Israel, Palästina, der Terrorismus und Willy Brandt

  • von Roland M. Horn (Buchauszug)

Was den Begriff „Palästina“ betrifft, so haben wir bereits gehört, dass er eine Ableitung des hebräischen Wortes „Pleschet“ ist, der in der Römerzeit anstelle von „Israel“ bzw. „Judäa“ eingesetzt wurde und dessen Verwendung bis in die Neuzeit hin anhält. Wir haben weiter festgestellt, dass dieses Gebiet seit der Vertreibung der Juden extrem dünn besiedelt war, hauptsächlich von Arabern, aber auch von einem Rest übriggebliebener Juden. Allerdings hatten diese Araber in Palästina nie einen Anspruch auf einen eigenen „palästinensischen“ Staat erhoben, da sie sich eher als Südsyrier betrachteten, was auf die Besetzung des Landes durch das osmanische Reich zurück geht.

Der Begriff Palästina wurde historisch eher mit den Juden assoziiert, während die Araber in diesem Gebiet als Palästina-Araber bezeichnet wurden, was einfach dafür stand, dass Angehörige des arabischen Volkes auch in Palästina lebten.

Diese sahen sich aber nicht als ein eigenständiges „palästinensisches“ Volk an, sondern sie zählten sich zum Volk der Araber, und sie wurden auch von außen als arabisches und nicht als palästinensisches Volk angesehen.

Woher kommt dann aber die heutige Verwendung des Begriffes „Palästinenser“ in Bezug auf die Palästina-Araber, und warum werden heute die Palästina-Araber als eigenständiges arabisches Volk angesehen, das ein Recht auf Palästina oder mindestens einen Teil davon hat?

Die Suche nach der Antwort auf diese Frage führt uns in die Zeit nach dem Sechstage-Krieg von 1967 zurück. Damals änderte sich das Bild, das sich die Öffentlichkeit von diesem Staat machte. Wurde Israel vorher noch in der Rolle des Davids gesehen, das sich mutig gegen Goliath stellte, so vertauschten sich jetzt die Rollen: Israel wurde selbst zum Goliath, und in die Rolle des David schlüpften jetzt die arabischen Flüchtlinge aus Israel.

Mit Recht stellen Feuerherdt und Markl in ihrem genannten Buch1Feuerherdt Alex und Markl, Florian: Vereinte Nationen gegen Israel. Leipzig 2018 fest, dass die sogenannten Palästinenser vor dem Sechstagekrieg selbst bei der UNO keine Rolle spielten. In der Sicherheitsresolution 242 vom November 1967, die anlässlich des Sechstagekriegs erlassen wurde, fand nicht nur des Begriff „Palästina“ keine Berücksichtigung, sondern auch die Palästinenser werden mit keinem Wort erwähnt. Der Grund dafür ist denkbar einfach: Es gab sie – bis dahin – noch gar nicht!

Jassir Arafat
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Erstmals als „Palästinenserorganisation“ bezeichnete sich die 1950 in Kuwait gegründete Fatah, die bereits vor 1967 Anschläge auf Israel ausführte und deren späterer Führer in Ägypten geborene (!) Jassir Arafat war. Es handelte sich dabei also genaugenommen um eine Terroristenbande. Doch erst nach der für das arabische Volk verheerende Niederlage der arabischen Staaten verlor der arabische Nationalismus an Bedeutung. Das machte sich Arafats Terrorgruppe zunutze. Psychologisch geschickt wurde die vorherige Argumentation umgedreht: Nachdem es früher hieß, die arabische Einigkeit würde zur Eroberung Jerusalems führen, hieß es nun umgekehrt, die Beseitigung des zionistischen Feindes würde der arabischen Vereinigung den Weg ebnen, wie die Fatah und andere sogenannte palästinensische Gruppen nun behaupteten. So wurde der „palästinensische Nationalismus“ aus taktischen Gründen (künstlich) aus der Taufe gehoben.

Zu Beginn der Tätigkeit dieser Palästinenserorganisationen war noch gar nicht mal ausdrücklich von der Notwendigkeit der Schaffung eines (arabisch)-palästinensischen Staates die Rede. Feuerherdt und Markl schreiben in diesem Zusammenhang:

Im palästinensischen Nationalen Manifest , dem Grundsatzprogramm der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), war in seiner ursprünglichen Fassung aus dem Jahr 1964 in Artikel 1 zu lesen: ‚Palästina ist ein arabisches Heimatland, das durch starke nationale Bande mit den übrigen arabischen Ländern verbunden ist, die zusammen das große arabische Vaterland bilden.‘ Als der Verfasser des Manuskripts, der erste PLO-Vorsitzende Ahmed Shuquairy, noch Generalsekretär der Arabischen Liga gewesen war, hatte er dem UN-Sicherheitsrat erklärt, es sei ‚Allgemeingut, dass Palästina nichts anderes als Süd-Syrien ist.‘“2Feuerherdt/Markl 2018, S. 142

Als die PLO jedoch nach dem Sechs-Tage-Krieg palästinensische Terrorbanden übernommen hatte, überarbeitete sie ihre Charta, und so heißt es in der Fassung von 1968, dass Palästina „das Heimatland des arabisch-palästinensischen Volkes“, das wiederum ein integrierender Teil der arabischen Nation sei. Trotzdem wurde aber noch immer nicht direkt die Errichtung eines arabisch-palästinensischen Staates gefordert, schreiben Feuerherdt und Markl, die sich auf Artikel 3 dieser Charta beziehen, in der zu lesen ist, dass das „palästinensische Volk“ ein Anrecht darauf habe, „nach der Befreiung seines Landes sein Schicksal nach eigenen Wünschen und ausschließlich nach eigenem Beschluss und Willen zu bestimmen.“ Die beiden Autoren begründen ihren Schluss mit der folgenden Aussage:

„Diese Wünsche könnten durchaus eine andere Form annehmen als einen palästinensischen Nationalstaat. Im Winter 1971 etwa, nachdem jene palästinensischen Truppen, die eine Gefahr für die Herrschaft des jordanischen Königshaus dargestellt hatten, in den Kämpfen des ‚Schwarzen Septembers‘ aus dem Land vertrieben worden waren, erklärte die PLO, dass Palästina und Jordanien ‚seit frühester Zeit‘ eine ‚nationale Einheit bildeten.‘ Die Schaffung Jordaniens und daneben eines „anderen politischen Gebildes ‚Palästina‘ habe daher keine ‚rechtliche Basis.‘“3Feuerherdt und Markl 2018, S. 143

Diese Aussage ist natürlich äußerst interessant, da sie belegt, dass die PLO ihr später proklamiertes arabisches „Palästina“ ebenso als „Gebilde“ bezeichnet hat wie später Israel, das sie ein „zionistisches Gebilde“ nannten.

