentum nie widersetzt und wurde anschließend still mit ihm verschmolzen.”14Dobson 1936, S. 27-28; zit. u. übers. n. Collins 2004, S. 165

Dobson beruft sich weiter auf eine Aussage von William von Malmesbury15William von Malmesbury lebte im 11. Jh. n. Chr., der eine Urkunde zitierte, die von König Ina von Glastonbury ungefähr 700 n. Chr. erteilt wurde. Das Zitat lautet:

“An die Alte Kirche, die sich an einem Ort namens Glastonbury befindet (für den die Kirche der Große Hohepriester und Oberste Minister allein durch Seinen eigenen Dienst … geheiligt durch viele unerhörte Wunder … ) Großes tun … usw.”16Dobson 1936, S. 27-28; zit. n. Collins 2004, S. 165

Dobson kommentiert:

“Die Großen Hohepriester und der Oberste Minister sind eindeutig ein Hinweis auf unseren Herrn selbst, und es wird somit behauptet, dass er dort persönlich ministriert, hat … So hält König Ina in seiner berühmten Urkunde den Glauben fest, dass unser Herr selbst damals dort gewohnt und gedient hatte. Dies ist sicherlich eine Bestätigung unserer Interpretation von Gildas’ Aussage, dass Christus ‘sein Licht und sein Wissen [dort] zu seinen Geboten gewährt hat.'”17Dobson 1936, S. 28; zit. u. übers. nach Collins 2004, S. 165

Doch Dobson hat noch mehr auf Lager. Er sagt:

” … eine sehr bemerkenswerte Aussage in einem Brief von St. Augustin an Papst Gregor: ‘In den westlichen Grenzen Großbritanniens gibt es eine große königliche Insel von großer Ausdehnung [von Dobson als Glastonbury identifiziert] … Darin die ersten Neophyten des katholischen Rechts, die Gott im Voraus bekannt gemacht hatte, fanden eine Kirche, die keine menschliche Kunst errichtete, sondern eine Göttliche (ODER VON CHRISTI HÄNDEN SELBST zur Erlösung seines Volkes ERRICHTETE). Der Allmächtige hatte es durch viele Wunder manifestiert … “18Dobson 1936, S. 24-25; zit. u. übers. n. Collins 2004, S. 167; Hervorh. d. Collins.

Wir müssen uns daran erinnern, dass St. Augustin 597 n. Chr. ankam und glaubte, die ganze Insel sei heidnisch. Er fand jedoch heraus, dass in den westlichen Teilen, in die die [keltischen] Briten getrieben wurden, eine mächtige britische Kirche mit eigenen Bischöfen existierte.”19Dobson 1936, S. 24-25; zit. u. übers. nach Collins 2004, S. 166

Collins glaubt, dass Jesus Christus, Josef von Arimathäa und andere jüdische Christen im 1. Jahrhundert den Grundstein für die früheste keltische Kirche legten, aus der die o. g. Bischöfe
hervorgingen.

“Tatsächlich lebten die frühe keltische christliche Kirche und die römische Kirche, repräsentiert durch die Ankunft des Heiligen Augustinus im Jahr 597 n. Chr., praktisch in getrennten religiösen Universen.”20Collins 2004, S. 167, schreibt Collins und untermauert seine Aussage mit einer Passage aus dem Buch The Celtic Church in Britain des Siebenten-Tags-Adventisten Leslie Harding:

“Die keltische Kirche begann zu einem unbekannten Datum … Dass [sie] besondere Lehren und Gebräuche enthielt, die sich in vielerlei Hinsicht von denen des italienischen Christentums unterschieden, bestätigten die Quellen. Das Gewicht dieser Beweise unterstreicht die Tatsache, dass es grundlegende und weitreichende Unterschiede zwischen der keltischen und der römischen Kirche gab, Rom war sich dieser Unterschiede bis zum Beginn des 7. Jahrhunderts nicht bewusst. Es scheint vernünftig zu folgern, dass die Kelten ihrerseits auch den Glauben und die Gebräuche der römischen Christen nicht kennen.”21Hardinge, Leslie: The Celtic Church in Britain, Calhoun 1995; Preface, xii-xiii; zit. n. Collins 2004, S. 167

Wohlgemerkt: Die Siebenten-Tags-Adventisten halten heute noch den Sabbat, nicht den Sonntag. Dies taten die keltischen Christen offensichtlich auch. Außerdem feierten sie anstelle von Ostern das Pessach-Fest, wie es die Juden einst taten und beachteten  mehrere Gebräuche, wie sie im Alten Testament üblich waren.

Hardinge schreibt über den irischen Abt und Historiker St. Adamnan, der im 7. und 8. Jahrhundert lebte sowie den irischen St. Columba, einen irischen Geistlichen aus dem 6. Jahrhundert, die beide prominente Figuren in der Keltischen Kirche waren:

“Adamnan bezog sich im Leben von Columba mehrfach auf den Sabbat … Adamnan verwendete unveränderlich den ursprünglichen biblischen Namen Sabbat für den siebten Tag der Woche und sprach auf eine Weise darüber, die auf eine Ehrerbietung hinweist, die von Schriftstellern zwei Jahrhunderte später nicht [mehr] erwähnt wird…”22Hardinge 1995, S. 84; zit. u. übers. nach Collins 2004, S. 168

Und Columba selbst erklärte:

“Dieser Tag wird im heiligen Buch “Sabbat” genannt, was als “Ruhe” interpretiert wird. Und wirklich, dieser Tag ist für mich ein Sabbat … Nach meiner mühsamen Arbeit halte ich an ihm den Sabbat …”23Ebd.

Collins stellt einen antiken norwegischen Bericht vor, demzufolge die Keltische christliche Kirche Anhänger in Irland und dem Norden Schottlands hatte und bezieht sich einmal mehr auf Hardinge.

Doch Collins geht noch wesentlich weiter und stellt die Frage in den Raum, ob Jesus sogar die Neue Welt besucht habe. (…)

(Buchauszug aus: Roland M. Horn: Biblische Wahrheiten. Carl Gerber Verlag GmbH. Rohrbach 2002)

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