Mahmud Abbas‘ Judenproblem

Es gab einmal eine Zeit, in der Mahmud Abbas Hoffnung weckte.

Nach Yassir Arafats Tod 2004 zum Präsidenten der palästinensischen Autonomiebehörde gewählt, trug er Jackett und Krawatte, keinen Kampfanzug. Er war Nationalist, kein Jihadist. Er verurteilte Terrorismus „durch jede Seite und in all ihren Formen“. Ein Jahr zuvor hatte der damalige israelische Premierminister Ariel Sharon ihn als „verantwortungsvollen Mann“ bezeichnet.

Wie sich herausstellte, war das ein Märchen.

Bei einer Rede vor dem Revolutionsrat der Fatah behauptete Abbas letzten Monat: „Sie sagen, Hitler tötete die Juden, weil sie Juden waren und dass Europa die Juden hasste, weil sie Juden waren. Das stimmt nicht.“

Der Hass, der zum Völkermord führte, behauptete er, sei nicht auf Rasse oder Religion gegründet gewesen. Stattdessen „bekämpften die Europäer gegen diese Leute wegen ihrer Rolle in der Gesellschaft, was mit Wucher, Geldgeschäften und so weiter zu tun hatte. Selbst Hitler sagte, er bekämpfte die Juden, weil es ihnen um Wucher und Geld geht.“

Abbas behauptete weiter, dass David Ben Gurion, Israels erster Premierminister, die Juden „zwang“ aus arabischen Ländern (wo sie seit Jahrhunderten lebten) „mit Hilfe von Druck, Erpressung und Mord“ nach Israel zu fliehen.

Was die europäischen Juden angeht, sagte er, sie „sind keine Semiten“, wofür er die diskreditierte Theorie anführte, dass aschkenasische Juden nicht von den antiken Israeliten abstammten, sondern von den Chasaren, einem mittelalterlichen Turk-Königreich.

Der Staat Israel, sagte er seinem Publikum, sei von „Britannien und Amerika erfunden – nicht nur von Britannien. … ich sagte das, damit wir wissen, wen wir beschuldigen sollten unser Feind zu sein.“

Zu den Fragen, den wenige in den Medien stellen werden, gehört: Hat Abbas „diese Leute“ immer im selben Licht gesehen, wie es „selbst Hitler“ tat? Oder haben seine Ansichten im Verlauf der 18 Jahre seit seiner ersten Wahl geändert – was sie als seine einzige Wahl herausgestellt hat?

Vielleicht gründete das Bild, das so viele Weltführer von ihm gehabt haben, auf Wunschdenken. Immerhin ist die einzige ernsthafte Alternative für Abbas die Hamas gewesen, die im Gazastreifen herrscht, weil sie die palästinensische Autonomiebehörde nach Israels Abzug aus dem Territorium 2005 die PA verdrängt hat.

Die Hamas, eine von der Islamischen Republik Iran unterstützte und als solche eingestufte Terrororganisation, ist nicht zweideutig. „Es gibt keine Lösung für den Palästinenserfrage, außer durch Jihad“, erklärt Artikel 13 der Hamas-Charta.

Also ist Abbas der einzige Spieler vor Ort gewesen. Und man hätte hoffen können, dass die Lebensqualität  des Durchschnittspalästinensers sich mit amerikanischer Hilfe – darunter mehr Pro-Kopf-Hilfe als Europa unter dem Marshall-Plan erhielt – verbessern würde, was Abbas zu dem Schluss gebracht hätte, dass sich mit Israel abzufinden im Interesse der Palästinenser sei, ganz zu schweigen von seinem eigenen.

Diese Hoffnung erfüllte sich nicht, wie 2008 hätte offensichtlich geworden sein müssen. Der damalige israelische Premierminister Ehud Olmert schlug die Gründung eines Palästinenserstaats auf 100 Prozent des Gazastreifens und 94 Prozent der Westbank vor. Sowohl der jüdische Staat als auch der Palästinenserstaat sollten ihre Hauptstadt in Jerusalem haben.