Innerhalb der PLO gab es jedenfalls verschiedenen Gruppierungen, die jeweils anderen arabischen Länder nahe standen, von denen sie finanziert wurden. So sagte z. B. der Führer der Syrien nahestehenden Gruppierung as-Saika in einem Interview im Jahr 1977:

„Nur aus politischen Gründen betonen wir unsere palästinensische Identität. Tatsächlich ist es von nationalem Interesse für die Araber, die Existenz der Palästinenser gegenüber dem Zionismus zu behaupten. Ja, das Bestehen einer separaten palästinensischen Identität wird nur aufgrund taktischer Gründe aufrechterhalten.“4Feuerherdt und Markl 2018, S. 143

Hintergrund war der, dass Jordanien mit seinen fixierten politischen Grenzen keine Ansprüche auf Haifa und Jaffa erheben konnte, wie der as-Saika-Chef erkannte, der jedoch in diesem Zusammenhang weiter sagte: „Aber als Palästinenser kann ich Haifa, Jaffa, Beerscheba und Jerusalem beanspruchen.“

Erst als der Konflikt nicht mehr als ein Kampf von Hunderten Millionen Arabern gegen ein paar Millionen Juden angesehen wurde, konnten die Palästinenser als die von Israel unterdrückte Minderheit auftreten und in die Rolle des „David“ schlüpfen, während Israel von nun an der „Goliath“ sein musste.

Doch dies genügte nicht – eine weitere inhaltliche Umorientierung musste her, um auch international Sympathien einheimsen zu können: Der Kampf gegen den zionistischen Erzfeind musste aus den negativen Schlagzeilen herauskommen. Man erkannte, dass sich die alte Führung der Araber in Palästina durch ihre Kollaboration mit Nazi-Deutschland selbst vollkommen diskreditiert hatte. Die Kommissionen, die sich auf Grund des 2. Weltkriegs mit dem Thema „Lösung des Palästina-Konflikts“ befassen mussten, hatten ein großes Problem mit der Rolle, die al-Husseini darin gespielt hatte, und so musste sich der neue David wohl oder übel von seinem geschätzten Vorkämpfer distanzieren, sich von seiner radikalen Ausdrucksweise verabschieden und besser nicht mehr davon sprechen, dass man die Juden ins Meer treiben oder die Juden massakrieren wolle. Die Verehrung al-Husseinis und Hitlers (!) drückt sich auch heute noch aus, wenn wir sehen, wie beispielsweise Hisbollah-Terroristen den Arm zum Hitlergruß erheben, oder wenn bei antisemitischen Demonstrationen in Deutschland aus islamischem Mund „Hamas, Hamas – Juden ins Gas“ gerufen wird.

Doch in der Zeit der zukunftsweisenden 1960er-Jahre musste man sich an den Zeitgeist anpassen und auf den marxistischen Zug aufspringen, um Unterstützung für die Idee des palästinensischen Nationalismus erhalten zu können. „Internationalismus“ war das neue Zauberwort, und so mussten sich die selbsternannten Vertreter eines in Wirklichkeit nicht existierenden palästinensischen Volkes als Teil eines völkerumfassenden Kampfes gegen den weltweiten Imperialismus und Kolonialismus ausgeben. Die „Volksfront für die Befreiung Palästinas“ war ohnehin bereits dem Marxismus zugewandt, doch nun musste sich auch die Fatah, die inzwischen zur einflussreichsten Gruppe innerhalb der PLO mutiert war, in diese Richtung neu orientieren und so schuf sie Kontakte zu Algerien, Vietnam, China und Kuba. Nun wurden die Algerier in den Himmel hochgelobt, weil sie sich von ihren französischen Unterdrückern befreien konnten und auch die Befreiung Südvietnams wurde nun zu einem Vorbild für die Befreiung von der angeblichen Unterdrückung des „palästinensischen Volkes“ durch Israel, die es zu erlangen gälte. So hatte Israel unfreiwillig die Rolle einer Kolonialmacht eingenommen, und aus den reaktionären Arabern der PLO wurden nun internationale „progressive“ Kräfte. So erklärte das Fatah-Komitee beispielsweise im Januar 1969:

„Der Kampf des palästinensischen Volkes ist, wie beispielsweise der des vietnamesischen Volkes oder der anderer Völker in Asien, Afrika und Lateinafrika, Bestandteil des historischen Prozesses der Befreiung der unterdrückten Völker von Kolonialismus und Imperialismus.5Zit. n. Feuerherdt/Markl 2018, S. 145

Jetzt hörte man aus den Reihen von PLO & Co., dass sie die Freundschaft der Völker anstrebten und auf die Prinzipien der Gerechtigkeit, Freiheit, Souveränität, Selbstbestimmung, Menschenwürde und auf das Recht allen Völker, diese geltend zu machen. Plötzlich plädierte man für Religionsfreiheit und betonte, dass eine Gesellschaft in Palästina geschaffen werden solle, in der es darüber keine Bevorzugung irgendeiner Hautfarbe, Rasse oder Sprache geben würde. Salah Khalaf, der Vizechef der PLO, äußerte sich dahingehend, dass es in Palästina eine demokratische Grundordnung geben sollte, in der Moslems, Christen und Juden gleichberechtigt zusammenleben würden. Dabei zeigte die PLO in vielen ihrer Aktionen, dass sie meilenweit von einer demokratischen Grundordnung entfernt war. Vor diesem Hintergrund also ein wahres Utopia.

Das Judentum wurde demnach in Form einer privaten Religion anerkannt, die Akzeptanz der Juden in Form einer unabhängigen Nationalität wurde jedoch weiter strikt verweigert, wie aus der PLO-Charta hervorgeht. Denn dort heißt es dort in Artikel 20: „Die Juden stellen nicht eine unabhängige Nationalität dar, sondern sind Bürger der Staaten, denen sie angehören.“, wie Feuerherdt und Markl berichteten und somit seien Ansprüche der Juden auf historische Verbindungen mit Palästina unvereinbar mit den geschichtlichen Tatsachen. Die Implikation aus dieser Prämisse ist klar: Die Juden haben kein Anrecht auf einen eigenen Staat. Und somit wurde (und wird) Israel in der Folge als ein „künstliches Gebilde“ angesehen und bezeichnet.

Feuerhardt und Markl stellen fest, dass sich die PLO nicht als demokratisch im Sinne westlicher Demokratien versteht, sondern eher in dem Sinn, wie sich die Volksrepublik China, Nordvietnam und Kuba als demokratisch ansehen.

