Keine schlimmeren Freunde: Wie der Westen Israel behandelt

Derweil werden die Feinde, die geschworen haben Israel von der Landkarte zu wischen, hofiert und verhätschelt.

Die Römer sagten am Ende des ersten Jahrhunderts n.Chr. über General Sulla, es gebe keinen besseren Freund und keinen schlimmeren Feind. In dieser Redensart verkörpert sich die uralte Vorstellung davon, was der gerechte Umgang mit den Göttern und anderen umfasst, ausgedrückt im Satz do ut des, „Ich gebe, damit du gibst“. „Freunde“ sind die – Menschen oder Götter – von denen man etwas bekommen hat und denen man etwas schuldet. „Feinde“ sind die, die dich verletzen wollen und die du im Gegenzug verletzen willst. In der Antike definiert dieses Prinzip der Wechselseitigkeit alle Beziehungen.

Und es galt für die Außenpolitik. Für das, was wir als nationale Interessen bezeichnen würden, diente es, um vorhersehbar und verlässlich zu sein. Wurden Sie als „Freund Roms“ genannt, konnten Sie sich auf Roms Unterstützung gegen Ihre Feinde verlassen – solange Sie das erwiderten, indem Sie Steuern zahlten, die Gesetze befolgten und den römischen Legionen Hilfskräfte zur Verfügung stellten. Verrieten sie das Prinzip der Gegenseitigkeit und Sie konnten sich darauf verlassen, dass Rom sie unbarmherzig bestraft, denn wie schon Homer in der Ilias zeigte, gibt es keine schlimmere Verletzung als von einem „Freund“ verraten zu werden, von dem man profitiert hat und dem man im Gegenzug Vorteile schuldete.

Wir Modernen finden eine solche Ethik natürlich primitiv, wenn nicht gar barbarisch. Unsere Vorstellungen von zwischenstaatlichen Beziehungen sind durchdrungen von Idealismus, insbesondere der „Moralisierung des Internationalismus“, wie der britische Historiker Corelli Barnett die Außenpolitik der Demokratieförderung nach Versailles sowie die nicht tödliche Beilegung von Konflikten über Diplomatie, Auslandshilfe und multinationale Institutionen nannte.

Wie aber die traurige Geschichte dieser Bemühungen im Verlauf des letzten Jahrhunderts zeigt, spiegelt die alte, realistische Mentalität die Wahrheit der humanitären Natur und das unausweichliche Zusammenprallen der Leidenschaften und Interessen genauer wider, die in einer Welt unterschiedlicher Völker mit genauso unterschiedlichen Überzeugungen und Zielen aufkommen.

Eine gute Fallstudie dieser Wahrheit ist im Umgang des Westens mit Israel zu finden, besonders seitens der globalen Progressiven. Die Administration Biden ist typisch dafür gewesen. Bei all ihren fadenscheinigen Beschwerden über russische Einmischung in die US-Politik hat sie sich vor kurzem selber in Israels aktuelle Debatte über Justizreform eingeklinkt, die im Moment auf Eis gelegt worden ist.

Laut der Times of Israel hat der Präsident, als er zu den Reformen gefragt wurde, „geantwortet, er hoffe [Premierminister] Netanyahu werde von seiner aktuellen Justizüberarbeitung Abstand nehmen und dass er wegen der Gesundheit der Israelischen Demokratie ‚sehr besorgt‘ sei. Sie können so nicht weiter machen. ‚Und ich habe das einigermaßen klargestellt‘, sagte Biden. Der Premierminister wird hoffentlich handeln … um einen echten Kompromiss auszuarbeiten, aber das müssen wir abwarten.“ Biden lehnte es auch demonstrativ ab Netanyahu ins Weiße Haus einzuladen.

Bidens unziemliches Verhalten, so schreibt das Wall Street Journal, „lässt uns fragen, ob sein wahres Ziel darin besteht Netanyahu für mehr Probleme zu schaffen, damit seine Koalition stürzt“. Ich erinnere mich daran, dass die Demokraten solche Eingriffe als verabscheuungswürdige „Einmischung in unsere Wahlen“ bezeichneten.

