Zum 75.Jahrestag der Unabhängigkeitserklärung werfen wir einen Blick auf die Leistungen und Herausforderungen des jungen Landes, geschildert durch eine Vielfalt von Augenblicken: erste Schritte auf Israels Boden; Wasserrohr-Durchbrüche im Herzen einer Wüste; Treffen von Sprachen und Kulturen. Augenblicke der Freude und des Schaffens, der Schwierigkeiten und der Bewältigung, aber zumeist zusehen, wie so viele Einzelne sich zusammentun, um das wunderschöne Israel zu schaffen.

Als das Besucherzentrum in der Nationalbibliothek Israels beschloss eine Foto-Ausstellung zu Ehren des Yom Hatzmaut [Unabhängigkeitstags] zusammenzustellen, waren alle aufgeregt und erpicht darauf ihre Ideen zu teilen. Alle Mitglieder des Teams, einheimischer Israeli oder jemand, der sich entschieden hatte in diesem Land zu leben, hatte unterschiedliche Aspekte der Gesellschaft, die sie in den Fotos zeigen wollten. Die große Frage lautete: Wie sollte man etwas schaffen, das die Liebe und Verehrung aller für Israel repräsentiert, während es auch etwas Gemeinsames und Ganzes schafft?

Der Wunsch die Bedürfnisse des Einzelnen zu bewahren, aber auch etwas Zusammenhängendes zu schaffen, ist eine Notwendigkeit, die es nur in den Konferenzräumen der Nationalbibliothek gibt. Eigentlich ist dieser Zwiespalt in Wirklichkeit das Schlüsselthema, das sich in allen Bildern der Fotoausstellung versteckt.

Nach vielem Hin und Her, Verhandlungen und Hinzufügungen wusste das Team, wenn sie etwas erstellen wollten, das wirklich repräsentiert, wie weit Israel gekommen ist, dann mussten sie das zu den Basics zurückführen – den Bausteinen dessen, was Israel zu Israel macht. Also gingen sie zurück zum Anfang, dem Konzept Israel und seinen ersten zwei Jahrzehnten als Staat.

Als die Kuratoren begannen in den Sammlungen und Archiven der Nationalbibliothek nach Fotos zu suchen, begegneten ihnen einige immer wiederkehrende Themen. Der Aufbau einer Gesellschaft gehörte natürlich dazu – die mutigen Pioniere, die komplizierte Stadtlandschaften planten, schufteten, anbauten, mit Ziegeln bauten, pflasterten und planten. Es war wichtig das Gebäude einer jeden Gesellschaft innerhalb dieser Ausstellung einzubeziehen, aber während des Auswahlprozesses für die Fotos schienen einige Gruppen auffällig zu fehlen. Weil sie diese Gemeinschaften aus der endgültigen Bildauswahl nicht auszuklammern, begannen die Kuratoren der Nationalbibliothek über diese Minderheitengruppen nachzudenken, die in Israel ankamen, als die Sabres gerade ihren eigenen Staat aufbauten.

Zuwanderung. Die zweite Gruppe der Bilder musste einfach die vielen Menschen repräsentieren, die am Ende des Zweiten Weltkriegs und des Holocaust in Israel ankamen, als europäische Flüchtlinge ihre kompletten Dörfer verloren und ihre indigene Heimat aufsuchten und arabische Länder Juden aus ihrem Territorium vertrieben und die sie an Israels Grenzen ankommen sahen. Weil viele solcher Gruppen an der Türschwelle Israels ankamen – aus dem Irak, Rumänien, Marokko und weiteren – jede mit ihrer eigenen Kultur, Kleidung, Sprache und Bräuchen, stellte sich die erwähnte Herausforderung einmal mehr: Wie sollten all diese unterschiedlichen Menschen zu einer gemeinsamen Nation vereint werden?

Die ausgestellten Bilder dokumentieren natürlich diese Bemühungen. So sehr die Ausstellung aufgestellt wurde, um Israel die immensen und eindrucksvollen Fortschritte zu feiern, die das Land in seinen ersten 20 Jahren machte, die Herausforderungen der Gesellschaft sind in den ausgewählten Bildern offensichtlich, die eine Geschichte der Überwindung von Hindernissen erzählt, die zu hören sich lohnt.