Weiter fällt diesen Autoren auf, dass der Zionismus dem Artikel  zufolge eine Bewegung sei, „die organisch dem internationalen Imperialismus verbunden ist und im Widerstreit zu allen Aktionen der Befreiung und der progressiven Bewegung in der Welt steht“ und somit „rassistischer und fanatischer Natur“ sei und dass die Ziele des Zionismus „expansionistisch und kolonialistisch“ seien. Weiter wird der Zionismus der Anwendung faschistischer Methoden bezichtigt. Israel wird weiter als ein „geografischer Stützpunkt des Weltimperiums, strategisch inmitten des arabischen Heimatlandes gelegen.“ bezeichnet, dessen Ziele „aggressiv, expansionistisch und kolonialistisch“ seien. So verwundert es auch nicht, dass in Kapitel 15 dieser Charta die „Befreiung Palästinas“ zur Pflicht erklärt wird, „deren Ziel es ist, die zionistische und imperialistische Aggression auf die arabische Heimat abzuwerten und den Zionismus in Palästina auszutilgen.“ Das führt, wie Feuerherdt und Markl absolut richtig erkennen, zur Frage, was mit den Juden im „demokratischen Staat Palästina“ geschehen solle. Sie verweisen in diesem Zusammenhang auf Artikel 2 der PLO-Charta, in der es heißt: „Juden, die in der Regel vor dem Beginn der zionistischen Invasion in Palästina ansässig waren, werden als Palästinenser gesehen.“ Wie die beiden Autoren weiter richtig erkennen, geht aus diesem Programm nicht hervor, wann diese zionistische Invasion begonnen habe. Während der jüdischen Einwanderungswellen des 19. Jahrhunderts? Oder erst nach der Zeit der Balfour-Deklaration? Eines ist auf jeden Fall klar: Ein Teil der jüdischen Bevölkerung musste der PLO-Charta zufolge aus dem „demokratischen Staat Palästina“ ausgewiesen werden! Also doch kein Utopia? Wohin diese ausgewiesenen Juden gehen sollen, wo sie eine Heimat finden sollen, die sie in der 2000 Jahre langen Zerstreuung niemals fanden, wird in diesem Manifest nicht gesagt. Hauptsache weg! Und wir wissen aus der Geschichte, wohin dieses „weg“ führen kann, wenn man keinen „Abnehmer“ findet. (Ich drücke das bewusst so krass aus, um die Einstellung gewisser Leute/Regierungen usw. gegenüber den Juden zu verdeutlichen.)

Eines möchte ich noch hinzufügen: Wenn man sieht, dass es die PLO und andere Terrorgruppen sein würden, die diesen „demokratischen Staat Palästina“ führen, bzw. Politiker, die aus ihren Reihen hervorgehen, dann wäre diese arabische Regierung zweifellos eng mit dem Islam verbunden, und wir wissen ja, wie Juden in den islamischen Ländern behandelt werden. Nach den Kriegen mit Israel wurden viele von dort vertrieben, wobei man dies allerdings insofern erweitern muss, dass es zur Vertreibung von Juden gar keines konkreten Anlasses bedarf! Allein die Tatsache, dass sie Juden sind, genügt! Wenn wir uns daran erinnern, dass in manchen muslimischen Staaten Juden sogar als „zionistische Spione“ hingerichtet werden können und auch werden oder Juden grundsätzlich im Land gar nicht erwünscht sind, sollte uns einiges klar werden. Wenn wir dann zusätzlich gerade in den letzten Monaten noch verstärkt mit ansehen müssen, wie Christen in islamischen Ländern verfolgt und ermordet werden, dann müsste es bei jedem zwölf Uhr schlagen. Aber bei niemanden schlägt es Zwölf, und die damals neue Taktik von PLO und Co. ist auch heute noch ein voller Erfolg!

Sogar deutsche Terroristen ließen sich damals von der PLO ausbilden, um ihren angeblichen Kampf gegen den Imperialismus auszuführen, der in Wirklichkeit nichts anderes als blutiger Terror war und der in jenem unergründlichen Judenhass gipfelte, der mindestens seit der Römerzeit das Denken zahlreicher Völker und Menschen beherrscht oder zumindest beeinflusst!

Wenn wir in die Zeit unmittelbar nach dem Sechs-Tage-Krieg zurückgehen, sehen wir, dass einer der beiden damaligen Anführer der PFLP („Volksfront zur Befreiung Palästinas“), Wadi Haddad erkannte, dass die Strategie geändert werden müsse, als er Feuerherdt und Markl zufolge sagte:

„Wir müssen die Israelis an ihren schwachen Punkten treffen.  Was meine ich mit schwachen Punkten? Ich meine spektakuläre Einzeloperationen.  Diese Operationen werden die Aufmerksamkeit der Welt auf das Problem Palästina richten.  Die Welt wird fragen: ‚Was zur Hölle ist das Problem in Palästina? Wer sind die Palästinenser? Warum tun sie diese Dinge?‘ […] Am Ende wird die Welt die Nase vollhaben von diesem Problem.  Sie wird beschließen, dass sie in Bezug auf dem harten Weg dazu bringen, die Geduld mit Israel und Palästina zu verlieren.“6Zit. nach Feuerhardt und Markl 2018, S. 148

Und die zweite Führungsperson dieser Gruppe, Georg Habasch, ging noch weiter, als er sagte:

„Wir glauben, dass es mehr Effekt erzielt, einen Juden weit entfernt umzubringen als 100 von ihnen im Kampf zu töten – es erregt mehr Aufmerksamkeit. Und wenn wir ein Geschäft in London in Brand setzen, sind diese Flammen so viel wert wie das Niederbrennen von zwei Dutzend Kibbuzim, weil wir die Menschen dazu zwingen, danach zu fragen, was hier los ist.“7Zit. nach Feuerhardt und Markl 2018, S. 148

Es ist wirklich unglaublich, in welchen Dimensionen diese Leute denken und welche Mittel sie nicht nur in Betracht ziehen, sondern auch hemmungslos in die Realität umsetzen! Die kriminelle Energie, die in diesen Terroristen steckt, kann kaum geringer gewesen sein als die Adolf Hitlers! Aber genauso, wie man Hitler damals gewähren ließ, ließ man auch diese Terroristenbanden gewähren, und darüber hinaus erkannte man später eine dieser Gruppen, die PLO, als die rechtmäßigen Vertreter der Palästinenser an, also Terroristen, die ein Volk vertraten, das es gar nicht gibt. Das muss man sich nur mal vorstellen! Aber: Auch heute noch haben diese Leute sehr viel Zuspruch. Unverständlich, aber wahr!

So kamen auch Flugzeugentführungen in Mode, und es überrascht keineswegs, dass gerade die PLFP den Anfang machte. In der Nacht vom 22. auf den 23. Juli 1968 entführte die Bande eine Maschine der israelischen Fluggesellschaft El Al auf ihrem Flug von Paris über Rom nach Tel Aviv. Entführer waren zwei „Palästinenser“ und ein Syrer, die das Flugzeug in ihrer Gewalt brachten und den Pilot zwangen, nach Algier zu fliegen. Die nicht-israelischen Geiseln wurden dort freigelassen, doch die zehn israelischen Besatzungsmitglieder und zwölf weitere Israelis blieben in Gefangenschaft. Unbehelligt durfte die PFLP in Beirut, der Hauptstadt des Libanon, eine Erklärung veröffentlichen, in der sie die Verantwortung für die Geiselnahme übernahm und im Austausch der Geiseln durch die Freilassung palästinensischer Häftlinge –sprich Terroristen – aus israelischen Gefängnissen forderte. Über einen Monat lange wurde verhandelt, und am 31. August konnten die israelischen Geiseln schließlich in ihre Heimat zurückkehren, während die israelische Regierung bekannt gab, bereit zu sein, 16 arabische Häftlinge freizulassen.

