Die Schande des (Roten) Kreuzes

In Israel zirkulieren Berichte von Gesprächen auf hoher Ebene über Verhandlungen zur Freilassung der von den Hamas-Terroristen am 7. Oktober brutal verschleppten Geiseln, die seitdem im Gazastreifen festgehalten werden. Berichte über die Zustände der Geiseln von den mehr als 100 Freigelassenen sind entsetzlich. Sie haben physische und psychologische Folter, Hunger erlitten, sind in unterirdischen Käfigen in völliger Dunkelheit gehalten worden und erfuhren sexuelle Übergriffe einschließlich Massenvergewaltigung von Frauen. Dass viele tot sind, ist Spekulation, weil einige der gefundenen Leichen von Geiseln im ganzen Gazastreifen wie Müll weggeworfen wurden statt wie menschliche Wesen.

Als Israel seine militärische Operation begann, hatte es zwei Ziele: die Hamas zu beseitigen und ihr und ihren Führern jede Möglichkeit zu nehmen den Gazastreifen und seine Bevölkerung zu kontrollieren oder Israel zu bedrohen; und ALLE Geiseln zu befreien. Im Verlauf einer Woche im letzten Monat klebten die Israelis jeden Abend vor dem Fernseher, als die Hamas weitere Geiseln, zumeist Frauen und Kinder, unter der als Voyeur agierenden Weltöffentlichkeit vorführten. Aber rund 130 Geiseln sind weiter in Gefangenschaft: arabische und jüdische Israelis sowie Nichtjuden mit anderer Staatsbürgerschaft. Viele der Geiseln sind aber immer noch Frauen und Kinder, eines erst 10 Monate alt, kennt noch nicht einmal seinen Namen und hat fast ein Drittel seines Lebens in Gefangenschaft verbracht.

Während Israelis die Rückkehr einiger der Geiseln feierten, stehen wir auch unter den Auswirkungen der psychologischen Kriegsführung der Hamas. Die Geiseln wurden bis zum letzten Moment manipuliert, von bewaffneten und maskierten Terroristen „eskortiert“, wurden die Geiseln angewiesen ihnen für die Kamera zuzuwinken.

 

Familien von Geiseln sehen rot. Die Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) Mirjana Spoliaric Egger (hier bei einer Presseinformation am 7. Juni 2023 in Avully bei Genf) lehnte es ab ein Bild mit den Familien der Geiseln zu machen, als sie diesen bei einem höchst belasteten Treffen in Tel Aviv begegnete (Foto: Frabrice Coffrini/AFP)

Die Terroristen übergaben die Geiseln an Vertreter des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wie Staffelstäbe in eine Staffelrennen, eine Szene, die sich Abend für Abend wiederholte. Israelis, die dem Spektakel zusahen, begriffen, dass die Hamas versuchte, humanitär zu erscheinen und dass das Rote Kreuz unfähig war, die Rolle des nützlichen Idioten oder Komplizen des Übels der Hamas spielte. Seine Leute unternahmen bis dahin nichts, um die die Geiseln zu sehen oder ihr Wohlbefinden zu bewerten, boten keine medizinische Versorgung oder irgendetwas anders, das nicht nur zu ihrem Auftrag gehört, sondern auch in ihre Verantwortung.

Der Auftrag des IKRK besteht darin „menschliches Leid zu lindern, Leben und Gesundheit zu schützen und die menschliche Würde aufrechtzuerhalten“, besonders in bewaffneten Konflikten und anderen Notfällen. Es hat ein Jahresbudget von $2,4 Millionen. Aber gemessen an der Erfüllung des eigenen Auftrags haben sie in Bezug auf die Geiseln nichts als einem teuren, erbärmlichen Versagen vorzuweisen.

Ich habe schon früh erkannt, dass das Rote Kreuz als nichts anderes dient, als ein verherrlichter Uber-Dienst. Doch es gab einen entsetzlichen Unterschied. Das Rote Kreuz, das angeblich das Wohlergehen nicht nur von Geiseln schützen soll, besorgte Fahrzeuge mit durchsichtigen Fenstern und versuchte nicht ansatzweise, den Geiseln oder ihrem Wohlergehen Privatsphäre oder Würde zu bieten. Das ist so, als würden sie damit prahlen, Geiseln zur besten Sendezeit zu befördern, um maximale weltweite Aufmerksamkeit zu bekommen, anstatt ihren Job zu machen.

Es ist nicht das erste Mal, dass das Rote Kreuz seine Verantwortung und das jüdische Volk im Stich gelassen hat. Während des Holocausts vermied das Rote Kreuz aggressivere Maßnahmen zugunsten der Juden Europas und schrieb sogar einen Bericht, der das Nazi-KZ Terezin (Theresienstadt) reinwusch. Erst Jahrzehnte und sechs Millionen Juden später gab das IKRK seine Verfehlung zu.

Tränen und Angst. Israels Außenminister Eli Cohen (rechts) mit Shay Vankert, dem Vater der Geisel Omer. Während des Treffens der Familien der Geisen mit der Präsidentin des Roten Kreuzes Mirjana Spoljaric Egger – bei dem die Familien der Geiseln in Tränen ausbrachen – stand Vankert auf und forderte von Spoliaric, sie solle den Inhalator seines Sohnes nehmen, und dafür sorgen, dass er ihn erhält. Die Präsidentin des Roten Kreuzes lehnte es ab und versuchte zu erklären, warum sie das nicht tun könne. (Foto: Yair Sagi)

Die Freilassung von Geiseln zu sehen, setzte ein Schlaglicht auf die Untätigkeit des Roten Kreuzes. Beim Besuch Israels zögerte die Leiterin des IKRK, die Verantwortung dafür zu übernehmen sich für die Geiseln einzusetzen und behauptete, die Hamas ließe das nicht zu, statt darauf zu bestehen, dass die Hamas dem nachkommt. Bei einem weiteren schockierenden Vorfall tadelte ein Vertreter des Roten Kreuzes auf fürchterliche weise Geisel-Familien, sie sollten „an die Palästinenser denken“.

