Nach der verheerenden Entscheidung von Noch-Bundeskanzler Merz, ohne Einverständnis seiner Partei und vor allem der Bundestagsfraktion, die deutschen Waffenlieferungen nach Israel zu  stoppen, habe ich das Bedürfnis, noch einmal klarzumachen, worum es im Gaza-Krieg jenseits der Hamas-Propaganda geht. In diesem Krieg wird von Israel die westliche Zivilisation gegen die zur Barbarei verkommene Kultur des Islamismus verteidigt. Der Existenzkampf Israels geht dem Existenzkampf des Westens voraus. Nur: Der Westen, vor allem seine Politiker und die  meinungsmachenden Medien, haben dies immer noch nicht begriffen. Diese These wird seit 2024 im Buch von Chaim Noll und Heinz Theißen „Verteidigung der Zivilisation – Israel und Europa in der islamistischen Bedrohung“ vertreten und belegt.

Als Samuel Huntington in den 90er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts den Zusammenprall der Kulturen „als Übergang zum Kulturkrieg“ beschwor, setzte er noch voraus, dass sich der Westen diesem Kampf auch stellen würde. Israel tat es, der Westen nicht. „Heute droht Europa weniger ein Clash mit seinen von innen operierenden Zerstörern als eine freiwillige Selbstauflösung.“

Dies sind die Folgen einer verhängnisvollen indirekten Allianz von Islamisten und westlichen Linken, die immer den Kapitalismus und seine positiven Folgen für die Bevölkerung bekämpft haben und nach dem Untergang des Kommunismus im Islamismus einen Verbündeten sehen. „Drei Jahrzehnte nach Huntington stehen wir vor einem längst globalisierten Krieg von Islamisten, der neben dem Westen auch Staaten wie Russland und China und zugleich die säkularen Akteure in der islamischen Welt bedroht.“ Der islamistische religiöse Fundamentalismus kämpft weltweit gegen die Ausdifferenzierung der modernen Zivilisation an.

Die westliche Politik scheint aber immer noch im Irrtum von Zbigniew Brzezinski, dem Sicherheitsberater von US-Präsident Jimmy Carter, befangen zu sein, der behauptete, es gebe keinen globalen Islamismus und damit keine Notwendigkeit, eine Politik gegen ihn zu entwickeln. Allerdings hatte Brzezinski am Entstehen dieses globalen Islamismus mitgewirkt, indem er im Afghanistan-Krieg die Taliban gegen die Sowjetunion unterstützte und aus einer Regionalmacht zum Global Player machte.

Bis heute hat die westliche Politik nicht realisiert, dass sich der gesamte Nahe Osten inmitten heftiger Kulturkämpfe befindet, „nicht nur zwischen Muslimen und Juden, sondern auch im konfessionellen Rahmen zwischen Sunniten und Schiiten, zudem in ethnischen Kategorien, etwa zwischen Türken und Kurden.“

Am 7. Oktober 2023 hat die Hamas der Welt unmissverständlich demonstriert, was Juden zu erwarten haben, die den jüdischen Staat verteidigen: Verstümmelung, Vergewaltigung, Verbrennung.

Wobei die Staatsgründung Israels gemäß des UN-Teilungsplans von 1947 aus georeligiösen Gründen immer umkämpft war. „Es beginnt damit, dass man die Existenz der modernen arabischen Nationalstaaten im Nahen Osten – Ägypten, Saudi-Arabien, Jordanien, Irak, Syrien und Libanon – für selbstverständlich und natürlich hält, während man Israel bestenfalls ein ominöses ‚Existenzrecht‘ zugesteht, mit dem Zusatz, dass es nach wie vor umstritten sei. Dabei sind alle diese Staaten etwa im gleichen Zeitraum entstanden, und wie es vor 1920 keinen neuzeitlichen jüdischen Staat gab, so gab es auch keinen einzigen arabischen.“

Auf den ersten Blick erscheint der Kampf Israels gegen den Islamismus wie der Kampf Davids gegen Goliath. Weltweit stehen den 16,8 Millionen Juden knapp zwei Milliarden Muslime gegenüber. Aber diese Muslime sind zerstritten. Stark macht sie nur die Schwäche des Westens. In Israel sind die elementaren Strukturen, auf die es in Krisen- und Kriegszeiten ankommt, vor allem die der Familie und der Nation, noch intakt, während sie in den westlichen Ländern durch die Linke immer mehr aufgelöst werden.

Auf den Westen und seine angeblichen Werte ist kein Verlass mehr. Merz hat demonstriert, dass auch die deutsche Staatsräson, Israel mit allen Mitteln zu unterstützen, zur Disposition steht, wenn der Noch-Kanzler meint, damit das Wohlwollen seines Koalitionspartners absichern zu können. Die hastig nachgeschobene Erklärung, mit dem Waffenlieferungs-Stopp wäre das grundsätzliche Verhältnis zu Israel nicht berührt, glauben höchstens er selbst und seine Paladine.

Das Abrücken von Israel findet den Beifall der SPD und Grünen, die bald mehr von Merz verlangen werden. Dass sie damit demonstrieren, auf die asymmetrische Kriegsführung der Hamas durch Desinformationspropaganda hereingefallen zu sein, schert sie nicht. Die Hamas hat nicht nur den Krieg der Bilder gewonnen, sie hat den latenten Antisemitismus der westlichen Linken sichtbar gemacht, der sich jetzt in Resolutionen von „Kulturschaffenden“ und auf den Straßen Europas austobt.

Falls Israel als Frontstaat des Westens fallen sollte, bliebe ihm nur der Rückzug in eine immer kleiner werdende Wagenburg. Die Flammenschrift an der Wand ist überdeutlich. Der Westen sollte
sie endlich zur Kenntnis nehmen.

Chaim Noll – Heinz Theißen: „Verteidigung der Zivilisation – Israel und Europa in der islamistischen
Bedrohung“

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