Bidens Team rückte natürlich von den Kommentaren aus politischen PR-Gründen wieder etwas ab. Aber dass sie überhaupt auf eine solch schimpfliche, schulmeisternde Weise gemacht wurden, ist aufschlussreich. Es versinnbildlicht die herablassende Geringschätzung der meisten Demokraten für einen unserer wichtigsten Verbündeten. Darüber hinaus scheint ein solcher Ton für Israel reserviert zu sein (und Russland, nachdem Hillary Clinton 2016 verlor). Die Demokraten reden so natürlich nicht mit unseren brutalen, autokratischen eingeschworenen Feinden China und Iran.

Vielmehr deutet der Gegensatz zum Umgang mit dem Iran auf die moralische Verblödung und kriecherischen Rückzug hin, der die Politik dieses Landes gegenüber den atomaren Ambitionen seit der Administration Barack Obama gekennzeichnet hat, die selbst Jimmy Carters untaugliche Kriecherei während der Geiselkrise 1979 ist. Und vergessen Sie nicht das Versagen der Administration Reagan, den Iran für die von diesem gestützte Ermordung von 241 unserer Soldaten in Beirut 1983 zu bestrafen.

Als Konsequenz unseres jahrzehntelangen Appeasements, das während der Administration Trump kurz ausgesetzt wurde, ist der Iran heute nur – höchstens – Monate vom Bau einer Atomwaffe entfernt und hat sich mit China und Russland zusammengetan, um die Unterstützung der NATO-Staaten für die Ukraine zu behindern und den Westen zu schwächen.

So wird unser langjähriger, chronisch belagerter Verbündeter in Serie mit Respektlosigkeit bedacht, es wird sich in seine Innenpolitik eingemischt, seine Interessen und Sicherheit stehen anscheinend weit unten auf der Liste unserer Anliegen, während der schlimmste staatliche Unterstützer terroristischer Morde der Welt, die völkermörderischen Mullahs, die geschworen haben, Israel von der Landwarte zu wischen, hofiert und verhätschelt wird, obwohl er immer näher daran kommt, zur Atommacht zu werden.

Aber es sind nicht nur die progressiven und linken Amerikaner, die annehmen, sie könnten Israel ungestraft verleumden und beleidigen. Die meisten europäischen Regierungen und EU-Funktionäre mögen Israel offensichtlich nicht und nehmen die Komplikationen übel, die es mit ölreichen muslimischen Staaten und Europas ansehnlicher muslimischer Immigranten-Bevölkerung schafft. Tatsächlich sympathisieren viele Immigranten offen mit terroristischen Banden wie der Hamas, deren Gründungscharta die Vernichtung Israels fordert.

Typisch dafür ist Schottlands neuer Regierungschef, First Minister Humza Yousaf, der Israel der „Tötung unschuldiger Zivilisten“ beschuldigte und dass es „die Bevölkerung des Gazastreifens verhungern lässt und Menschenrechtsverletzungen fortsetzt“. Nicht ein einziges Wort über die Folter und Hinrichtung von arabischen politischen Feinden durch die palästinensische Autonomiebehörde, auch nicht zu den unablässigen Raketenangriffen auf Israels Zivilisten.

Warum? Warum wird die einzige liberale Demokratie des Nahen Ostens, umringt von Feinden, die drei große Angriffskriege gegen sie geführt haben, ein Land, das unter der ständigen Bedrohung von Raketenangriffen und Terrorgewalt steht, auf diese Weise behandelt? Warum verachten die UNO und die EU und progressive Demokraten Israel als Paria-Staat, der boykottiert, bestraft, dämonisiert und verurteilt werden muss, weil er sein Volk verteidigt?

Der Postholocaust-Antisemitismus ist für einige der Feindseligkeit gegen Israel verantwortlich. Jahrzehnte lang waren viele in unserem außenpolitischen Establishment gegen Israel – die „Streifenanzug-Burschen, die Jungs mit den Ha-vud-Akzenten“ von denen manche „ich muss es leider sagen, antisemitisch sind“, wie Präsident Truman sie charakterisierte, als er 1948 ihren Rat ignorierte, Israel nicht anzuerkennen.