Wirft man einen Blick auf ihre (Un-)Tätigkeit, dann scheint es so zu sein, dass das Rote Kreuz mehr Zeit damit verbringt, seine schmähliche Bilanz in Schutz zu nehmen, statt seinen eigentlichen Job zu machen.

Israels und Juden sind normalerweise nicht mit dem Christentum vertraut, doch viele haben ein reflexhaftes negatives Stereotyp, das auf Jahrtausenden der Verfolgung basiert. Historisch haben Juden Angst vor Christen und ihren Kirchen und empörten sich über das Kreuz und alles, für das es als Symbol des Judenhasses steht.

In einer Zeit, in der sich die Unterstützung Israels und des jüdischen Volks auf einem beispiellosen Hoch befindet, sollte das Christen zutiefst beunruhigen. Ich habe christliche Freunde gefragt, ob es sie verärgert oder verletzt zu sehen, dass das Kreuz, das vorletzte Symbol ihres Glaubens, genutzt wird, um Juden und Israelis zu diskriminieren. Jetzt ist nicht die Zeit, dass Christen die andere Wange hinhalten, sondern zurückzufordern, wofür ihr Glaube durch das Kreuz steht und zu bekräftigen, dass Christ zu sein bedeutet, das jüdische Volk zu lieben und zu unterstützen.

Zeichen setzen. Assaf Shem Tov, Onkel von Omer Shem Tov, einer Geisel der Hamas im Gazastreifen, steht vor dem Hauptsitz des Roten Kreuzes in Genf in der Schweiz. (Foto: Reuters/Gabrielle Tetrault-Farber)

So beschämend es auch ist, dass das Rote Kreuz die Juden erneut so erbärmlich im Stich lässt, ist es für das Rote Kreuz eine weitere Schande, dass das Symbol des Kreuzes vom IKRK gekapert wurde, um Christen ein negatives Spiegelbild zu geben.

Als ich die Freilassung der Geiseln sah, sah ich Terroristen, die sich hinter ihren Masken versteckten und die Mitarbeiter des IKRK versteckten sich hinter der angeblichen Neutralität ihres Kreuzes. Ich erkannte, dass  einige Israelis zwar das Symbol des Roten Kreuzes erkennen, dass es aber für viele gleichbedeutend mit etwas Christlichem ist.. Weil viele Israelis nicht viel über das Christentum wissen oder nicht viel mit Christen zu tun haben, ergänzt die Verräterei des Roten Kreuzes die historische Realität der Judenverfolgung durch Christen.

Voreingenommenes Verhalten. Trotz seiner Rolle als „Chauffeur“ für die freigelassenen Geiseln, wie hier am 26. November zu sehen, wird das Rote Kreuz vom Jerusalem Institute of Justice beschuldigt israelfeindlich voreingenommen zu sein. (Foto: Reuters TV/via Reuters)

Obwohl das Rote Kreuz nicht die Christenheit repräsentiert, ist es an der Zeit, dass Christen ihr Kreuz und das wofür es steht, zurückholen. Mir ist klar, dass manche es ungewöhnlich, sogar abstoßend finden und sagen, es sei nicht meine Aufgabe als orthodoxer Jude Christen zu sagen, was sie denken oder tun sollen. Da ist sicher was dran. Aber weil mir der Brückenbau zwischen Juden und Christen am Herzen liegt, wozu auch der Abbau von Barrieren und die Art und Weise gehören, wie Juden Christen und das Christentum betrachten, ist mir das wichtig. Vielleicht wirkt es überheblich das zu sagen, dass ich, wäre ich Christ, dies und das tun. Trotzdem würde ich, wenn ich Christ wäre:

  • Christen drängen, die virtuellen Tore des IKRK zu fluten und zu fordern, dass sie sie ihren Job erledigen und ihre Geschichte des Antisemitismus einzustellen.
  • Die Christen beschwören, sich öffentlich gegen das Rote Kreuz und seine Geschichte der antisemitischen Voreingenommenheit zu stellen und seiner Geschichte des Antisemitismus ein Ende zu setzen.
  • Christen sagen, sie sollten aufhören dem Roten Kreuz zu spenden, wo auch immer, außer es überwindet überall komplett und dauerhaft seine israelfeindliche Einseitigkeit.
„Tut eure Arbeit“. Demonstranten fordern vor den Büros des das Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) in Tel Aviv am 9. November ernsthafte Schritte zur Hilfe für israelische Geiseln im Gazastreifen (Ahmad Gharabli/AFP)

Ich weiß nicht, ob das möglich ist oder eine juristische Grundlage hat, aber wäre ich Christ, würde ich eine Klage gegen das Rote Kreuz initiieren, die ihm wegen der verleumderischen Art, wie es Christen oder das Christentum widerspiegelt verbietet, das Wort „Kreuz“ oder das Symbol des Kreuzes wo auch immer zu benutzen.

Das sind große Weihnachtswünsche, aber Juden und Christen verehren einen großen Gott. Wenn wir zusammenkommen, können wir kleine Dinge erreichen. Und wenn nicht, dann bin ich sicher, dass $2,4 Milliarden besser genutzt werden können.

Mögen alle Geiseln bald freigelassen werden.

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