Nach diesem Ereignis gelangte Israel zu der Einsicht, dass im Wiederholungsfall Verhandlungen mit Entführern nur weitere Geiselnahmen provozieren würden und man begann nun stattdessen Länder in die Verantwortung zu nehmen, in denen die Terrorgruppen ungehindert operieren durften.

Doch schon ein halbes Jahr später kam es zu einer ähnlichen Aktion der PFLP, als am 26. September 1968 ein Terrorkommando nach Athen flog, um eine Al-Al-Maschine mit Brandbomben und Maschinenpistolen anzugreifen. Dabei wurde ein Israeli sowie eine Flugbegleiterin bei dem Versuch, aus dem brennenden Flugzeug zu entkommen, getötet. Doch diesmal wehrten sich die Israelis: Am 28. Dezember sprengten sie 13 auf dem Beiruter Flughafen stehende Flugzeuge, die drei verschiedenen arabischen Fluglinien gehörten. Die israelische Regierung begründete das folgendermaßen: „Arabische Regierungen, die in ihren Ländern die Aktivitäten der Sabotageorganisation zulassen, müssen wissen, dass sie die Verantwortung tragen.“ Die UN teilte diese Ansicht jedoch nicht, sondern verurteilte Israel für seine „vorsätzliche militärische Aktion, die eine Verletzung seiner ‚Verpflichtungen gemäß der [UN]-Charta und der Waffenstillstandsresolutionen“ darstelle, wie Feuerherdt und Markl ausführen. Weiter bezeichneten die UN-Vertreter, „diese vorsätzliche Gewalttat als eine Gefährdung der Aufrechterhaltung des Friedens“ und drohten mit „Konsequenzen“ für den Fall, dass Israel zukünftig weitere derartige Aktionen durchführt. Des Weiteren forderten sie von Israel sogar, für die Zerstörungen Entschädigungszahlungen an die libanesische Regierung zu leisten. Der Terroranschlag selbst wurde im Übrigen von der UN nicht verurteilt. Hier ist also noch nicht mal von „Unverhältnismäßigkeit“ die Rede, sondern die israelische Aktion, die in Wirklichkeit eine Reaktion war, war einfach Unrecht und damit basta!

So konnte das ehemalige PFLP-Mitglied Bassam Abu-Sharif jubeln und folgendes Statement abgeben:

„Die Palästina-Frage wurde zum Thema Nummer eins der Nachrichternkanäle weltweit. […] Israel wurde stark in die Defensive gedrängt – und es gab einen unvorhergesehenen Bonus: Westliche Regierungen hatten absolut keine Antwort auf die Entführungen. Sie konnten nicht das Leben unschuldiger Passagiere riskieren, also gaben sie unsren Forderungen nach. Selbst wenn unsere Leute geschnappt und eingesperrt wurden, wurden sie regelmäßig freigelassen.“8Zit. n. Feuerherdt/Markl, S. 150

Demnach haben selbst die PFLP-Terroristen nicht mit einer so einseitigen Reaktion seitens der UNO und der westlichen Regierungen gerechnet. Die beiden Attentäter, die den Anschlag auf das Flugzeug ausgeführt haben, wurden übrigens im März 1970 zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt, kamen aber wieder frei, nachdem ein weiteres Terrorkommando von „Palästina-Terroristen“ am 22. Juli 1970 ein Flugzeug der griechischen Olympic Airways entführt hatte.  So einfach war das. Überhaupt kamen Erpressungen dieser Art in Mode.

Die PLO, die im September 1970 blutig aus Jordanien vertrieben wurde, setzte nun eine Doppelstrategie ein: Nach außen hin legten sie sich eine ehrenwerte Fassade zu, während sie aus den Reihen der Fatah heraus eine Organisation gründeten, die auf Rache gegenüber Jordanien und Anschlägen gegen israelische Ziele aus sein sollte und auch war. Diese neue Gruppe, die in Erinnerung an das Massaker in Jordanien „Schwarzer September“ genannt wurde, sollte weder Büros noch eine Adresse oder gar einen Sprecher haben. Offiziell bestritt die PLO, dass es organisatorische Verbindungen zwischen dem Schwarzen September und der Fatah gab. In Wirklichkeit aber handelte es sich beim Stammpersonal des Schwarzen Septembers um Mitglieder des Fatah-Nachrichtendienstes, die eine monatelange Ausbildungszeit beim ägyptischen Geheimdienst hinter sich hatten, und auch Mitglieder anderer Terrorbanden, wie z.B. der PFLP waren an den Untaten des Schwarzen September beteiligt. Das öffentliche Publikum freilich erfuhr erst am 28. September 1971 von der Existenz dieser Bande, als in Kairo der jordanische Premierminister Wasfi Tell in der Eingangshalle eines Hotels erschossen wurde.

Die älteren Leser werden sich wie ich noch gut an den Anschlag auf die israelischen Teilnehmern an den olympischen Spielen 1972 in München erinnern können, in dessen Rahmen 13 israelische Geiseln und ein deutscher Polizist ermordet wurden. Salah Khalaf, der Anführer dieser Terroristenbande, erklärte die Ziele dieser „Operation“ mit den Worten:

„Erstens sollte allen zum Trotz die Existenz des palästinensischen Volkes bekräftigt werden; zweitens sollte die in München zahlreich aufmarschierende Internationale Presse genutzt werden, um unserer Sache – einerlei ob im positiven oder negativen Sinn – weltweit Widerhall zu verschaffen.9Zit. n. Feuerherdt/Markl 2019, S. 153

Khalaf äußerte sich weiter dahingehend, dass die Öffentlichkeit „dank des weltweiten Interesses an der Olympiade10Die Verwendung des Begriffs „Olympiade“ in diesem Zusammenhang zeigt die Unwissenheit Khalaphs über diese Thematik. Eine „Olympiade“ ist die Zeit zwischen den Olympischen Spielen. Das dürfte dem Terroristenführer aber auch ziemlich egal gewesen sein…“ von dem ‚palästinensischen Drama‘ erfahren“ habe und dass sich gezeigt hat habe, dass das „palästinensische Volk“ „sich durchzusetzen weiß und sich von einer internationalen Veranstaltung nicht ausschließen lässt.“ In Wirklichkeit haben sich hier natürlich nicht irgendwelche „Palästinenser“ durchgesetzt, sondern schlicht und einfach eine Terroristenbande, die es tatsächlich geschafft hat, die weltweite Aufmerksamkeit zu erlangen, die sie zum Erreichen ihres Zieles, den jüdischen Staat zu zerstören, brauchte.