Abbas lehnte das Angebot rundheraus ab. Israelische und amerikanische Führungspolitiker waren verwirrt.

Kannten sie Abbas‘ ideologische Wurzeln nicht? 1982, nach einer Zeit des Studiums in Moskau, wurde ihm ein Doktortitel für eine Dissertation verliehen, die den Titel trug: „Die Beziehung zwischen Zionisten und Nazis 1933-1945“. Darin beschuldigte er Zionisten bei „der Auslöschung der jüdischen Bevölkerung in von Nazi-Deutschland besetzten europäischen Ländern geholfen zu haben, um das zionistische Ideal der Massenkolonisierung Palästinas zu verwirklichen und auf dessen Gebiet einen jüdischen Staat zu gründen“.

Er behauptete, die Zionisten blieben „gerissene und gefährliche Feinde des Sozialismus und der nationalen Befreiungsbewegungen“ sowie „Sturmtruppen der Reaktionäre des von den USA angeführten Weltimperialismus“.

Später veröffentlichte er eine Abhandlung, die auf seiner Dissertation aufbaute, bezweifelte, dass Gaskammern verwendet wurden, um Juden zu vernichten und behauptete, die Zahl der im Holocaust ermordeten Juden könnte „sogar weniger als eine Million“ betragen. Seine Erklärung der angeblichen Irreführung: Die Zionisten wollten „größere Gewinne“ erzielen, wenn es an der Zeit ist „die Beute aufzuteilen“.

Im Tablet Magazine erklärte Izabella Tabarovsky, eine Autorin, die in der Sowjetunion aufwuchs, früher dieses Jahr, dass Abbas die Linie der sowjetischen Kommunistischen Partei wiederholte, die den Zionismus mit dem Nationalsozialismus gleichsetzte und Israel „irreparabel und unverbesserlich“ darstellte.

Wenn Sie diese Sichtweise übernehmen, folgt daraus, dass keine Form von „Widerstand“ nicht gerechtfertigt ist. Und wenn das Ergebnis ein zweiter Völkermord an Juden in weniger als hundert Jahren sein sollte? Nun, einmal mehr würden die Zionisten dafür verantwortlich gemacht, nicht wahr?

Abbas ist 87 Jahre alt. Ich habe den Verdacht, was ihn heute am meisten interessiert, ist sein Vermächtnis – dass sein Porträt an der Seite von Arafat hängen sollte, zwei Führer des „Widerstands“, des langen Kriegs gegen die Zionisten, Israelis, Juden und „ihre Rolle in der Gesellschaft“.

Es ist schon lange bequem, die „palästinensische Sache“ zu unterstützen, ohne diesen Ausdruck zu definieren. Wir wissen, dass das für Teheran und seine Klienten bedeutet den jüdischen Staat – dieses illegitime, rassistisches, zionistische Apartheid-Gebilde! –vom Jordan bis zum Mittelmeer durch einen Palästinenserstaat zu ersetzen.

Oder wie Israels Feinde gerne skandieren: „From the River to the Sea Palestine Will Be Free!“ [Vom Fluss bis zum Meer wird Palästina frei sein] Heißt: Frei von Juden. Das Wort, das die Nazis benutzten, lautete judenrein.

Wenn Abbas solche Ansichten hegt, dann ist kein Ende des Konflikts möglich, solange er im Amt ist, egal, welche Zugeständnisse Israelis und andere anbieten.

Wird diese Tatsache von den vielen UNO-Vertretern anerkannt, die ihre Tage (und amerikanische Dollars) damit verbringen Israel zu diffamieren und zu delegitimieren? Vom „zuerst mal Israel verantwortlich machen“-Ausschuss im US-Kongress? Und von denen innerhalb der Administration Biden, die erpicht darauf ist die Beziehungen zu Abbas aufzutauen und die Beziehungen zu Israel abkühlen zu lassen?

Das glaube ich nicht. Aber ich glaube nicht an Märchen.

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