„Sehen Sie sich dieses Bild an“, sagt mir eine der Mitarbeiterinnen des Besucherzentrums. Sie sagt, das sei eines ihrer Lieblingsbilder. Es zeigt eine Familie, die 1951 aus dem Irak ankam – nur Augenblicke bevor ihr neues Leben in Israel beginnen sollte. Zehntausende Juden wurden schwerer Verfolgung im Irak gerettet und nach Israel gebracht, um ein neues Kapitel aufzuschlagen. In diesem Bild tragen sie typische irakische Kleidung, lange Schläfenlocken und Hüte, formale Anzüge und Mängel für die Frauen. Zu ihrer Linken befindet sich ein israelischer Mann, der von der Jewish Agency geschickt wurde um sie zu begrüßen, in typisch israelischer Art leicht, lässig gekleidet: Baumwollhosen und ein lockeres Hemd, bequem und lächelnd. Der Unterschied in Körperhaltung, Kleidung und Auftreten ist sehr deutlich – wie sollte Israel diese Gruppen jemals zusammenfügen, so dass sie als eine leben konnten?

In dem schnellen Prozess des Aufbaus eines Staates wurden nicht immer Gedanken daran verschwendet Erbe zu erhalten. Das sollte die Aufgabe von Eltern und Großeltern sein, sollten sie die Bräuche ihres alten Landes an die nächste Generation weitergeben wollen. Die Aufgabe des Jungstaats bestand darin einen Schmelztiegel zu schaffen, der gemischt genug ist, um eine Gesellschaft voller Menschen zu haben, die nicht nur mit einander auskommen, sondern auch in der Lage sein würden Seite an Seite zu kämpfen, zu beten, zu leben und zu arbeiten.

Also machten sie sich an den Versuch diese Mentalität in ihren Bürgern tief zu verwurzeln: Israelisch sein. Sprache konnte daher die einzig mögliche dritte Kategorie in der Fotoausstellung zu sein. Eine Reihe Poster dient dazu diesen Punkt zu erläutern, die das Narrativ Israels in den 1950-er Jahren mutig illustriert. Die Poster ermutigten neue Immigranten die Muttersprache ihrer Herkunftsländer abzulegen und stattdessen Hebräisch als gemeinsame Sprache anzunehmen. Einige Plakate boten einen direkten und schmalen Pfad, der nur denen offen stand, die bereit waren die moderne hebräische Sprache zu erlernen, andere versprachen die Last der Nöte Europas aufzuheben, wenn die neuen Immigranten nur lernen würden Ivrit zu sprechen. Sie zeigen starke Israelis, die die Last anderer Sprachen vom Rücken der olim (neu angekommene Immigranten) nehmen – die neue Idee mutiger und heldenhafter Sabres, die die unglücklichen Europäer vor ihrer Vergangenheit zu „retten“. Ein Bild zeigt neu angekommene Flüchtlinge aus Marokko, die sich um ein Lehrbuch in einem Ulpan in der nördlichen Negev-Wüste versammeln, wohin sie in einer vorläufigen Siedlung gesteckt wurden, bis sie dauerhafter untergebracht werden konnten. Hier lernten sie in Laternenlicht Hebräisch, weil Ressourcen knapp waren, während sie versuchten eine Sprache zu meistern, um das neue Babel zu einen, in dem sie sich wiedergefunden hatten.

Die Mitte des 20. Jahrhunderts war eine Zeit immenser Veränderungen weltweit und in Israel wurde das von der Notwendigkeit überlagert einen neuen Staat aufzubauen sowie mit modernen Fortschritten in Technologie, Infrastruktur und Medizin Schritt zu halten. Diese Ausstellung ist damit nicht nur eine Zeitkapsel aus den ersten zwei Jahrzehnten der Geschichte Israels, aber auch eine Nachkriegswelt, die sich in etwas Neues und Aufregendes neu aufbaute. Das Besucherzentrum erklärt, dass die Fotos darstellen sollte, was die Menschen an ihrem neuen und aufregenden Zeitalter liebten, was bei Einzelpersonen mitschwang und ihnen in Erinnerung blieb.

Während diese Fotos liebevoll ausgesucht wurden, schien ein neues Thema so ziemlich von alleine aufzutauchen. Dieses Teilstück wurde nicht entwickelt, war aber in den Bildern so einleuchtend, dass das Ausstellungsteam keine andere Wahl hatte als ihm zu Ehren eine Abteilung hinzuzufügen: Wasser. Wasser ist und war immer eines der größten Projekte Israels. Eines der Ziele dieser Ausstellung bestand darin die Öffentlichkeit zu ermutigen, das Wunder der Empfängnis Israels wirklich zu verstehen. Nicht nur, um seine Herausforderungen zu sehen, sondern auch seine Erfolge und ein Gefühl des Stolzes darauf, wie weit wir gekommen sind. Es gibt nichts, das die Leistungen und Siege des jungen Israel besser beschreibt als die Tatsache, dass eine auf einer Wüste aufgebaute Gesellschaft es schaffte Feldfrüchte anzubauen, Trinkwasser hervorzubringen und Erfolg zu haben.