Für die verhafteten Attentäter, die die israelischen Sportler ermordet hatten, war bald gesorgt, denn am 28. Oktober 1972 entführte ein weiteres Terrorkommando eine Lufthansa-Maschine, die sich auf dem Weg von Damaskus über Beirut nach Frankfurt befand und forderte die Freilassung dieser Attentäter. Der damalige deutsche Bundeskanzler Willy Brandt sah keine andere Möglichkeit, als diese drei Terroristen umgehend außer Landes zu fliegen, um, wie er sagte, weiteres Blutvergießen zu vermeiden. So waren diese Mörder gerade einmal zwei Monate nach ihrer Untat wieder auf freiem Fuß. Feuerherdt und Markl schreiben – und das lässt aufhorchen:

„Bis heute gibt es die Vermutung, dass die Lufthansa-Entführung ein abgekartetes Spiel zwischen Deutschland, das die München-Terroristen möglichst schnell wieder loswerden wollte und dem Schwarzen September war. Ulrich Wegener, der kürzlich verstorbene ehemalige Chef der nach München aufgestellten  Antiterroreinheit GSG 9, glaubte jedenfalls, dass die Gerüchte über einen Deal zwischen Deutschland und den Terroristen zutreffend sind.[…] Bemerkenswert ist jedenfalls, dass Deutschland in den kommenden Jahren, in denen palästinensische Terroristen palästinensische in etlichen europäischen  Ländern Anschläge verübten, von weiteren Terroraktionen verschont blieb. ‚Die ganze Zeit über pflegte der deutsche Bundesnachrichtendienst enge Beziehungen zu den meisten palästinensischen Terrorgruppen, darunter auch der Fatah.‘“11Feuerherdt/Markl. 2018, S. 154

Interessanterweise erhielt ich gerade wenige Tage nach der Abfassung dieser Zeilen einen Artikel von Honestlyconcerned.info, in dem der deutsche Journalist und Nahost-Korrespondent Ulrich W. Sahm über eine Konferenz der Konrad-Adenauer-Stiftung und des Israel Council on Foreign Relations (ICFR) (URL im Literaturverzeichnis) berichtet, in dem er schreibt:

„Erwähnt wurde das „jämmerliche Scheitern“ der deutschen Sicherheitsorgane bei dem Terroranschlag auf die israelische Delegation bei den Olympischen Spielen in München 1972. Doch was danach kam, ausgerechnet unter Bundeskanzler Willy Brandt, wurde mit großem Schweigen belegt. Obgleich Brandt während der Nazi-Zeit Emigrant war und in Warschau mit seinem Kniefall am Denkmal für die Opfer des Ghettos weltweite Schlagzeilen gemacht hatte, behandelte er Israel mit großen Vorbehalten. In jüngster Zeit sind viele Dokumente aufgetaucht, die belegen, wie Brandt sich geweigert hatte, Israel 1973 in schlimmster Not zu helfen. Während des sogenannten Jom Kippur Krieges im Oktober 1973 bangten die Israelis um ihre Existenz und waren auf massive amerikanische Waffenlieferungen angewiesen, um sich gegen den gemeinsamen syrisch-ägyptischen Angriff behaupten zu können. Doch Brandt verweigerte den Amerikanern die Zwischenlandung auf dem Luftstützpunkt Ramstein bei Frankfurt, um ihre Transportmaschinen aufzutanken.“

Tatsächlich kann ich mich erinnern, dass Brand in den Jahren nach dem Attentat enge Kontakte zu Arafat pflege, sich mit diesem traf, ungeachtet der Tatsache, dass dieser ein Terrorist übelster Sorte war. Weiter kann ich mich daran erinnern, dass erst dann wieder Anschläge in Deutschland durchgeführt wurden, als bereits Helmut Schmidt Bundeskanzler war – und der ging ganz anders mit den Terroristen um und ließ 1977 Wegeners Spezialtruppe ein entführtes Flugzeug stürmen – und konnte somit die Geiseln befreien!

Brandt scheint auch im Zusammenhang mit dem Jom-Kippur-Krieg eine ganz üble Rolle gespielt zu haben, wie  Dr. Rafael Korenzecher, der Herausgeber der Jüdischen Rundschau, berichtet (URL im Inhaltsverzeichnis:

„Eine besonders üble Rolle spielte vor und während des Überlebenskampfes des jüdischen Volkes die SPD, die auch heute als dezidierte Israelgegnerin agierende Islam-affine Partei der Judenfeinde und Israelhasser Gabriel, Steinmeier und Schulz sowie ihr damaliger Vorsitzender und Bundeskanzler Willy Brandt. Brandt versperrte sich nicht nur den Bitten der damaligen israelischen Ministerpräsidentin Golda Meir mit einer, weitgehende Konzessionen von israelischer Seite beinhaltenden Vermittlungsmission in Ägypten noch vor Ausbruch des Krieges die Situation zu entschärfen und auf diese Weise vielleicht einen Angriffskrieg gegen Israel zu verhindern. Bundeskanzler Brandt weigerte sich auch der von den USA zur Abwendung einer Auslöschung Israels eigens eingerichteten Luftbrücke mit Waffen und Munition die erforderliche Zwischenlandung und das Auftanken der Transportmaschinen in Deutschland zu erlauben.”

Der Schwarze September erreichte jedenfalls mit dem Olympia-Attentat genau das was er bezweckt hatte. Die deutschen Journalisten gaben sich empört gegenüber dem Anschlag, stellten aber ein „echtes Anliegen der Palästinenser“ fest und verurteilten lediglich die „Brutalisierung ihrer Methoden“. Spätestens jetzt waren die Palästinenser erfunden, bei denen es sich aber nicht um ein arabisches Volk, sondern um eine Ansammlung verschiedener Terroristenbanden handelt. Da wir jetzt wissen, was unter dem Begriff „Palästinenser“ zu verstehen ist (was aber nicht mir den Palästina-Arabern verwechselt werden darf!), können ab sofort die Anführungszeichen um diesen Begriff weggelassen werden.

Einer dieser Palästinenser, eben der Chef-Terrorist Arafat, war es, der im November 1974 seinen größten Triumph feierte, als er ganz offiziell von der UN-Generalsversammlung empfangen wurde. Einer der ihn begleiteten Leibwächter, Ali Hassan Salameh, war einer der wichtigsten Köpfe des Schwarzen September sowie einer der Drahtzieher des Olympia-Attentats.

