Arafat und die PLO haben es am 17. Juli 1968 geboren. Meinung

Einseitige Anerkennung der palästinensisch-arabischen Eigenstaatlichkeit ist ausgebrochen wie der Covid-Virus. Aber was heißt „einseitig“? Heute erkennen rund 82% der UNO-Mitglieder und vier von 5 permanenten Mitglieder des Sicherheitsrats „Palästina“ an. Was sagt das Israel?

Es bedeutet das, Josep Borrell, ehemaliger EU-Außenpolitikchef sagte, das es bedeutet: „Israel darf kein Veto-Recht zur Selbstbestimmung des ‚palästinensischen Volks‘ haben.“

„Einseitig“ erteilt somit dem Völkerrecht eine Abfuhr, ebenso der Praxis Konflikt durch Verhandlungen zu lösen, statt durch Zwang seitens Dritter.

Zweitens lässt es Israel gesetzlos zurück – was bedeutet, dass es kein Recht hatte im Blitzkrieg von 1967 Jordanien die „Westbank“ und den Gazastreifen Ägypten abzunehmen.

Drittens sagt es uns, was uns praktisch alle Quellen, von den neutralen bis zu den parteiischsten uns sagen: dass die Palästinenser die Gebiete besitzen.

Das heißt im Gegenzug, dass palästinensische Araber die ganze Zeit schon das Recht auf Eigenstaatlichkeit hatten, aber Israel sie daran hinderte, dieses Recht auszuüben.

Schließlich wirft der Begriff „einseitig“ die Oslo-Vereinbarungen von 1993 und 1995 als reines politisches Theater auf den Müll. Erinnern sich, wie Präsident Clinton Gastgeber der Unterzeichnungs-Zeremonie am Weißen Haus war? Parodie?

Ich meine, wenn die Pallis bereits Eigentumsrechte an der „Westbank“ und dem Gazastreifen hatten, was ist dann mit Oslo? Was mit dem Schlusssatz, der Israel die israelischen und palästinensischen Führer verpflichteten „keinerlei Schritte zu unternehmen, der den Status der ‚Westbank‘ und des Gazastreifens verändern, bis das Ergebnis der Verhandlungen über den endgültigen Status vorliegt“?

Das Theatralischste ist: Als der Auftrag des Internationalen Strafgerichtshofs darin besteht „juristische Streitigkeiten zwischen Staaten in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht zu regeln“ und wenn er die „rechtlichen Konsequenzen untersucht, die aus der Politik und dem Tun Israels in den besetzten Palästinensergebieten“ untersucht. Dann können wir davon ausgehen, dass jemand sie reingelegt hat wie sonst niemand auf der Welt.

Dieser Jemand war Yassir Arafat.

Gipfeltreffen der Arabischen Liga haben nie Probleme gelöst. Schuldzuweisungen haben sie geschwächt, sie erschienen als Ventil für Uneinigkeit und Missstände gedacht zu sein. Das Schreckgespenst war natürlich Israel. Für sie ein Krebsgeschwür auf dem Subkontinent quälte es arabische Führer wie Speck auf der Frühstückskarte im Hotel.

Ein Höhepunkt war der Gipfel der Arabischen Liga vom November 1987 in Jordanien. Israels „Besatzung“ war 20 Jahre alt und König Hussein sprach von einer Kriegsfront, die wichtiger war als all die auf demütigende Weise verlorenen Kriege. An der Propaganda-Front verlief alles großartig. Der Monarch muss angesichts der Versammlung niedergeschlagener Männer im Raum überwältigend gelächelt haben. Der große Betrug erwies als Gold wert.

„Das Auftreten einer ausgeprägt palästinensischen nationalen Persönlichkeit kommt als Reaktion auf Israel Behauptung, Palästina sei jüdisch“, sagte er für den Fall, dass die Delegierten daran erinnert werden mussten.

Der König erinnerte an ein Treffen ein paar Jahrzehnte zuvor, das ein Wendepunkt für die Palästinensische Befreiungsorganisation PLO in Kairo war. Am 17. Juli 1968 heckte eine Clique unter Führung eines Ägypters in Keffiyeh und Khaki-Uniform mit seinen typischen Bartstoppeln aus die von Israel 1967 eroberten Gebiete zu mopsen. Das Treffen machte Yassir Arafat zu einem Ein-Mann-Produkt und -Projekt.

Die Waffen, die er zum Palästinensischen Nationalrat mitbrachte, wirkten harmlos. Doch ein Korrekturstift und ein Kugelschreiber  begannen nicht nur tödliche Intifadas, sondern einen bis heute ungebrochenen Propaganda-Feuersturm.

Das stimmt: Briefpapier war alles, was nötig war, um den Nationalbund der von Arafat geführten PLO zu frisieren, die ein paar problematische Klauseln enthielt. Mit der Streichung von Worten und ein paar anderen einzufügen packte der Chefredakteur ein brandneues „palästinensisches Volk“ aus, wie Strohhalme, die an Bärten festhängen.

Alles, was fehlte um die Figuren zum Leben zu erwecken, war ein heiliger Auftrag. Ordentlich gab Arafat der Redakteur ihnen einen. Ein neue Klausel verpflichtete sie die „Westbank“ und den Gazastreifen als Geburtsrecht und uraltes Erbe der „Palästinenser“ zurückzufordern.