Die Idee hinter dieser Ausstellung war es die Nostalgie dieser ersten Jahre der neuen Eigenstaatlichkeit Israels zu behalten ohne zu tief in Themen einzutauchen die in einer Ausstellung mit nur 52 Ausstellungsstücken zusammenzufassen zu schwierig gewesen wäre.

Aber es gibt einigen Streit um die ausgewählten Bilder. Es wäre unaufrichtig, die Komplexität der Herausforderungen der ersten Jahrzehnte Israels nicht zu zeigen und darüber nachzudenken. Natürlich gab es immer ein Ringen, wie Israel damit kämpfte so viele neue Bürger aufzunehmen. In weniger als vier Jahren hatte sich die Bevölkerung Israels mehr als verdoppelt. Allein in Israels ersten drei Jahren stieg die Bevölkerung von 650.000 auf eine Million Menschen an! In gewissem Sinne verweist diese Ausstellung dieses Ringen in die Vergangenheit, weil wir heute im Rückblick den Vorteil zu sagen, wie damit hätte anders umgegangen werden sollen; aber selbst heute sind einige dieser Jahre allgegenwärtig. Von Immigranten wird oft noch erwartet ihre alten Eigenheiten und Sprachen hinter sich zu lassen und sich dem Leben in Israel anzupassen, als ob ihrer Vergangenheit kein wichtiger Faktor in ihrer Lebensgeschichte sei. Aber zumindest gibt es heute Gespräche, über das offen und seriös gesprochen wird und wir streben als Gesellschaft an zusammenzuarbeiten und eine Willkommens- und Inklusionskultur zu schaffen.

Das ist nicht der letzte Durchgang der Ausstellung. Bald wird der Öffentlichkeit ein Buch mit 21 weiteren Fotos zur Verfügung stehen, die von einer Fülle an Menschen ausgesucht wurden, die in der Nationalbibliothek arbeiten, von den neuesten Praktikanten bis zu den obersten Chefs. Zusätzlich zur Kuratierung eines Blicks zurück auf die ersten 20 Jahre des Staates Israel wird das eine Hommage an die Elemente dieses Landes sein, die vom gesamten Spektrum der Menschen hier in der Nationalbibliothek Israels geliebt werden. Alle Angestellten, die ein Bild als Beitrag aussuchten, erklärten auch genau, warum sie es wählten – warum es ihnen so viel bedeutet. Denn letztlich ist Israel so vieles für so viele Menschen und trotz der in der Ausstellung beschriebenen Herausforderungen gibt hier eine Menge, das man lieben kann.

Aber einstweilen wird in diesen 52 Posten ein Israel der Vergangenheit lebendig. Obwohl keine Geschichte Israels wirklich erzählt werden kann, ohne die Mühsal zu erwähnen, die zwangsläufig entstand, wenn nur wenige Monate nach der Gründung des Staates mehr als eine halbe Million neue Immigranten auf Israels Türschwelle erschienen, ist diese Ausstellung ein Zeugnis für Israels Erfolg: eine kleine Wüste, die es schaffte sich von Grund auf neu aufzubauen und einen Ort zu schaffen, den heute Millionen ihr Zuhause nennen. Das ist keine geringe Leistung und diese Ausstellung ist Zeuge dafür, wie weit Israel an seinem 75. Geburtstag gekommen ist.

Die Nationalbibliothek lädt Sie ein „Augenblicke in der Zeit – eine Reise in die ersten Tage des Staates Israel“ zu besuchen – eine Ausstellung zu Ehren des 75. Unabhängigkeitstags des Staates Israel. Erleben sie das Wunder dieser Augenblicke der Freude und des Schaffens, der Schwierigkeiten und der Bewältigung, aber größtenteils – der Hoffnung und eines Blicks in die Zukunft.

Die Ausstellung wird im Gebäude der Bibliothek gezeigt, am Eingang zu den Lesesälen, direkt neben dem Kunstwerk „Die Ardon-Fenster“.

Sie sind willkommen während der Öffnungszeigen der Bibliothek selbstständig zu kommen oder sich zu einer kostenlosen Führung anzumelden, die donnerstags um 11 Uhr stattfindet.

Weitere Auskünfte erhalten sie über visitors@nli.org.il.


(Zum Beitragsbild ganz oben: Ulpan-Unterricht mit Efraim Kena’an. Fotograf: Yosef Drenger, Nadav Mann, BITMUNA; aus der Sammlung von Joseph Dranger- Pritzker Family National Photography Collection, Nationalbibliothek Israels nach Heplev)

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