Feuerherdt und Markl schreiben über Arafats Aufritt:

„Auf Einladung der Generalversammlung und mit der neu gewonnenen offiziellen Rückendeckung der Arabischen Liga traf Jassir Arafat am 13. November 1974 am Sitz der Vereinten Nationen in New York ein und wurde mit alle den Ehren empfangen, die sonst nur Staatsoberhäuptern entgegengebracht wurden. Obwohl es strikt verboten war, kamen Arafat und seine Entourage, darunter Ali Hassan Salameh, wie bereits erwähnt einer der Führer der Terrororganisation Schwarzer September und Drahtzieher des Münchner Olympia-Attentats, bewaffnet ins UN-Hauptquartier. Nur für die Dauer seiner Rede trennte sich Arafat von seiner Pistole: Er hinterlegte die Beretta im Büro des Vorsitzenden der Generalversammlung“.12Feuerherdt/Markl, S. 161

Diese beiden Autoren bezeichnen Arafats Ansprache vor den Vereinten Nationen als eine „Mischung aus Geschichtsklitterung, sich progressiv gebender Propaganda, wüsten Angriffen auf den Zionismus und dem Bekenntnis zum bewaffneten Kampf“. Weiter habe der PLO-Chef die Gewalttaten der Palästinenser-Gruppen gerechtfertigt und bestritten, dass es sich sei bei diesem „bewaffneten Kampf“ um Terrorismus handele, als er sagte:

„Der Unterschied zwischen dem Revolutionär und dem Terroristen ist der Grund, für den er kämpft. Wer immer für eine gerechte Sache einsteht sowie für die Freiheit und die Befreiung seines Landes von den Invasoren, Siedlern und Kolonialisten kämpft, kann unmöglich als Terrorist bezeichnet werden.13Zit. n. Feuerherdt/Markl 2018, S. 162

Einzig der Zweck entscheide, die angewandten Mittel seien vollkommen belanglos, schreiben Feuerherdt und Markl, und unter dieser Prämisse wurde es Arafat auch möglich, seine blutrünstigen Untaten zu rechtfertigen: Ob man nun etwa einen Armeestützpunkt angreife oder einen Kindergarten in die Luft sprenge,  käme letztlich aufs Gleiche heraus, denn es zähle ja nur der Zweck.14Diese Grundhaltung Arafats erinnert an den Spruch „Der Zweck heiligt die Mittel“, der weithin als die Maxime der Jesuiten gilt. (s. https://www.welt.de/kultur/article6224242/Jesuiten-der-harte-Kampf-der-Soldaten-Christi.html)

Arafat bezeichnet die Gewaltaktionen seiner und anderer Palästinenser-Organisationen als „gerechte Sache“, was sie aber, wie wir wissen, nicht ist. Wenn wir aber ansonsten dieser Interpretation folgen würden, müssten wir umgekehrt die Aktionen der Irgun und anderer aufständischer Juden in Palästina vor der (Neu-)Gründung des Staates Israel als gerechtfertigten Freiheitskampf gegen die Kolonialmacht England ansehen.

Um aber gleich wieder auf Arafats berühmte Rede zurückzukommen, ist zu sagen, dass dieser im Umkehrschluss den Zionismus als Terrorismus bezeichnete, der eine „Verschwörung zu Lasten der Araber“ und zudem noch „imperialistisch, kolonialistisch“ und „abgrundtief reaktionär und diskriminierend“ sowie „rassisch“ sei und erhob darüber hinaus sogar die Behauptung, die Israelis würden Palästinensern in KZs halten!

Seine beinahe zweistündige Rede beendete Arafat mit einer direkten Ansprache an die Generalversammlung mit den Worten:

„Heute bin ich zu Euch gekommen, einen Olivenzweig und die Waffe eines Freiheitskämpfers tragend. Lasst nicht den Olivenzweig aus meiner Hand fallen.“15 Zit. n. Feuerherdt/Mark1 1998, S. 16216 Arafats in arabischer Sprache vorgetragene Rede hatte zweifelsohne etwas Mystisches an sich. Vgl. https://www.youtube.com/watch?v=SQrbPhrPJ7I und https://www.youtube.com/watch?v=LVXN6EiqKFY

Eine offensichtliche Drohung also. Gerichtet an die Vertreter quasi der ganzen Welt! Und wie reagierte die UN-Generalversammlung auf diese Ansprache mit der unverhohlenen Drohung am Schluss? Richtig: Mit jubelndem Applaus und Standing Ovations!17Wenn wir uns die Videos ansehen, stellen wir darüber hinaus bereits, als er das Podium betrat, heftigen Applaus fest. Eine kanadische Zeitung schrieb:

„Die vereinten Nationen, gegründet auf der strahlenden Hoffnung, die Menschheit vor dem Krieg zu retten, hat sich zur Plattform  für einen Mann gemacht, der seine Macht durch eine Abfolge von beinahe unvergleichlichen Mordanschlägen, Entführungen und Massenmord von beinahe unvergleichlicher Grausamkeit gewonnen hat. […] Aber was daran am meisten Angst macht, ist, dass Herr Arafat nicht die Notwendigkeit verspürt hat, seine […] Ansprüche zu verschleiern, um zustimmenden Jubel von den Vereinten Nationen zu gewinnen.18Zit. n. Feuerherdt/Markl 2018, S. 163

Der israelische UN-Botschafter Yosef Tekoah sagte, dass die Generalversammlung „der UN-Charta, dem Recht und der Menschlichkeit den Rücken gekehrt und praktisch vor einer Mörderbande kapituliert“ habe, „die auf die Zerstörung eines UN-Mitgliedstaates abzielt“. Weiter sei das Podium der Generalversammlung von jemandem beschmutzt wurden, „der proklamiert hat, dass das Vergießen jüdischen Blutes erst ein Ende finden würde, wenn alle Forderungen der Mörder akzeptiert und all ihre Ziele erreicht seien.“19Zit. n. Feuerherdt/Markl 2018, S. 163

Und wie reagierte der Vorsitzende der Generalversammlung, Abd-al Aziz Bouteflika, der zudem Algerier und somit Araber und außerdem Muslim war, auf diese Feststellung? Er verbot Tekoah bis zum Ende der Versammlung jegliche weitere Stellungnahme! Jetzt folgte eine neun Tage lang anhaltende Debatte, in deren Rahmen ein Land nach dem anderen Israel verurteilte und Arafat lobte. Feuerherdt und Markl führen dazu aus:

„Von den 81 Staaten, die sich in der Debatte zu Wort meldeten, sprachen sich 61 gegen Israel und für die PLO aus. Für Bangladesch war Arafats Rede ‚inspirierend‘. Somalia fand sie ‚berührend‘, der Niger ‚bewegend‘. Polen erachtete Arafats ‚sehr wichtiges und nützliches Statement“. Madagaskar lobte den  ‚moderaten und versöhnlichen‘ Tonfall. Tunesien pries die ‚Aufgeschlossenheit, die Vornehmheit und die Toleranz‘, die die Rede des PLO-Chefs ausgezeichnet hätten, Mauretanien zeigte sich beeindruckt von der ‚extremen Mäßigung, die niemandem verborgen geblieben sein konnte‘. Und der Botschafter Bulgariens ließ das Auditorium an seinen Einblicken teilhaben, warum die Juden im Holocaust das Opfer ihres Anspruchs wurden, das ‚auserwählte’ Volk zu sein. Andere Redner attackierten den UN-Teilungsplan von 1947 als ‚Ursünde‘ des Konflikts und denunzierten israelische Verteidigungsversuche gegen den Terrorismus als „organisatorischen Angriff“ auf die Palästinenser.“20Zit. n. Feuerherdt/Markl 2018, S. 163f

Was den letzten Vorwurf betrifft, so haben diejenigen, die sich in dieser Form geäußert haben, in einem Punkt gar nicht so Unrecht, denn tatsächlich waren die israelischen Verteidigungsversuche letztlich ein organisierter Angriff auf die Palästinenser. Wir wissen aber mittlerweile, was diese Leute, die sich Palästinenser nennen, wirklich sind: Eine Ansammlung von arabisch-islamischen Terroristen (nicht zu verwechseln mit den Palästina-Arabern!), deren Ziel es ist, den Staat Israel zu zerstören!

