(Quelle Beitragsbild oben: By Agencies and ToI Staff Today, 10:08 am Share 6 US President Donald Trump speaks during the Army 250th Anniversary Parade from the Ellipse in Washington, DC, on June 14, 2025. (Mandel NGAN / AFP) US President Donald Trump speaks during the Army 250th Anniversary Parade from the Ellipse in Washington, DC, on June 14, 2025. (Mandel NGAN / AFP))
Die Weltordnung bebt: Israel greift Irans Atomprogramm an, Trump steht an Israels Seite – und sendet eine klare Drohung an Teheran. Ein gefährliches Spiel um Abschreckung, Allianzen und nukleare Ambitionen.
Es ist der vielleicht folgenschwerste Satz dieses Wochenendes: „Wenn der Iran uns angreift, wird er die volle Stärke der US-Streitkräfte zu spüren bekommen – auf einem Niveau, das es so noch nie gab.“ Mit diesen Worten auf seiner Plattform Truth Social machte US-Präsident Donald Trump klar, was eine direkte iranische Attacke auf amerikanische Interessen bedeuten würde: Krieg. Nicht der verdeckte, hybride Stellvertreterkrieg, den die Welt seit Jahren in Syrien, Libanon und Gaza beobachtet – sondern ein direkter militärischer Schlag der USA gegen das Regime in Teheran.
Zugleich betonte Trump, dass die USA mit dem israelischen Angriff auf iranische Nuklear- und Geheimdienstanlagen nicht direkt in Verbindung stünden. Dennoch ist unübersehbar: Washington steht an der Seite Israels, liefert Abwehrsysteme, tauscht Geheimdienstinformationen aus – und hat laut Iran sogar die Angriffe ermöglicht. Außenminister Abbas Araghchi sprach in einer Fernsehansprache von „handfesten Beweisen“ für die logistische Unterstützung der USA.
Was genau hinter den Kulissen passiert, lässt sich derzeit kaum verifizieren. Klar ist: Israel hat in der Nacht zum Freitag eine massive Militäroperation gegen iranische Atomanlagen gestartet – mit gezielten Angriffen auf unterirdische Einrichtungen, Raketenlager, Kommandoposten und ranghohe Militärs. Der Schlag war offenbar präzise, überraschend und massiv. Das Ziel: Die nukleare Bedrohung durch den Iran „ein für alle Mal“ auszuschalten, wie ein israelischer General erklärte. „Nach dieser Operation“, sagte er, „wird vom Atomprogramm nicht mehr viel übrig sein.“
Doch Teheran schlug zurück – mit brutaler Härte. Zwei Wellen ballistischer Raketen trafen israelisches Gebiet, mindestens 13 Menschen starben, hunderte wurden verletzt. In Bat Yam, einem Vorort von Tel Aviv, wurde ein Wohnhaus völlig zerstört. Es hätte noch schlimmer kommen können: Ein Großteil der Raketen wurde durch das israelische Abwehrsystem sowie US-Stellungen in der Region abgefangen. Es ist ein Wunder – oder ein militärisch-technologisches Meisterwerk –, dass nicht mehr Opfer zu beklagen sind.
Inmitten dieses Flächenbrands meldete sich auch Wladimir Putin zu Wort. In einem einstündigen Telefonat mit Donald Trump, das offiziell als Gratulationsanruf zu dessen Geburtstag begann, äußerte der Kremlchef seine Sorge über die Lage. Während russische Staatsmedien Israels Operationen kritisieren, bemühte sich Putin um einen diplomatischen Ton. Er unterstütze weitere Verhandlungen mit dem Iran, sagte er – idealerweise unter Vermittlung Omans. Doch ein für Sonntag geplanter Dialog wurde bereits abgesagt – wegen der israelischen Luftschläge.
Deutschland, Frankreich und Großbritannien zeigten sich indessen bereit, sofortige Gespräche mit dem Iran über dessen Atomprogramm zu führen. Doch das klingt fast naiv: Als ob man mit einem Regime verhandeln könnte, das gerade Raketen auf Wohnhäuser in Israel abfeuert. Außenminister Johann Wadephul ließ dennoch mitteilen, man hoffe auf ein Einlenken Teherans – und stellte klar, dass ein stabiler Frieden nur möglich sei, wenn der Iran keine Gefahr mehr für die Region, Israel oder Europa darstelle.
Diese Aussage zeigt: Auch in Europa wächst das Bewusstsein, dass das iranische Atomprogramm nicht nur ein israelisches Problem ist. Eine Atommacht Iran würde den Nahen Osten vollends destabilisieren – mit möglichen Auswirkungen auf die ganze Welt. Das Regime in Teheran, das Terrorgruppen wie die Hisbollah unterstützt, könnte mit nuklearer Rückendeckung radikaler, aggressiver und unberechenbarer agieren als je zuvor.
Währenddessen bleibt Trump auf Kurs. Er bekräftigt, dass er schon vor dem israelischen Angriff von den Plänen wusste – und sie für „exzellent“ hielt. Gleichzeitig behauptet er, es sei möglich, „einen Deal zwischen Israel und dem Iran zu schließen“. Eine Aussage, die selbst in Washington für Stirnrunzeln sorgt. Denn Trumps Credo ist: Druck, Stärke, Drohung. Verhandlung ist für ihn kein Selbstzweck, sondern Ergebnis von Dominanz. Ob ein solches Konzept mit einem Regime wie dem iranischen überhaupt funktionieren kann, bleibt fraglich.
Doch Trump steht mit dieser Haltung nicht allein. Viele in Israel vertrauen auf seine Entschlossenheit – und haben nach Jahren der Unsicherheit unter der Biden-Regierung das Gefühl, endlich wieder einen verlässlichen Partner in Washington zu haben. Einen, der nicht beschwichtigt, sondern handelt. Einen, der nicht über „verhältnismäßige Reaktionen“ philosophiert, sondern versteht, dass Israels Sicherheit keine Option, sondern eine Pflicht ist.
Was nun folgt, ist offen. Israel wird seine Operation wohl fortsetzen – und sich auf weitere Gegenschläge vorbereiten. Die USA haben signalisiert, dass sie sich nicht direkt beteiligen – aber im Fall eines iranischen Angriffs bereit sind, mit voller Macht zuzuschlagen. Russland mahnt zur Zurückhaltung, steht aber selbst mit einem Bein in der Ukraine und hat wenig Spielraum. Und Europa? Bietet Gespräche an. Ob das reicht, bleibt fraglich.
Fakt ist: Der Nahe Osten steht an einem Wendepunkt. Die alte Abschreckungspolitik hat versagt. Jetzt entscheidet nicht mehr Diplomatie allein, sondern Entschlossenheit. Und dabei steht eines fest: Israel ist nicht allein. Nicht mehr.