Wir sollten auch nicht überrascht sein. Diese außenpolitischen Kenner stammen aus derselben kognitiven, sozialen und Bildungselite, die ein paar Jahrzehnte früher Meister des „wissenschaftlichen Rassismus“ und seiner praktischen Anwendung, Eugenik und Zwangssterilisation gewesen waren, um den „Rassenselbstmord“ abzuwehren, der von leichtsinniger Zuwanderungspolitik herbeigeführt wurde, die nur allzu viele „geprügelte Männer aus geprügelten Rassen“ hereinließ, wie es der Präsident des MIT Francis Amasa Walker 1896 ausdrückte.

Bedeutender für westliche Attacken gegen Israel ist die leninistische Dämonisierung von Imperialismus und Kolonialismus gewesen, die half, die aktuelle, klischeehafte Sicht beider als Erbsünden zu schaffen, für die der Westen ständig büßen muss. Heute beziehen sich diese Begriffe, wie Robert Conquest schrieb, auf „eine bösartige Kraft ohne Programm außer der Unterwerfung und Ausbeutung unschuldiger Völker“. Diese verbalen „Gehirnbremsen und Gedanken-Auslöscher“ dienen weiter „hauptsächlich dazu zu verwirren und natürlich den komplexen und notwendigen Prozess des Verstehens durch den einfachen und unnötigen Prozess des Aufstachelns zu ersetzen“.

Nirgendwo ist dieser Einblick wahrer als im israelisch-palästinensisch-arabischen Konflikt.

Getarnt als Antizionismus wurde Judenhass in das antikoloniale und antiimperiale Narrativ eingearbeitet, das nach dem Ersten Weltkrieg die westeuropäische Politik geformt hat. Die Schaffung eines jüdischen Staates in ihrer angestammten Heimat und legitimiert vom Völkerrecht und Verträgen, wurde von seinen Feinden und „Freunden“ in eine imperialistische Waffe gegen die nationale Selbstbestimmung der angeblich vertriebenen und „besetzten“ Bevölkerung gedreht. Israel wurde ein neokolonialer „Siedler“-Außenposten, der die Sehnsucht der unschuldigen Ureinwohner nach „nationaler Selbstbestimmung“ unterdrückt.

Man kann diese besondere historische Analyse in der Resolution der UNO-Vollversammlung von 1979 sehen, die eine Ausnahme zum Verbot von Geiselnahme, einer bei Terroristen beliebten Taktik, macht: Wenn die Geiselnehmer „in Ausübung ihres Rechts auf Selbstbestimmung gegen koloniale Besatzung und fremde Besatzung und gegen rassistische Regime“ kämpfen. Hier sehen wir die unheilvolle Verknüpfung angeblichen „Rassismus“ und boshaften „Kolonialismus“ mit der Idealisierung von „nationaler Selbstbestimmung“ nach Versailles, die die Vorwände zum Angriff auf den Staat Israel beinhalten – aber nur, wenn Westler zuhören. Ansonsten ist es, wie Yassir Arafat es ausdrückte, „Jihad, Jihad, Jihad“ vom „Fluss bis zum Meer“.

Und die Ausreden haben funktioniert: Ronald Reagans UNO-Botschafterin Jeane Kirkpatrick sagte einmal: „Der lange Marsch durch die UNO hat der PLO viele Vorteile beschert. Er hat ein Volk geschaffen, wo es keines gab; einen Anspruch, wo es keinen gab. Heute strebt die PLO an, einen Staat zu schaffen, wo es bereits einen gibt.“ Unsere Absprache im Lauf der Jahre bei diesem Angriff auf einen Verbündeten, diese Misshandlung eines „Freundes“, ist ein Fleck auf der Weste des Westens, der angesichts unseres unaufhörlichen Predigens und Brüstens mit der „auf Regeln basierenden internationalen Ordnung“ besonders unverschämt ist.