Zum Abschluss der Debatte jedenfalls verabschiedete die Generalversammlung der Vereinten Nationen noch einige Resolutionen, mit denen sie sich „praktisch das PLO-Programm zu eigenen machten“, wie Feuerherdt und Markl es ausdrücken. So bestätigte die Resolution 3236 die „unveräußerlichen Rechte „ der Palästinenser auf Selbstbestimmung, nationale Unabhängigkeit und Souveränität“ und betonten das „unveräußerliche Recht der Palästinenser auf Rückkehr“ mit dem Zusatz, dass die „Realisierung dieser Rechte unabdingbar für die Lösung der Palästina-Frage“ sei. Wie wir wissen, konnte die Rückkehr der Palästina-Araber (!) nach dem Befreiungskriegs Israels von 1948 nicht erfolgen, da ihre Grundstücke, Wohnungen usw. dringend für die Aufnahme der nach dem Krieg aus den arabischen Länder vertriebenen Juden gebraucht wurden! Diese Vertreibung wurde von der UNO allerdings nie thematisiert. Stattdessen riefen die Vereinten Nationen alle Völker dieser Welt dazu auf, das „palästinensische Volk im Kampf  um die Wiederherstellung seiner Rechte“ zu unterstützen“ und forderte weiterhin den UN-Generalsekretär dazu auf, Kontakte zur PLO aufzubauen. Tatsächlich wurde also der Irrglaube, dass die PLO ein Volk unterstütze (das es in Wirklichkeit niemals gab) von der Vertretung fast aller Staaten der Welt übernommen! Folglich wurde, wie auch nicht anders zu erwarten war, die Resolution 3236 mit 89 Ja-Stimmen angenommen. Acht stimmten für „Nein“ und 37 Staaten enthielten sich: Und diese Resolution ging noch weiter als alle anderen antiisraelischen zuvor. Feuerherd und Markl schreiben:

„Es ist zu beachten, dass bei aller Betonung der ‚Rechte der Palästinenser‘ mit keinem Wort auf die Rechte Israels eingegangen wurde. Anders als bei vielen anderen Resolutionen fehlt in Resolution 3236 jeglicher Hinweis auf frühere UN-Beschlüsse jeglicher Verweis auf andere UN-Beschlüsse, da diese zu diesem Zeitpunkt in aller Regel noch Passagen enthielten, in denen es um das Existenzrecht des jüdischen Staates in sicheren und anerkannten Grenzen ging. Auf Druck der PLO wurden all diese Verweise unterlassen. Die sogenannte internationale Gemeinschaft wurde auf diesem Wege von der UN-Generalversammlung hochoffiziell aufgefordert, einer Terrororganisation in deren Kampf für die Vernichtung eines UN-Mitglieds jede nur erdenkliche Unterstützung zukommen zu lassen. Es ist nicht schwer zu verstehen, warum Arafat die Resolution kurze Zeit später als die „Liquidation der zionistischen Existenz“ feierte.

Noch an diesem Tag verabschiedete die Generalversammlung mit einer Mehrheit von 95 Ja- zu 17 Nein-Stimmen (bei 19 Enthaltungen) Resolution 3237, mit der die PLO eingeladen wurde, als Beobachter bei der Generalversammlung, an allen von ihr veranstalteten Konferenzen sowie an allen Konferenzen anderer UN-Organe teilzunehmen.“21Feuerherdt/Markl. 2018, S. S. 164f

Der in Feuerhardt und Markls ausgezeichnetem und wichtigem Buch darauf folgende Abschnitt ist ebenfalls von derart großer Wichtigkeit, dass wir um ein weiteres Zitat nicht herumkommen:

„Am 29. November 1974, also ausgerechnet am Jahrestag des Beschlusses der Teilungsresolution von 1947, wurde darüber hinaus noch Resolution 3246 angenommen. Sie bestätigte das ‚unveräußerliche Recht aller Völker unter kolonialer und ausländischer Kontrolle und unter fremder Unterwerfung auf Selbstbestimmung, Freiheit und Unabhängigkeit […] mit allen vorhandenen Mitteln, inklusive bewaffnetem Kampf. […] 29 Jahre, nachdem die Vereinten Nationen gegründet worden waren, um den Frieden zu erhalten und zu friedlicher Konfliktlöschung beizutragen, proklamierten sie nun die Legitimität des bewaffneten Kampfes.“22(Feuerherdt/Markl 2018, S. 165)

Damit wurde quasi der Terrorismus legitimiert, und so verwundert es auch nicht, dass der antiisralische Terror in den nächsten Jahren in verstärkter Form weitergeführt wurde.

 

Eine bekannte Entführung eines Flugzeuges, die sich später ereignete, begann am 27.06.1976. Das betroffene Flugzeug war eine Maschine der Air France, die auf dem Weg von Tel Aviv über Athen auf Paris war. Die Entführer waren zwei Palästinenser, die einer Abspaltung der PFLP angehörten, und deren Drahtzieher Wadi Haddad sowie Wilfried Böse und Brigitte Kuhlmann waren, die der Deutschen Terrororganisation „Revolutionäre Zellen“ angehörten, aber auch mit der zu jener Zeit in Deutschland agierenden Baader-Meinhof-Bande liiert waren, die später relativierend als Baader-Meinhof-„Gruppe“ bezeichnet wurde, bis man dazu überging, diese Bande unter der Bezeichnung, die sie sich selbst gegeben hatte, zu benennen: R.A.F, bzw. später „RAF“ in einem Wort, ausgesprochen „Raf“, das für „Rote Armee Fraktion“ stand. Kuhlmann und Böse zwangen damals das Flugzeug mit seinen 258 Passagieren und seiner zwölfköpfigen Besatzung im lybischen Bengasi zu landen und später weiter nach Entebbe zu fliegen, einem – mittlerweile eben durch dieses Ereignis – sehr bekannten Flughafen, der nahe der ugandischen Hauptstadt Kampala liegt. In Entebbe kamen bewaffnete arabische Terroristen hinzu, die einvernehmlich mit den ugandischen Sicherheitskräften kooperierten! Die Entführer forderten sowohl Geld als auch die Freilassung von 53 inhaftieren Terroristen aus den Gefängnissen mehrerer Länder, darunter Israel, Frankreich und Deutschland. Die Terroristen brachten die Geiseln in den Terminal des Flughafens, wo sie geradezu eine Selektion durchführten – ähnlich wie die Nazis dies früher mit den Opfern der Schoah getan hatten –, indem sie die jüdischen – man beachte, dass damit nicht nur die israelischen Juden gemeint waren – von den anderen Geiseln trennte und die nichtjüdischen freiließ und ausflog. Darunter waren auch Menschen, die von den deutschen Terroristen fälschlicherweise als Juden identifiziert wurden. Auch die Crew der Air France blieb in Gefangenschaft, aber nicht, weil die Terroristen dies so wollten, sondern weil sie sich weigerte, in ihrer Eigenschaft als für die Passagiere des Flugzeuges Verantwortliche, diese Passagiere zurückzulassen.