Die Überarbeitung erfolgte in flinken, aufeinander folgenden Schritten:

  1. Löscht eine Erklärung von 1964, wonach die „Westbank“ und der Gazastreifen nicht (von Jordanien und Ägypten) besetzt waren.
     
  2. Ersetzt das durch eine Erklärung, dass die Gebiete (von Israel) besetzte waren.
     
  3. Fügt eine Erklärung ein, dass das „palästinensische Volk“ geschworen hat die von Israel besetzten „Westbank“ und Gazastreifen zu befreien.

Es blieb aber ein herzzerreißender Artikel 6 bestehen. Der ursprüngliche Text des Palästinensischen Nationalpakts erklärte, dass „Juden, die bis zum Beginn der zionistischen Invasion normalerweise in Palästina gelebt hatten, als Palästinenser betrachtet werden.“

Jüdische Palästinenser? Unmöglich! Tipp-Ex, bitte. Stattdessen wurde die Definition mit Groll ersetzt: Palästinenser wurden „diejenigen, die bis zum Beginn der zionistischen Invasion in Palästina wohnten“. Mit einem Federstrich wurden palästinensische Juden zu Invasoren.

Von da an übernahm adoptierte die Welt die enteigneten Palästinenser, während sie die usurpierenden kolonialistischen Juden ächtete.

Aus diesen primitiven Anfängen erwuchs das Omni-Anliegen, gestärkt durch das, was zu Coca-Cola der Schlagworte wurde: „Besetzte Palästinensergebiete“.

Der Sturm war nicht mehr aufzuhalten. Arabische Muslime waren weder die Einzigen noch die Einflussreichsten Verbreiter des Narrativs, die Juden seien aus Europa gekommen, um die einheimische Bevölkerung unter ihrem Stiefel zu halten. Arabische Christen nahmen den Ball auf und setzten das fort.

So kam es, dass Jesus zum Hybriden wurde – einem wiedergeborenen „Palästinenser“. Yassir Arafats PR-Frau Hanan Aschrawi verriet der Washington Jewish Week am 22. Februar 2001 die erstaunliche Tatsache und sorge damit noch nicht einmal für Schlagzeilen.

Die Frau, die Jesus an die Kriegsfront zerrte, war nicht alleine. „Jedes Weihnachten feiert Palästina die Geburt eines seiner eigenen, Jesus Christus“, verkündete eine PLO-Stellungnahme zu Weihnachten 2013. Meines Wissens hat niemand Jesus zu einem Muslim umfunktioniert, aber die PLO scheint sich die Möglichkeit weit offen zu halten.

Es gab Geistliche, die unruhig wurden. Immerhin war Jesus in den Evangelien der König der Juden. Mitri Raheb, Pastor der evangelisch-lutherischen Weihnachtskirche in Bethlehem löste das Dilemma geschickt. Juden, gestand er ein, waren keine kolonialen Besatzer gewesen – jedenfalls nicht in der Heiligen Schrift. Aber der biblische Jesus und die modernen Israelis sind verschieden Leute.

„Ich bin sicher, wenn wir einen DNA-Test von David, Jesus und mir, Mitri, der auf der anderen Straßenseite von da, wo Jesus geboren wurde, geboren bin, machen würden, dann würde die DNA zeigen, dass es eine Spur gibt. Wenn man aber König David, Jesus und Netanyahu vergleicht, dann wird das nichts ergeben, weil Netanyahu aus einem osteuropäischen Stamm kommt, der im Mittelalter zum Judentum konvertierte.“

Damit das ins Narrativ passt, muss mehr als Religion und Geschichte verdreht werden, auch das Völkerrecht.

„Die Teilung Palästinas 1947 und die Gründung Israels sind illegal und null und nichtig, egal, wie viel Zeit vergangen ist. Die Behauptung, es gebe historische und spirituelle Verbindungen zwischen Juden und Palästina sind unvereinbar mit den Tatsachen der Geschichte oder mit dem wahren Konzept dessen, was Eigenstaatlichkeit darstellt.“

Nicht jeder hat das Talent dreiste Lügen zu verbreiten. Ehrlich gesagt hat das palästinensisch-arabische Lager bessere Arbeit geleistet Israel zu verleumden als das israelische Lager sie bei seiner Unterstützung geleistet hat. Meinungsumfragen bestätigen, dass Israel mit dem Iran, Pakistan und Nordkorea unter dem gleichen Misthaufen liegt. Allein der Name des Landes lässt eine Mehrheit der Europäer sich wegen des Gestanks die Nase zuhalten.

So ironisch es auch sein mag: Der Erfolg der palästinensisch-arabischen Sache liegt darin, dass die Pallis die Verlierer sind. Die Straße wird nicht zur Eigenstaatlichkeit führen, solange sie das hilflose Oper von Enteignung sind, die der zionistischen Hinterlist, Gerissenheit und militärischen Macht unterlegen sind. Um zu gewinnen, müssen die Pallis die Benachteiligten sein.

Sollten sie erwischt werden, dass sie Israel in Sachen Cleverness und Manipulation übertreffen, dann könnte das dem palästinensisch-arabischen Lager einen tödlichen Schlag versetzen. Sie müssen hierbei und an den anderen Fronten die Benachteiligten spielen oder den ganzen Krieg riskieren.

Dieses Plädoyer wirft ein Licht auf die undurchsichtige Herkunft des „Opfervolks“, zu der es keine Ausnahme gibt.

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