Endlich wurde in Kirkpatricks Äußerung auf die größte Lüge im antiisraelischen Katalog der Verleumdungen hingewiesen. Die Administration Biden hat gerade erst einen israelischen Minister öffentlich dafür verurteilt, dass er sagte: „So etwas wie Palästina gibt es nicht, weil es kein palästinensisches Volk gibt.“ Natürlich ist diese Aussage historisch richtig.

Faktisch ist es so, wie Sha’i ben-Tekoa in seiner dreibändigen Studie Phantom Nation dokumentiert, dass der erste Verweis auf „Palästinenser“ statt auf „Araber“ in einer UNO-Resolution drei Jahre nach dem Sechstage-Krieg erfolgte, was die internationale Anerkennung eines „palästinensischen Volks“ und Staats als eine weitere arabische Taktik zur Unterstützung im Westen markierte, mit dem eine Idee ausgenutzt wurde – Nationalismus – der dem traditionellen Islam fremd war. Davor war „palästinensisch“ ein geografischer Begriff, der eher auf Juden angewandt wurde. Zahlreiche Zitate arabischer Führer zeigen keinen einzigen Hinweis auf ein palästinensisches Volk, aber zahlreiche solche identifizieren die Einwohner des geografischen Territoriums Palästina als „Araber“.

Zum Beispiel sagte der Sekretär des Hohen Arabischen Rates Auni Abdel Hadi 1937: „Es gibt kein Land Palästina. ‚Palästina‘ ist ein Land, das die Zionisten erfunden haben. ‚Palästina‘ ist uns fremd.“ Der christliche Araber George Antonius, Autor des einflussreichen The Arab Awakening, sagte David Ben-Gurion: „Es gab keine natürliche Barriere zwischen Palästina und Syrien und es gab keinen Unterschied zwischen ihren Einwohnern.“ Später definiert er in seinem Buch Syrien als ein Gebiet einschließlich des Libanon, Palästinas und Jordaniens. In Zeugenaussagen für die UNO 1947 sagte der Hohe Arabische Rat: „Politisch sind die Araber Palästinas nicht unabhängig in dem Sinne der Bildung einer politischen Einheit.“

Dreißig Jahre später sagte Faruk Kaddoumi, damals der Chef der politischen Abteilung der PLO, gegenüber Newsweek: „Jordanier und Palästinenser werden von der PLO als ein Volk betrachtet.“ Ein paar Jahre später war Zouhair Muhsin, nach dem Sechstage-Krieg Mitglied des Exekutivrats der PLO, noch deutlicher: „Es gibt keine Unterschiede zwischen Jordaniern, Palästinensern, Syrern und Libanesen. Wir sind alle Teil einer Nation. Einzig aus politischen Gründen stellen wir sorgfältig unsere palästinensische Identität hervor… Ja, die Existenz einer separaten palästinensischen Identität dient nur taktischen Zwecken. Die Gründung eines Palästinenserstaates ist ein neues Werkzeug in der anhaltenden Schlacht gegen Israel.“

Die anhaltenden Äußerungen über ein palästinensisches Volk als eigenständige Nation, die ihre eigenen Grenzen und souveränes Territorium verdient, sind eine Taktik zur Verfolgung der Auslöschung Israels gewesen, indem der Kampf in westlichen Begriffen der „nationalen Selbstbestimmung“ und des Kampfs gegen Neo-Imperialismus ausgedrückt wird.

Dass der Westen diese Lüge seit fast 80 Jahren unterstützt und legitimiert hat, ist vielleicht die schlimmste Misshandlung Israels und seines Volks. In einer Zeit, in der Israel sich interner Spaltung gegenüber sieht, Krawallen, Terroranschlägen, einem Feind kurz davor Atomwaffen zu erlangen und einer amerikanischen politischen Partei, die mehr mit palästinensischen Arabern sympathisiert als mit Israelis, ist es widerwärtig, dass Biden sich in Israels Innenpolitik einmischt und auf in ihrer angestammten Heimat lebenden „Siedlern“ herumreitet. Und das ist keine Art einer großen Nation mit einem Freund und Verbündeten umzugehen.

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