Am 4. Juli flogen schließlich israelische Flugzeuge, die mit die mit Spezialeinheiten besetzt waren, in einer Geheimmission nach Uganda. Diese stürmten den Terminalbereich des Flughafens, befreiten die Geiseln und flogen sie nach Israel aus.

Dem „Abflug“ ging ein ungefähr 90-minütiges Feuergefecht voraus, bei dem insgesamt sieben Terroristen, 20 ugandische Sicherheitskräfte und leider auch drei der über hundert verbliebenen Geiseln, sowie der Kommandeur des Einsatzes, Yonatan Netanyahu, der Bruder des heutigen israelischen Premierministers Benjamin Netanyahu, ums Leben kamen. Am nächsten Tag wurde eine weitere Geisel, die 75jährige Doro Bloch – sie befand sich zum Zeitpunkt der Befreiungsaktion in einem Krankenhaus in Kampala – auf Befehl des damaligen Diktators von Uganda – Idi Amin – ermordet.

Natürlich zeigte sich der damalige Generalsekretär der UNO – Kurt Waldheim – empört und protestierte! Nein: nicht etwa gegen die Entführung des Flugzeugs oder gar die antisemitische Selektion der jüdischen Geiseln, sondern gegen die israelische Befreiungsoperation! Die Landung israelischer Flugzeuge in Entebbe stellte Waldheim zufolge eine „schwerwiegende Verletzung der Souveränität eines Mitgliedstaates der Vereinten Nationen“ dar. Der UN-Sicherheitsrat trat – auf ein Ersuchen der Organisation für Afrikanische Einheit – nun mehrmals zusammen, um gegen die „beispiellose Aggression Israels gegen Uganda“ und die „mutwillige Aggression auf einen Mitgliedsstaat der Vereinten Nationen“ zu protestieren.

Der Vertreter Ugandas führte im UN-Sicherheitsrat den Umstand, dass die ugandischen Sicherheitskräften mit den Terroristen zusammenarbeiteten, als aus „humanitären Überlegungen heraus resultierend“ an, um das Leben der Geiseln zu beschützen! Feuerherdt und Markl gehen auf die weiteren Ausführungen dieses Diplomaten ein, wenn sie schreiben:

„Uganda habe alles in seiner Macht Stehende für das Wohlergehen der Festgehaltenen unternommen, doch sei diese ‚humanitäre Geste vom zionistischen Israel – dem Vehikel des Imperialismus – mit der Invasion Ugandas‘ beantwortet worden. Israel habe sich mit dieser ‚nackten Aggression gegen Uganda‘ seiner Geschichte der ‚Barbarei und des Banditentums‘ würdig erwiesen.  Wie der angebliche Schutz der Geiseln mit der Ermordung Dora Blochs in einem Krankenhaus in Kampala nach der israelischen Befreiungsaktion in Einklang zu bringen war. darauf ging der ugandische Diplomat nicht ein.“23(Feuerherdt/Markl 2018, S. 167)

Ich möchte noch hinzufügen: Wahrscheinlich hat ihn auch niemand im Plenum danach gefragt…

Die Vertreter anderer islamischen Staaten äußerten sich ähnlich: mal eine Spur „moderater“, mal noch schärfer. Der lybische Botschafter sagte sogar, dass die Israelis „exzellente Schüler der Nazis“ seien, nein, sie seien sogar besser als ihre Nazi-Lehrmeister. Der israelische Vertreter Chaim Herzog stand auf verlorenem Posten. Feuerherdt und Markl stellen mit vollem Recht fest:

„Angesichts antisemischer Hetze wie dieser verblassten die Stimmen der Länder, die sich nicht an der Verurteilung Israels beteiligen wollten, darunter auch Deutschland und die USA.[…]Eine von Großbritannien und den USA eingebrachten Resolution, in der gleichzeitig Entführungen verurteilt wurden und der Aufruf zur Respektierung der ‚nationalen Souveränität und territorialem Integrität aller Staaten‘[…] erging, erreichte nicht die erforderlichen neun [!; Anm. RMH] Stimmen, um angenommen zu werden. Das Abstimmungsergebnis spiegelte exakt die politischen Verhältnisse der votierenden Staaten wider: Die sechs Zustimmungen kamen von den sechs Demokratien, die Nein-Stimmen bzw. Enthaltungen dagegen von kommunistischen bzw. sozialistischen Staaten und anderen Diktaturen.“24Feuerherdt und Markl 2018, S. 168f

So ist es auch kein Wunder, dass es zu weiteren antiisraelischen Attacken kam, in deren Folge die israelischen Reaktionen verurteilt wurden. Diese sollen hier aber aus Platzgründen nicht wiedergegeben werden.

Wenn wir im Auge behalten, dass es beispielsweise den Terroristen Kuhlmann und Böse, die mit den Palästinensern zusammenarbeiteten, um jüdische und nicht nur um israelische Geiseln ging, und wenn wir davon ausgehen, dass der Staat Israel die einzige Organisation der Welt ist, die in der Lage ist, Juden zu schützen (und das ist er!), müssen wir erkennen, dass die Auslöschung des Staates Israels nur ein Zwischenschritt im Bestreben der endgültigen „Endlösung der Judenfrage im Sinne der Ermordung aller Juden ist. Weiter müssen wir erkennen, dass die Mehrheit der Völker dieses Bestreben unbegreiflicherweise zu unterstützen scheint, so dass man beinahe zu folgendem Schluss gelangen könnte: „Die ‚Vereinten Nationen‘ tragen ihren Namen zu Recht: Vereint in ihrem Kampf gegen das jüdische Volk…

Aus: Horn, Roland M.: Blauer Stern auf weißem Grund – Die Wahrheit über Israel. Berlin 2019, Kapitel 13 (Text)

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